Amazon entfesselt in der Serie «Hunters» die Nazi-Häscher
Eine jüdische Gruppe vergilt Gewalt mit Gegengewalt. Die Serie «Hunters» auf Amazon Prime Video ist klar von Quentin Tarantino und dessen Einflüssen inspiriert.
Das Wichtigste in Kürze
- «Hunters» handelt von jüdischen Nazi-Jägern.
- Al Pacino schlüpft für die Serie von Amazon in die Rolle des Anführers.
- Die Serie erinnert stark an Quentin Tarantino, ohne dessen Qualität zu erreichen.
Der junge Jonah Heidelbaum (Logan Lerman) hängt mit seinen Freunden rum, liest Comics oder geht ins Kino. Eines Abends wird seine Grossmutter Ruth (Jeannie Berlin) von einem Unbekannten ermordet.
Bei ihrer Beerdigung trifft er auf den exzentrischen Meyer Offerman (Al Pacino), der zusammen mit Ruth das Konzentrationslager überlebt hat.
Meyer bietet ihm die Möglichkeit für Rache. Jonah wird dafür ein Mitglied der «Hunters». Dies ist eine jüdische Gruppe voller Nazi-Jägern. Dabei gehen sie keineswegs zimperlich vor, was allerdings auch auf die Gegenseite zutrifft.
Ernsthaft gehaltene Schlachtplatte
Ein Häufchen unterschiedlicher Charaktere heizt den bösen Nazis ordentlich ein. Gibt es das nicht bereits? Filme wie «Das dreckige Dutzend» oder «Inglourious Basterds» sind Beispiele dafür
Die Macher von «Hunters», einer zehn Episoden umfassenden Serie auf Amazon Prime Video, haben sich von obgenannten Werken inspirieren lassen. Besonders Quentin Tarantino und dessen «Basterds» stehen sichtbar Pate für die serielle Schlachtplatte.
Neben dem abgewandelten Konzept ist auch die Bildsprache mitsamt ihren Bezügen auf die Popkultur abseits eines Massenpublikums inspiriert. Diese filmischen Stoffe aus der Grindhouse-Sparte gehören zu Tarantinos Einflüssen.
Amazon lässt in «Hunters» Grausamkeiten darstellen
Bei «Hunters» fliesst das lockere Festival der Referenzen allerdings nicht annähernd so homogen in die Handlung ein. Das liegt daran, dass sich die Serie trotz ihres grotesken Grundprinzips paradoxerweise viel zu ernst nimmt.
Die Gräueltaten der Nazis werden künstlich überhöht inszeniert. Oftmals folgt danach oder zuvor eine locker gehaltene Szene, welche den Übergang noch ungeschickter wirken lässt. Der ohnehin schleppend vonstatten gehende erzählerische Rhythmus leidet zusätzlich darunter.
Wenige Tage nach dem Erscheinen der Serie auf Amazon Prime Video haben Mitarbeiter der Gedenkstätte Auschwitz diese drastische Darstellungsweise kritisiert. «Hunters» vermittle dem Zuschauer wegen des sorglos wirkenden Umgangs ein verzerrtes Bild vom Holocaust.
David Weil – der Schöpfer von «Hunters» – hat sich daraufhin gegen die Kritiker verteidigt. Die Serie sei sinngemäss ein Unterhaltungsprodukt und trotz Inspiration von historischen Ereignissen keine Dokumentation.
Fazit
Amazon liefert mit «Hunters» ein interessantes Konzept, woraus allerdings zu wenig gemacht wird. Die Serie findet entgegen ihres lockerer gemeinten Stils nicht den richtigen Tonfall. Hier zeigt sich der Unterschied zu den Vorbildern aus dem Exploitation-Bereich: Die Unterhaltung stimmt dort trotz – oder gerade wegen – reisserischer Inhalte.