«Arena»: SP-Pult wegen Frauenticket in Kritik
In der «Arena» verteidigt Jon Pult das Frauenticket der SP. Es sei eine Ohrfeige und eine Beleidigung für alle Frauen, findet Mitte-Gmür.
Das Wichtigste in Kürze
- In der «Arena» wird das Frauenticket der SP diskutiert, Jon Pult rechtfertigt sich.
- Mitte-Gmüt, FDP-Sauter und SVP-Gutjahr sehen die Notwendigkeit dafür nicht.
- Auch Daniel Jositsch wiederholt seinen Vorwurf der Diskriminierung.
In dreieinhalb Wochen wählt das Parlament zwei neue Personen in die Landesregierung. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wird darunter eine SP-Frau sein. Dies will die Parteileitung mit einem reinen Frauenticket erreichen. Dieses aber führt zu Diskussionen, einer Kandidatur gegen den Willen der Partei-Spitze und viel Kritik.
In der gestrigen «Arena» musste Jon Pult diese als SP-Vizepräsident einstecken. Es sei undemokratisch, sagt SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr. Diese «einseitige Diskriminierung» sei nicht in Ordnung und habe nichts mit Gleichstellung zu tun.
Mitte-Ständerätin Andrea Gmür findet die Ankündigung des reinen Frauentickets schockierend. Denn sie suggeriere, dass es nur dann zwei Frauen aufs Ticket schaffte, wenn nur Frauen die Chance bekämen. «Können wir Frauen uns nur dann durchsetzen, wenn die männliche Konkurrenz ausgeschaltet wird?» So wie es die SP handhabe sei es «eine Beleidigung für die Frauen».
Auch Regina Sauter sagt, dass die SP damit den Frauen keinen Gefallen mache. Denn die Frauen, die zur Diskussion stünden, wären auch ohne Quote aufs Ticket gekommen. «Jetzt hat man das Gefühl, dass die Frauen nur auf dem Ticket sind, weil Frauen auf dem Ticket sein müssen.» Gutjahr wirft ein: «Ihr habt gute Kandidatinnen, weshalb habt ihr Angst?»
Die Kandidatinnen seien so gut, dass es «peinlich» sei, dass die SP eine Quote gemacht habe, sagt Gmür. Es sei «eine Ohrfeige». Sie würden auf ihr Frausein reduziert.
Jon Pult rechtfertigt sich: Die SP sei die «Gleichstellungspartei», seit über 30 Jahren habe man praktisch immer einen Mann und eine Frau im Bundesrat. Es sei wichtig, eine linke, progressive Frau in der Landesregierung zu haben. Denn die Gleichstellung sei noch stark zurückentwickelt, es gebe grossen Aufholbedarf.
«Arena»: Gmür wirft SP-Pult vor, Klischees zu bedienen
Es sei wichtig, eine linke, progressive Bundesrätin zu haben, die sich um die Themen kümmere, sagt Pult und listet auf: Rentenlücke, Lohnungleichheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, oder auch die Gewalt gegen Frauen. Die Rechtfertigung kommt aber nicht gut an.
«Jon Pult bedient das Klischee, dass es progressive Frauen braucht, um diese Themen anzugehen», wirft Gmür dem SP-Vizepräsidenten vor. Sie erwarte, dass die Regierungsmitglieder unabhängig ihres Geschlechts die genannten Probleme bekämpften.
Bislang habe es fünf gemischte Kandidatentickets für den Bundesrat gegeben, sagt Pult. Nur einmal sei da eine Frau gewählt worden. Um das Ziel, eine progressive Frau im Bundesrat zu haben, zu erreichen, sei deshalb das reine Frauenticket der sicherste Weg.
Auch Gutjahr wirft Pult nun vor, Klischees zu bedienen. Die SP sage, dass Frauen zu schwach seien und unterstützt werden müssten. Sauter ergänzt: «Wenn ihr eine gute Auswahl präsentiert, braucht es keine Zwängerei». Die Bundesversammlung könne die richtigen Schlüsse ziehen, auch wenn es um eine angemessene Vertretung gehe.
Jon Pult in der «Arena»: «Berechtigte Ungleichbehandlung»
Obwohl die Parteileitung nur Frauen-Kandidaturen will, stellt sich der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch zur Verfügung. In der «Arena» erklärt er, dass kein Politiker davon träume, Bundesrat zu werden. Es sei ein «extremer Stressjob» und sehr kräftezehrend, aber auch eine Herausforderung, die er annehmen möchte. Wegen seines Alter sei es wohl seine letzte Chance, in die Landesregierung zu kommen.
In einem SP-Reglement werde festgehalten, wer Bundesrat werden könne. Dies seien unter anderem alle Mitglieder der Bundesversammlung, erklärt Jositsch. Dies könne man nicht einfach so und in diskriminierendem Sinne ändern. Dass er von der SP-Spitze wegen eines biologischen Merkmals ausgeschlossen werde, sei «diskriminierend».
Jon Pult spricht von einer «begründeten Ungleichbehandlung». Gemäss dem Gleichstellungsgesetz seien Massnahmen, die der Umsetzung der Gleichstellung dienten, nicht diskriminierend. Das reine Frauenticket sei eine solche Massnahme und notwendig.
Am Schluss sei es aber bloss ein Vorschlag des Fraktions- und des Parteipräsidiums, so Pult. Am Ende entscheide die Fraktion, wer aufs Ticket komme.