99%-Initiative: «Start-up-freundliche Umsetzung zu erwarten!»
Wird die 99%-Initiative die Start-up-Szene zerstören? Kommt darauf an, wen man fragt. SP-Grossrat und Start-up-Gründer Daniel Sägesser verneint jedenfalls.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem Ja zur 99%-Initiative der Juso würd Kapitaleinkommen stärker besteuert.
- Daran stört sich die Start-up-Szene, die eine Einschränkung der Investitionen befürchtet.
- Ein SP-Politiker und Unternehmer widerspricht. Das sei «überhaupt kein Thema».
Daniel Sägesser sitzt für die SP im Grossen Rat von Basel-Stadt. Er ist «Cleantech-Unternehmer», Chief Operations Officer der Megasol AG. Das Unternehmen produziert Solarmodule, ist seit seiner Gründung sehr stark gewachsen und auch international tätig.
Doch Sägesser hat seine Wurzeln in der Start-up-Szene. Und unterstützt die 99%-Initiative, die 2019 von der Juso eingereicht wurde. Die Argumentation des Nein-Lagers, die Initiative schade den Start-ups, stört ihn deswegen.
«Kein Start-up-typisches Thema»
Auf Anfrage erklärt der Unternehmer spürbar erhitzt, weswegen die 99%-Initiative den Start-up-Standort Schweiz nicht weniger attraktiv macht. «Sehr hohe Kapitaleinkommen sind per se kein Start-up-typisches Thema», sagt Sägesser. «Fünfzig Prozent der Start-ups überleben nicht einmal die ersten fünf Jahre.» Gewinnausschüttungen seien deswegen «in den allermeisten Fällen überhaupt kein Thema in der Start-up-Phase.
Zudem wäre eine «pragmatische und Start-up-freundliche Umsetzung» der Initiative bei einem Ja nicht nur unproblematisch, sondern auch «absolut zu erwarten». «Der Initiativ-Text ist sehr offen formuliert», führt der SPler aus. «Sowohl die Höhe der Freigrenze als auch alle weiteren Einzelheiten regelt das Gesetz. Welches dann vom bürgerlich dominierten Parlament in Bern formuliert wird.»
99%-Initiative sogar gut für Start-ups?
Eine hohe Kapitaleinkommenssteuer hätte Sägesser «auf keinen Fall» davon abgehalten, zu seiner Zeit Start-ups zu gründen. «Als Gründer hat man – selbst in der Start-up-freundlichen Schweiz – ganz andere Sorgen», so der Basler. «Der Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften oder gute und bezahlbare Geschäftsliegenschaften und so weiter.»
Die 99%-Initiative entlaste tiefere und mittlere Steuerklassen, sagt Daniel Sägesser. «Das stärkt die Kaufkraft dieser Menschen, was gut ist für die Wirtschaft, KMU und auch Start-ups.»