«Carnival Row» bei Amazon Prime: Das Staunen bleibt aus
In «Carnival Row» trifft Fantasy auf Gesellschaftspolitik. Die Handlung der Eigenproduktion von Amazon stolpert über eine langweilige Liebesgeschichte.
Das Wichtigste in Kürze
- Amazon erzählt in der Serie «Carnival Row» eine Fantasy-Liebesgeschichte.
- Die Hauptrollen spielen Cara Delevingne und Orlando Bloom.
- Nebst einer Romanze kommen Themen wie Ausgrenzung und gesellschaftliche Akzeptanz vor.
Mythische Kreaturen wie Feen, Trolle oder Faune wurden einst von den Menschen aus ihrem Lebensraum vertrieben. Statt frei zu sein, müssen sie nun in abgegrenzten Randbereichen dahinvegetieren. Mittendrin befindet sich die Elfe Vignette (Cara Delevingne). Sie sucht Unterkunft in der Stadt «The Burgue».
Dort trifft sie auf ihren tot geglaubten Liebhaber Philo (Orlando Bloom). Der Kommissar sucht gerade einen Mörder. Das Wiedersehen zwischen den beiden Turteltauben ist mit Hindernissen gepflastert.
Fantasy-Happen auf Amazon
Die Welt von «Carnival Row» ähnelt dem viktorianischen London. Die Gassen und Gebäude könnten auch aus englischen Serien über «Jack the Ripper» stammen.
Als Grundlage dient das Skript «A Killing on Carnival Row» des Drehbuchautors Travis Beacham («Pacific Rim»). Bereits vor 14 Jahren sollte die Geschichte als Spielfilm umgesetzt werden. Daraus wurde nichts. Nun hat Amazon daraus eine Serie für ihren Streaming-Dienst Prime Video gemacht.
Das Fantasy-Angebot des Online-Händlers ist recht überschaubar. Ein richtig dicker Brocken aus dem Hause Amazon kommt erst noch mit der seriellen Umsetzung von «Herr der Ringe». Die Vorbereitungen laufen derzeit. «Carnival Row» ist im Vergleich dazu ein kleiner Happen für Genre-Anhänger.
Eine gespaltene Gesellschaft
Die Geschichte von «Carnival Row» kreist um die komplizierte Beziehung zwischen Vignette und Philo. Dazwischen gibt es Nebenhandlungen, welche die sozialen Aspekte thematisieren. In der gespaltenen Gesellschaft der Serie lassen sich einige Parallelen zum heutigen Weltgeschehen finden.
So geht es unter anderem um Politik. Das Parlament in «Carnival Row» tagt über die Geschicke der ausgegrenzten Fabelwesen. Dabei werden Erinnerungen an die bisweilen tumultartigen Zustände in England geweckt.
Die Diskrepanz zwischen verschiedenen Ethnien steht ebenfalls im Raum. Ein reiches Geschwisterpaar erhält einen Faun als neuen Nachbarn. Unter den argwöhnischen Blicken seines Umfeldes versucht der Neuankömmling, sich einen Status aufzubauen.
All diese Erzählungen werden letztendlich mangelhaft aufgelöst. Stattdessen rückt die verkrampfte Romanze zwischen den blassen Hauptfiguren in den Vordergrund. Bloom und Delevingne können den Charakteren mit ihrer steifen Darbietung kaum Leben einhauchen.
Fazit
«Carnival Row» besitzt interessante Ansätze wie beispielsweise die düstere Umgebung mit einer Vielzahl an zwielichtigen Gestalten. Das Potenzial für eine Fabel mit gesellschaftskritischem Bezug ist durchaus vorhanden, wird aber nicht ausgeschöpft.
Die Handlung schweift oft in melodramatische Gefilde ab und lässt eine gewisse Schlüssigkeit vermissen. Bloom und Delevingne sind zudem keine optimale Besetzung. Somit kann sich die Serie in der ersten Staffel auf Amazon nicht richtig entfalten.