Autobahn-Ausbau: Schweizer finden, «das Land wachse zu schnell»
Das Nein zum Autobahn-Ausbau ist laut einem Politikanalysten in erster Linie ein Triumph für das ökologische Lager. Es gehe aber auch um «Wachstumsschmerzen».
Das Wichtigste in Kürze
- Warum haben die autfreundlichen Schweizer den Autobahn-Ausbau abgelehnt?
- Ein Experte spricht vom Sieg des ökologischen Lagers, aber auch von «Wachstumsschmerzen».
Eigentlich sollte es ein Selbstläufer sein – zum Schluss stand eine Pleite für den Bundesrat und das Parlament zu Buche: Die Schweiz lehnte am Abstimmungssonntag den Autobahn-Ausbau mit 52,7 Prozent ab.
Es ist eine kleine Überraschung, denn Infrastrukturvorlagen auf nationaler Ebene haben bisher immer eine Mehrheit gefunden. Vor allem, wenn dabei alle Landesteile profitieren. Was lief für Verkehrsminister Albert Rösti also bei dieser Volksinitiative falsch? Wie ist das Nein zu deuten?
Gegenüber dem «Bund» sagt Politikanalyst Michael Hermann, dass die Entscheidung in erster Linie ein Triumph für das ökologische Lager sei. Das Nein zum Autobahn-Ausbau stehe für Naturschutz und gegen mehr Autoverkehr.
Hermann betont aber auch, dass sich diese Argumente durchaus mit einem «wachstumskritischen Moment» mischen würden. In ihren Befragungen würden sie deutlich sehen, dass die Schweiz unter «Wachstumsschmerzen» leide, so der Experte.
Konkret sagt der Geschäftsführer des Forschungsinstituts Sotomo: «Viele Menschen haben das Gefühl, das Land wachse zu schnell. Sie fürchten sich vor einer immer graueren, zubetonierten Schweiz.»
«SVP wird versuchen, diese Niederlage in einen Erfolg umzumünzen»
Die Linke interpretiert das Nein zum Autobahn-Ausbau in ersten Reaktionen als Votum für den Klimaschutz. Die SVP hingegen sieht darin eine Kritik an der Zuwanderung. Laut Hermann, haben beide Lager «bis zu einem gewissen Grad» recht.
Im Moment gehe es aber eher um das bauliche Wachstum – weshalb eher die Linke von den Wachstumsschmerzen profitiere. «Neben dem Verkehr zeigt sich das auch beim Mietthema.»
Laut dem Experten sei es aber klar, dass die SVP nun versuchen werde, diese Niederlage «in einen Erfolg umzumünzen». «Dass sie das Nein brauchen wird, um damit für ihre 10-Millionen-Initiative zu werben.»