Super Bowl in den USA: Geimpfte und Dichterin zuerst!
Der Super Bowl ist nicht nur ein riesiges Sportereignis und eine Gelddruck-Maschine, sondern jedes Jahr auch ein Blick in die amerikanische Seele. Dieses Mal wirbelt die Corona-Pandemie einige Traditionen durcheinander.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 7. Februar richten sich die Augen von Millionen Football-Fans auf das Super-Bowl-Duell zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Kansas City Chiefs - alle anderen warten derweil auf die Halbzeitshow und das Gewitter aus Werbespots.
Das Football-Finale gibt immer auch ein wenig Einblick in die amerikanische Seele - und so wird das Mega-Sportevent in diesem Jahr als Corona-Variante daherkommen. Trotzdem erwartet die Zuschauer auch abseits des Sports Einiges.
TRIBUT AN DIE MEDIZINISCHEN ANGESTELLTEN
Mit Massenveranstaltungen ist es in der Pandemie bekanntlich so eine Sache. Glück im Unglück ist dabei für die Veranstalter des Super Bowls, dass es in den USA bereits Millionen Menschen gibt, die vollständig geimpft sind. 7500 medizinische Angestellte wurden von der nordamerikanischen Football-Liga NFL als Gäste nach Tampa (Florida) eingeladen. Eine Win-Win-Situation vor allem auch für die mit Spannung erwartete Halbzeitshow, bei der ein leeres Stadion nicht gerade zur Partystimmung beitragen würde.
DIE HALBZEITSHOW
Wer es als Künstler in die Pause des Super Bowl schafft, hat eigentlich alles erreicht. Mehr Menschen als bei der kurzen Show werden ihnen vermutlich niemals wieder zuschauen. Jedes Jahr sind es um die 100 Millionen alleine in den USA - und die Einschaltquote kann im Vergleich mit dem eigentlichen Spiel dabei sogar noch ansteigen. Dieses Jahr wird der kanadische Superstar-Sänger The Weeknd («Blinding Lights») auftreten, der als Musik-Avantgardist die US-Industrie in den vergangenen Jahren massgeblich mitprägte.
Der 30-Jährige tritt die Nachfolge von Shakira und Jennifer Lopez an, die vergangenes Jahr beim Super Bowl für Aufsehen gesorgt hatten. Vor allem der Auftritt Lopez' zog Diskussionen über den scheinbar makellos jugendlichen Körper nach sich. Die heute 51-Jährige sang zuletzt bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden.
In der Halbzeit auf einer der grössten Bühnen der Welt zu stehen ist dabei nicht nur riesige Ehre und weiterer Karriereschub, sondern kann auch im Eklat enden, was Justin Timberlake 2004 erlebte. Der Sänger riss damals am Oberteil von Duett-Partnerin Janet Jackson und entblösste dabei ihre Brust. Das konservative Amerika schäumte wochenlang über das «Nipplegate». Der scheinbar geplante Zwischenfall wurde später als «Fehler in der Garderobe» dargestellt.
Und dass die Show in der Mitte des Mega-Events auch Stars richtig nervös machen kann, verriet US-Sängerin Gwen Stefani über ihren Auftritt vor 18 Jahren: «Es war eigentlich eine Nummer zu gross für mich damals», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Ich glaube, heute könnte ich einen besseren Job machen.»
DIE DICHTERIN
Eine Dichterin beim Super Bowl? Mag sich anhören wie Debattierclub im Bierzelt, wird aber mit Amanda Gorman Wirklichkeit: Die - seit der Amtseinführung Bidens - Frau der Stunde wird laut der NFL vor dem Spielstart ein Gedicht vortragen, in dem es um die herausragenden Leistungen der «essenziellen Arbeiter» in der Pandemie gehen soll. Gorman war der heimliche Star bei der Amtseinführung vor wenigen Tagen. Mit einem Gedicht, in dem sie ihre eigene Lebensgeschichte mit der harten sozialen Realität Amerikas verwebt, sorgte die erst 22-jährige Poetin in Washington für den wohl aufsehenerregendsten Auftritt.
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Faustregel im US-Sport ist: Wenn irgendwo noch ein Sponsorenname oder eine Reklame hinpasst, wird es gemacht. Im amerikanischen Profi-Football richten sich sogar der Spielablauf und die Pausen zwischen den Spielzügen nach der Länge der eingeblendeten Werbungen. Doch im Pandemie-Jahr gibt es auch hier Veränderungen.
Normalerweise lassen sich die grössten Unternehmen ihre eigens für den Super Bowl produzierten Reklamen Millionen kosten - nicht zuletzt müssen sie schon für 30 Sekunden Sendezeit über fünf Millionen Dollar hinlegen. Doch für das 55. Football-Finale hat eine Reihe von Konzernen angekündigt, keine Spots ins Rennen zu schicken.
Unter ihnen ist neben Coca-Cola und Pepsi auch der Bierhersteller Budweiser, der das Geld eigenen Angaben zufolge lieber für Aufklärung zur Covid-19-Impfkampagne ausgeben will. Das Unternehmen kündigte den Schritt passenderweise in einem eigenen Werbevideo an, das die Widerstandsfähigkeit der USA in der Pandemie preist.