«Arena»: Klima-Aktivismus spaltet die Geister
Die «Arena» drehte sich am Freitagabend um das Thema des Klima-Aktivismus. Ging die Aktion der Jugendlichen in Bern zu weit?
Das Wichtigste in Kürze
- In der «Arena» wurde die Bundesplatz-Aktion der Klima-Aktivisten diskutiert.
- Gegner sahen die Besetzung als «Angriff auf den Schweizer Rechtsstaat».
- Befürworter hingegen bezeichneten sie wegen der herrschenden Klimakrise als «legitim».
In dieser Woche hatte vor allem ein Thema die Schlagzeilen der Schweizer Medienlandschaft dominiert: Die Besetzung des Bundesplatzes durch die Klima-Aktivisten.
Der Bewegung «Rise Up For Change» gelang es mit einem Schlag, das Klima wieder ins Rampenlicht zu rücken. War die Besetzung also ein Coup? Oder doch eher ein Angriff auf unsere Demokratie?
Genau um diese Fragen drehte sich die «Arena» vom Freitagabend. Die SRF-Sendung war mit Spannung erwartet worden, da sie bereits im Voraus für Gesprächsstoff sorgte.
Die jungen Aktivisten hatten nämlich keine Lust auf eine Diskussion mit SVP-Nationalrat Roger Köppel. Deshalb zogen sie die Teilnahme ihrer Vertreterin zurück. Als Ersatz wurde Ronja Jansen eingeladen.
Gemeinsam mit Balthasar Glättli (Grüne) versuchte die Juso-Chefin die Aktion der Aktivisten zu rechtfertigen. Auf der anderen Seite der Gesprächsrunde hielten FDP-Fraktionspräsident Beat Walti und eben Roger Köppel dagegen.
Roger Köppel greift in der «Arena» die Berner Stadtregierung an
Zum Voraus: Die erwartete «Hetze» blieb aus. Auch die Existenz der Klimakrise wollte niemand vor laufender Kamera bestreiten. Roger Köppel verzichtete gar grösstenteils auf direkte Kritik an der Klima-Jugend.
Stattdessen griff der SVP-Nationalrat die Berner Stadtregierung und den Stadtpräsidenten Alec von Graffenried an. Köppel enervierte sich darüber, dass die Klima-Aktivisten während der illegalen Besetzung sogar mit «Strom und Wasser» versorgt wurden.
«Hier stimmt einfach etwas nicht mehr. Der Rechtsstaat wackelt, das finde ich eine gefährliche Entwicklung», so der Weltwoche-Chef.
Später fügte er hinzu: «Man muss kritisieren, wenn 16-Jährige plötzlich die politische Agenda bestimmen. Kinder haben immer das Gefühl, sie hätten die absolute Wahrheit auf ihrer Seite. Aber der Rechtsstaat gilt für alle».
Jansen: Demonstration der Klima-Aktivisten war «legitim»
Dass das Bundesplatz-Demonstrationsverbot mit dem Klima-Camp verletzt wurde, war in der Gesprächsrunde unbestritten. Glättli und auch Jansen gaben aber zu Protokoll, dass die Demonstration wegen der herrschenden Klimakrise «legitim» war.
Jansen hielt fest, dass die Vergangenheit gezeigt habe: «Viele wichtige Errungenschaften wurden erst durch den Druck von der Strasse möglich». Die Juso-Chefin erwähnte dabei etwa den «Marsch auf Bern».
Zur Erinnerung: Am 1. März 1969 demonstrierten 5000 Frauen und Männer für das Frauenstimmrecht vor dem Bundeshaus in Bern. «Das war damals auch ziviler Ungehorsam», so Jansen.
Familienvater Beat Walti sagte, dass er eine Teilnahme seiner Kinder an einer solchen Demonstration «kritisch kommentiert» hätte. «Dass man Regeln einhalten muss, ist selbstverständlich. Wenn man diese ignoriert, geht es zum Schluss auf Lasten der Schwächeren.»
Der FDP-Fraktionspräsident nervte sich darüber, dass die Klima-Aktivisten ihre Teilnahme an der «Arena» zurückzogen hatte. «Ich finde es ehrlich gesagt mega schwach und es zeigt eben auch, dass gar keine Diskussion gewünscht ist».
Berner Stapi: «Sind in der Schweiz und nicht Weissrussland»
Balthasar Glättli nahm die Klima-Aktivisten in der «Arena» in Schutz. Er sprach von «Disziplin und Anstand», den er auf dem Bundesplatz erlebt hatte. Er betonte, er habe die Jugendlichen gar als sehr «erwachsen» erlebt. Mehr als die zahlreichen Politiker, die sich diese Woche ausfällig und beleidigend geäussert hätten.
Der Grünen-Präsident, der sich mehrmals zu den Aktivisten gesellte und mit ihnen das Gespräch suchte, hielt fest: «Ich wusste nicht, dass die Aktion geplant war».
Auch der Berner Stapi Alec von Graffenried, selbst ein Grüner, sagte, er habe von der Aktion nichts gewusst. Er reagierte auf die Kritik von Köppel und hielt fest: «Wir haben sie nicht mit Wasser oder Strom versorgt, das haben sie sich selbst besorgt».
Der Stapi wehrte sich in der «Arena» auch gegen den Vorwurf, man habe die Aktivisten zu lange gewähren lassen. «Wir sind hier in der Schweiz und nicht in Weissrussland, wir wollten nicht einfach ‹drii schiesse› und den Platz räumen. Das wäre nicht ‹schweizerisch›. Wir wollten es sauber machen, mit den Leuten zusammen.»