Brotz zeigt sich selbstkritisch über «Arena»-Fiasko
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Fiasko der letzten Sendung widmete sich die «Arena» erneut dem Thema Rassismus.
- Diskutiert wurde dieses Mal an einem runden Tisch.
- Vor allem Schwarze Frauen kommen in der Sendung zu Wort.
«Wir haben verstanden, ich habe verstanden», erklärt Moderator Sandro Brotz gleich zu Beginn der zweiten SRF-«Arena»-Sendung zum Thema Rassismus. Denn Brotz musste nach der Sendung vom letzten Freitag mit dem Titel «Jetzt reden die Schwarzen» heftig Kritik einstecken. Obwohl es der Titel versprach, kamen die Stimmen der Betroffenen viel zu kurz.
«Wir sprechen nochmals über Rassismus! Nicht ob es ihn gibt, er existiert - auch in der Schweiz. Nein, wir reden, was wir alle zusammen dagegen machen können», leitet Brotz in die Sendung vom Freitagabend.
Es war dann auch keine gewöhnliche «Arena». So wurde etwa nicht an kleinen Stehpulten diskutiert, sondern an einem grossen runden Tisch.
Brotz war dabei der einzige weisse Mann am runden Tisch. Sonst diskutierten mit: Angela Addo, Mitorganisatorin der Kundgebung «Black Lives Matter». Gabriella Binkert, Unternehmerin und SVP-Präsidentin Val Müstair. Fatima Moumouni, Spoken Word Poetin sowie Jovita Dos Santos Pinto, Kulturwissenschaftlerin und Mitgründerin Netzwerk Schwarzer Frauen «Bla*Sh». Und: Auch Publikum war wieder in der Sendung vorhanden.
Brotz äusserst selbstkritisch
Gleich zu Beginn der Sendung zeigt sich Brotz äusserst selbstkritisch: Titel und Zusammensetzung der Runde falsch gewählt und zu wenig konstruktiv, resümiert der Moderator.
Dennoch wollte er wissen, ob die letzte Sendung als Debakel bezeichnet werden muss. Ja, findet Angela Addo, die schon bei der letzten Sendung mit diskutierte. Sie sei sehr enttäuscht gewesen und die Sendung habe sehr viel zu wünschen übrig gelassen.
Auch Gabriella Binkert war vor einer Woche bereits in der «Arena» zu Gast. Für sie war die Sendung jedoch kein Debakel. «Wir waren ja auch in der Sendung und haben auch etwas zur Sendung beigetragen.» Das Problem sei jedoch gewesen, dass viel über Ideologie und nicht über die Sache selbst diskutiert wurde. «Es fängt da an, dass man miteinander redet», so die SVP-Politikerin.
Journalistin Sivlia Binggeli, als Gast auf der Tribüne, ärgerte sich, weil es eine «verpasste Chance» gewesen sei. Das Thema liege auf dem Tisch. Nun müssten zusammen konstruktiv Lösungen gesucht werden. Ihr habe nicht gefallen, dass die letzte Sendung kontrovers angegangen wurde.
«Fehlende Kompetenz beim Thema Rassismus»
Und Slam-Poetin Fatima Moumouni attestierte Brotz und seinem Team gar fehlende Kompetenz beim Thema Rassismus. Ein Vorwurf, der den Moderator sichtlich traf.
Doch für diese Sendung waren sich Brotz und seine Gäste einig: Es sollte nicht um Parolen, sondern um Lösungsansätze gehen.
Trotzdem steckte die Sendung in der Frage fest, wie sich Rassismus, auch in der Schweiz, äussert. Abermals wurde diskutiert über Rassismus in unserer Kultur, rassistische Kinderbücher, ungleiche Chancen und Racial Profiling durch Polizisten. Der von Brotz angetönte «Punkt weiter» kam in der zweiten Rassismus-«Arena» daher fast zu kurz.
Konkret gefordert wurde etwa von Juso-Politikerin Angela Addo die Aufarbeitung des Kolonialismus und der Diskriminierung in den Schulbüchern, die bisher fehle. Gabriella Binkert will, dass man «am gegenseitigen Respekt» arbeite. Und Sozialwissenschafter Ganga Jey Aratnam (Gast auf der Tribüne) appeliert, dass es eine «kontinuierliche Auseinandersetzung» mit dem Thema braucht.
Und bezüglich Racial Profiling fordert Jovita Dos Santos Pinto mehr Daten. Sollte das Profiling nach Hautfarbe bei der Polizei kein Problem sein, wie es der Berner Polizeikommandant Stefan Blättler in einem eingeblendeten Zitat sagt, sollte es auch kein Problem sein, ein Monitoring und eine unabhängige Meldestelle einzuführen.
«Nicht wie es draussen ist»
Trotz einer angeregten Diskussion und einem guten Zeugnis der Gäste zur zweiten Rassismus-Sendung, kritisierte Musiker Manuel Gagneux zum Ende der Sendung hin die Runde. Er hätte sich gewünscht, «dass nicht nur People of Color am Tisch sitzen». So schaffe man eine Parallelgesellschaft. «Das ist nicht so, wie es draussen ist.»