Zwischen begeisterten Fanreaktionen und besorgniserregenden Vorfällen bewegten sich die jüngsten Auftritte der Böhsen Onkelz auf der Berliner Waldbühne.
Sänger Kevin Russell von den Böhsen Onkelz bei einem Konzert 2017 in Leipzig. Foto: Alexander Prautzsch/dpa
Sänger Kevin Russell von den Böhsen Onkelz bei einem Konzert 2017 in Leipzig. Foto: Alexander Prautzsch/dpa - dpa-infocom GmbH

Die Böhsen Onkelz, eine der meistdiskutierten deutschen Bands, führten auf der renommierten Berliner Waldbühne gleich zwei Konzerte durch, wie «Der Westen» und «Berlin Live» berichten. Diese Band, die sich vor geraumer Zeit von ihrer rechten Vergangenheit distanziert hat, hat sowohl eine sehr loyale Fangemeinde, als auch entschiedene Kritiker.

Kontroverse Reaktionen

Die Reaktionen der Fans in den sozialen Medien auf die Konzerte waren gemischt. Während einige das Event lobten und ihre Gänsehaut-Momente teilten, kam es bei anderen zu unangenehmen Begegnungen.

Mögen Sie die Böhsen Onkelz?

Es gibt Berichte über Fans, die während eines Songs, in welchem die Band sich explizit von der rechten Szene distanziert, demonstrativ schwiegen. Zudem wurden aus derselben Gruppe «Sieg Heil»-Rufe vermeldet und ein Fan soll den rechten Arm zum Gruss erhoben haben, merkt die «Berliner Morgenpost» im Zusammenhang mit den Konzerten an.

Aufruhr und Sicherheitsprobleme

Ein Konzertbesucher äusserte auf Instagram nach den Konzerten seine Besorgnis über das Verhalten einiger Fans, wie «Berlin Live» berichtet. Er kritisierte jene, die durch übermässigen Alkoholkonsum ihre Kontrolle verloren und berichtete von gefährlichen Situationen auf den steilen Rängen der Waldbühne.

Dieser Fan, welcher mit seinem Sohn das Konzert besucht hatte, erzählte von mehreren Vorfällen, in denen Betrunkene auf andere Konzertteilnehmer fielen, und darüber, dass sein Sohn infolgedessen nicht mehr das Concert geniessen konnte.

Die Band bleibt unbeeindruckt

Trotz dieser gemischten Reaktionen und berauschtem Benehmen einiger Fans, lobte die Band laut der «Berliner Morgenpost» die Stimmung in der Waldbühne, und scheint nichts von den beunruhigenden Vorfällen mitbekommen zu haben. Dieses Verhalten widersprach dem Konzept einer grossen Familie, welches die Fans der Böhsen Onkelz normalerweise kennzeichnet, so ein besorgter Elternteil.

Rechtsextreme Vergangenheit und Distanzierungsphase

Mit Texten wie «Türken raus» und «Deutschland den Deutschen», gewann die Band Popularität in der rechtsextremen Skinhead Szene. Trotzdem begannen die Bandmitglieder Ende 1984, sich davon zu distanzieren. Interne Vorfälle, strenge Dresscodes und das Gefühl, ihren rebellischen Spirit zu verlieren, führten dazu.

Berliner Waldbühne auf Karte
Die Waldbühne befindet sich im Westen von Berlin. - Open Street Map

Das Band-Verhalten und die rechtsextremen Parolen einiger Fans während eines Konzerts am 9. November 1985 in Berlin markierten einen Wendepunkt, der die Onkelz endgültig dazu brachte, sich von der Skinhead Szene abzuwenden.

Trotz ihrer kontroversen Vergangenheit und dem rechtsextremen Hintergrund, haben die Böhse Onkelz eine grosse Fangemeinde aufgebaut. Das erste Studioalbum «Der nette Mann», dass Punk- und New-Wave-Einflüsse aufwies, brachte ihnen einen Kultstatus in der Skinhead-Szene ein. Das Album wurde jedoch wegen gewaltverherrlichender und nationalsozialistischer Inhalte verboten und bundesweit beschlagnahmt.

Abkehr von der Skinhead-Szene

Sie trennten sich 1985 von ihrem bisherigen Label, da dessen Fokus auf neonazistische Veröffentlichungen gerichtet war und es finanzielle Differenzen mit dem Label-Chef gab. Diese Trennung und das Verhalten des Publikums bei ihrem letzten Konzert vor reinem Skinhead-Publikum in Berlin brachte den Wendepunkt und leiteten ihre komplette Abkehr von der Skinhead Szene und deren rechtsextremer Ideologie ein.

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