90 Jahre Micky Maus: Grosse Ausstellung im Disney-Museum

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USA,

Eine Maus machte Walt Disney berühmt: nun ehrt das Disney-Museum die 90 Jahre alte Cartoon-Figur Micky Maus mit einer umfassenden Schau. Der deutsche Disney-Zeichner Andreas Deja hat dafür seltene Stücke aus aller Welt beschafft.

Disney-Zeichner und Kurator Andreas Deja in der Ausstellung. Foto: Barbara Munker
Disney-Zeichner und Kurator Andreas Deja in der Ausstellung. Foto: Barbara Munker - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ohne die kleine Maus würde es Disney-Hits wie «Bambi, «Schneewittchen» und «Das Dschungelbuch» vermutlich nicht geben.

Denn mit Micky Maus in «Steamboat Willie», in Schwarz-Weiss und nur acht Minuten lang, fing alles an.

Es war einer der ersten Zeichentrickfilme mit Ton, der im November 1928 in einem New Yorker Kino Premiere feierte. «Das war der Clou und schlug voll rein, ein Riesenerfolg», erzählt der deutsche Trickfilm-Zeichner Andreas Deja.

Deja (62), Kurator der Ausstellung «Mickey Mouse: From Walt to the World» im Walt Disney Family Museum in San Francisco, muss es wissen. 30 Jahre lang war er Chefzeichner in Hollywoods Disney Studios, arbeitete dort ab 1980 an berühmten Figuren wie «Roger Rabbit», Jafar aus «Aladdin», Scar aus «Der König der Löwen» und natürlich auch an der weltberühmten Maus.

Zu Ehren der 90 Jahre alten Figur hat der aus Dinslaken stammende Wahl-Kalifornier mehr als 400 Exponate zusammengetragen, darunter Filmszenen, Comics und seltene Spielzeuge. In Archiven, bei Sammlern und Familienangehörigen spürte er vergilbte Skizzen und andere Mäuse-Raritäten auf, viele sind nun erstmals öffentlich zu sehen.

Auf den ersten Blick ist Micky ganz einfach gestrickt: ein grosser Kreis, zwei kleine Kreise als Ohren, dazu eine pfiffige Stupsnase. «Aber gar nicht so leicht zu zeichnen, wenn man ein Gefühl für diese fleischigen Finger und die weichen Füsse vermitteln will», meint Deja.

Für den damals 27-jährigen Walt Disney war die Maus eine Notlösung. Er hatte gerade die Rechte für seinen bis dahin erfolgreichen Comic-Hasen Oswald verloren und brauchte eine neue Figur. Der zunächst geplante Namen Mortimer Mouse gefiel Disneys Frau Lillian allerdings nicht. Der Mäuserich wurde Mickey Mouse getauft - auf Deutsch: Micky Maus.

Disney habe Mickys Persönlichkeit entwickelt und dabei auf sich selbst geschaut, erzählt Deja. «Denn Micky ist clever und sehr erfindungsreich, nicht so tölpelhaft wie Donald Duck oder dumm wie Goofy». Disney machte anfangs auch einige Skizzen, aber dann habe er schnell herausgefunden, dass andere Leute besser zeichnen, als er selbst, sagt der Kurator. Vor allem Ub Iwerks, ein Zeichner mit ostfriesischen Wurzeln. «Der war so schnell, der konnte pro Tag bis zu 600 Zeichnungen machen», begeistert sich Deja. Er präsentiert den Besuchern faszinierende Skizzen aus Mickys Anfangsjahren.

In einem anderen Ausstellungsraum ertönt die merkwürdig quietschende Mäusestimme - von Walt Disney. 15 Jahre hat der Filmproduzent seine Lieblingsfigur selbst vertont, nach ihm gab es nur vier weitere Sprecher. Auch bei dem heutigen Disney-Chef Bob Iger wurde Deja fündig. Er steuerte ein Micky-Maus-Bild des britischen Künstlers Damien Hirst als Leihgabe bei. In der Ausstellung sind auch Andy Warhol, Wayne Thiebaud und der Österreicher Gottfried Helnwein mit einem riesengrossen Porträt eines grimmig grinsenden Micky vertreten.

Ein Raum widmet sich ganz dem abendfüllenden Spielfilm «Fantasia» von 1940, in dem Micky als Zauberlehrling auftaucht. Ein anderer ist mit Dutzenden Spielzeugen und anderen Mouse-Raritäten aus aller Welt gefüllt: Micky als Rosenthal-Porzellanfigur aus den 1930er Jahren, als Marionette oder als Motiv für eine Armbanduhr, die 1938 gerade mal drei Dollar kostete.

Deja kann sich an seinen ersten Micky-Maus-Schatz noch gut erinnern. «Das war eine bunte Geldbörse mit dem Bild von Micky, die hatte ich schon im Kindergarten», erzählt der 1957 geborene Disney-Fan. Später habe er «völlig fasziniert» Mäuse-Cartoons auf dem Schwarz-Weiss-Fernseher geschaut. Mit zehn Jahren sah er «Dschungelbuch», ein Jahr später wurde Micky Maus 40 Jahre alt.

Die Idee für eine umfassende Micky-Maus-Ausstellung stammte von Walt Disneys Tochter Diane, die 2013 im Alter von 79 Jahren starb. Zwei Jahre vor ihrem Tod hätte sie ihm den Vorschlag unterbreitet. «So etwas kann man natürlich nicht ausschlagen», sagt Deja.

Über die Jahrzehnte hinweg hat sich der Mäuserich mit den roten Hosen, weissen Handschuhen und den grossen schwarzen Ohren ein wenig verändert. Anfangs frecher und dünner, später etwas rundlicher und netter, aber er ist immer Kult geblieben. «Micky Maus ist nicht nur die Symbolfigur für Disney, er ist das Symbol für den Trickfilm schlechthin», würdigt Deja den Zeichentrick-Superstar, der die Welt seit 90 Jahren zum Lachen bringt.

Bis Januar 2020 will das Disney-Museum in San Francisco die «Mickey Mouse: From Walt to the World»-Ausstellung zeigen. Auch mit einem seltenen Exponat, auf dem der Mäuserich weint. Nach dem Tod seines Schöpfers im Dezember 1966 vergiesst Micky Maus auf dem Cover der französischen Illustrierten «Paris Match» ausnahmsweise Tränen.

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