Netflix-Hit «Adolescence»: Expertin erklärt Kultur des Frauenhasses
Die Serie «Adolescence» schockiert mit der Geschichte eines 13-jährigen Mörders. Eine Expertin erklärt die Wurzeln des Frauenhasses in der Incel-Kultur.

Die Netflix-Serie «Adolescence» führt derzeit die Charts in 75 Ländern an. Sie wurde bereits 24 Millionen Mal abgerufen, wie «Radiomonster» berichtet.
Die Geschichte des 13-jährigen Jamie, der seine Mitschülerin aus Frauenhass tötet, hat einen Nerv getroffen.
Story von «Adolescence»
Die Serie zeigt erschreckend realistisch, wie Online-Radikalisierung und Misogynie die Jugend gefährden können. Jamie, brillant verkörpert von Newcomer Owen Cooper, wird nach der Tötung seiner Mitschülerin Katie verhaftet.

Die Ermittlungen enthüllen seine zunehmende Verstrickung in frauenfeindliche Online-Gemeinschaften.
Die Incel-Bewegung im Fokus
Der Begriff «Incel» steht für «involuntary celibate» (unfreiwillig enthaltsam) und bezeichnet Männer, die Frauen für ihr ungewolltes Single-Dasein verantwortlich machen. «Tagesschau» erklärt, dass in der Gedankenwelt der Incels drei Klassen von Männern existieren:
«Chads» (besonders attraktive Männer), «Normies» (normale Männer) und «Incels» (die vermeintliche Verlierergruppe).
Expertenblick hinter Frauenhass
Veronika Kracher, Expertin für die Incel-Kultur, lobt die Serie für ihre realistische Darstellung.
«Stern» zitiert sie: «Die Serie ist eine gute Warnung, weil sie zeigt, wie früh Online-Radikalisierung schon anfängt."
Sie fügt hinzu: «Und dass die Gefahr, die davon ausgeht, nicht unterschätzt werden darf.»
Sprache als Ideologie-Träger
Die Incel-Bewegung hat eine eigene Sprache entwickelt, die ihre Ideologie widerspiegelt.
Kracher erklärt gegenüber «Stern»: «Eine eigene Sprache, eigene Codes vermitteln zum einen ein Gefühl von Gemeinschaft: wir gegen die anderen. Und sie sind Ausdruck der Ideologie, die sich dahinter versteckt.»
Beispielsweise werden Frauen als «Femoids» bezeichnet, eine Kurzform von «Female Androids». Diese Sprache dient der Entmenschlichung und Abwertung von Frauen.
Alltäglicher Sexismus als Nährboden
Die Serie «Adolescence» zeigt eindrucksvoll, dass nicht nur extreme Online-Ideologien, sondern auch alltägliche Sexismen zur Radikalisierung beitragen können.
«Stern» hebt eine Schlüsselszene hervor. In dieser reagiert Jamie sehr verwirrt, als er gefragt wird, ob sein Vater weibliche Freunde habe.
Diese Szene verdeutlicht, wie tief misogyne Strukturen in der Gesellschaft verankert sind. Kinder lernen von ihrem Umfeld und übernehmen oft unbewusst sexistische Denkmuster.
Filmische Brillanz verstärkt die Botschaft
Regisseur Philip Barantini wählte einen ungewöhnlichen Ansatz für die Serie. Jede der vier Episoden wurde in einem einzigen, ununterbrochenen Take gedreht.
«Radiomonster» berichtet, dass diese One-Shot-Technik die Zuschauer unmittelbar in das Geschehen hineinzieht und die beklemmende Atmosphäre intensiviert. Die filmische Qualität und die erschütternde Darstellung von Owen Cooper haben der Serie Bestnoten eingebracht.

99 Prozent auf Rotten Tomatoes und 90 Punkte auf Metacritic unterstreichen die aussergewöhnliche Qualität.
Netflix-Hit greift wichtiges Thema auf
«Adolescence» ist mehr als nur eine Serie. Sie ist ein Weckruf, der die Gefahren von Online-Radikalisierung und tief verwurzeltem Sexismus in unserer Gesellschaft aufzeigt.
Die realistische Darstellung und die eindringliche Erzählweise machen die Serie zu einem wichtigen Beitrag über Frauenhass und dessen Ursprünge.