Beat Jans schmuggelte sich 2001 ans WEF – als Manager verkleidet!
Der frisch gebackene Bundesrat Beat Jans war einst ein echter Lausbube: 2001 schmuggelte er sich ans Weltwirtschaftsforum. So beschreibt er seinen Streich.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern Mittwoch wird Beat Jans im dritten Wahlgang in den Bundesrat gewählt.
- Früher schlich der Stadtbasler «Lausbube» als Kapitalist verkleidet ans WEF in Davos.
- Heute blickt er lachend auf die Episode zurück und erklärt: «Wir sind selber erschrocken!»
Erst im dritten Wahlgang fiel die Entscheidung – die Vereinigte Bundesversammlung wählt Beat Jans zum Nachfolger von Alain Berset: Nach über 50 Jahren Abwesenheit kehrt der Kanton Basel-Stadt in die Landesregierung zurück.
Jans verfügt über die nötige Exekutiv-, Legislativ- und Lebenserfahrung: Obwohl der Stadtbasler Regierungspräsident als strammer Sozialdemokrat zu verstehen ist, ist er kein einstmaliger Jungsozialist, kein ehemaliger Armeegegner.
Beat Jans als «Lausbub»
Doch auch der ausgebildete Landwirt hatte es einst faustdick hinter den Ohren – ein «Lausbub», wie «SRF» sagt.
Im Jahr 2001 schleicht sich der damalige Präsident der SP-Basel-Stadt in den stacheldrahtgesäumten Hochsicherheitstrakt des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos: «Ohne Bewilligung und ohne weitere Probleme», wie Jans damals in einem Gastbeitrag in der «Basler Zeitung» erklärte.
Man schnalle sich einen Bauch aus Schaumgummi um und ziehe sich Hemd, Krawatte und Nadelstreifenanzug über. Anschliessend dekoriere man die Verkleidung mit Goldschmuck, Uhren und Villiger-Zigarren. Ein übergeworfener Mantel und eine Sonnenbrille vor den Augen vervollständigten die Maskerade als «fette Kapitalisten».
«Wir sind selber erschrocken!»
«Meine Kollegen und ich grüssten die Wachen freundlich und marschierten ins bestbewachte Gelände der Schweizer Nachkriegsgeschichte ein», schrieb Jans damals. Die Wachposten hätten keinerlei Anstalten gemacht, «drei normal gekleidete Männer» zu kontrollieren – «sie hielten uns wohl für grosse Staatsmänner.»
In dieser Maskerade fanden sich Jans und seine Mitstreiter von «Friends of the Earth» plötzlich jenseits des Stacheldrahtes wieder. Dort verteilten sie Handzettel und amüsierten sich prächtig. «Letzteres war ein Fehler. Humor ist verdächtig: Polizisten führten uns ab, fotografierten unsere Schaumgummibäuche, unsere Verbrechermienen und legten Akten an», erklärte er im Gastbeitrag.
Heute blickt Bundesrat Jans mit einem Lächeln auf die Episode zurück – im «Rundschau-Talk» auf «SRF» erklärt er: «Die grosse Überraschung war, dass man – so verkleidet – einfach hereinkommt. Wir sind selber erschrocken!»
Kurz nach der Jahrtausendwende fand das Jahrestreffen der globalen Wirtschaftselite noch grossmehrheitlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: «Damals war das WEF nicht öffentlich – auch Journalistinnen und Journalisten hatten keinen Zugang.» Heute sei die Veranstaltung erheblich transparenter, erklärt er.
Beat Jans hat viel dazugelernt
Beat Jans gibt zu, dass es sich bei der ganzen Episode um eine «ziemlich subversive Aktion» gehandelt habe. Mittlerweile sei er älter geworden und habe viel dazugelernt – auf umstürzlerische Manöver verzichte der Stadtbasler heute.
Stattdessen wolle er als Bundesrat versuchen, volksnah zu sein und zu spüren, was die Schweiz brauche. Ob er am WEF 2024 vor Ort sein werde, wisse er noch nicht. Man werde die Teilnahme im Gremium absprechen müssen, so der Basler.
Fest steht hingegen, dass der frisch gebackene Bundesrat an künftigen Veranstaltungen des Weltwirtschaftsforums auf Verkleidungen verzichten kann. «Am nächsten WEF werden Sie sich nicht hereinschleichen müssen», wie Moderator Gion-Duri Vincenz festhält.