Claude Longchamp erklärt die Nähe zwischen SVP und AfD
Alice Weidel sei im regen Austausch mit SVP-Politikern: Die Partei sei Vorbild für die AfD. Politologe Claude Longchamp erklärt, woher diese Bewunderung kommt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die AfD-Co-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel sei im «regen Austausch» mit SVP-Politikern.
- Es handle sich um private Kontakte: Die SVP dementiert jegliche Verbindungen zur AfD.
- Politologe Claude Longchamp erklärt, weshalb die AfD die SVP in diesem Ausmass bewundert.
- Bisher habe die scheinbare Nähe der SVP nicht geschadet – doch die Aufmerksamkeit wachse.
Die SVP sei ein «Vorbild» für ihre politische Arbeit, erklärte Alice Weidel kürzlich auf den Seiten der «Weltwoche». Im Interview mit der «Rundschau» hat sie dies jüngst erneut bekräftigt: Die SVP stelle für sie und die Alternative für Deutschland (AfD) sowohl Vorbild als auch Inspiration dar.
«Die SVP ist eine wichtige, konservativ-freiheitliche Stimme in der Schweiz», erklärt die 45-Jährige. Überdies hat die Co-Fraktionsvorsitzende der AfD verraten, dass sie mit verschiedenen SVP-Politikern im «regen Austausch» stehe. Gleichzeitig betont Weidel, dass es sich dabei um einen Austausch «eher privater Natur» handle.
«Die SVP pflegt keine Kontakte»
Auf Anfrage von Nau.ch bestätigt die SVP diese Behauptung: «Die SVP Schweiz pflegt keine Kontakte zu ausländischen Parteien», schreibt das Generalsekretariat kurz und prägnant. Bereits nach dem Besuch Weidels an der «Albisgüetli-Tagung» hatte die SVP beteuert, dass Weidel «kein geladener Gast» gewesen sei.
Dennoch existieren scheinbar informelle Kontakte zwischen der AfD-Spitzenpolitikerin und Vertreterinnen und Vertreter der SVP: Schadet das dem Ruf der Volkspartei? Immerhin wird die AfD derzeit als «extremistischer Verdachtsfall» vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet – eine politisch motivierte Hexenjagd, behauptet die AfD.
Longchamp: «Beide haben rechtsextrem ausgerichtete Mitglieder»
Nau.ch hat Politikwissenschaftler Claude Longchamp um eine Einschätzung gebeten: Diese scheinbare Anerkennung ergebe sich aus einer «diffusen Bewunderung der direkten Demokratie und der Erfolge der SVP» vonseiten der AfD.
Diese Bewunderung halte auch den offensichtlichen Unterschieden zwischen den Parteien stand: «Beispielsweise ist die SVP gegen jegliche EU-Integration oder Annäherung», was von der AfD hingegen keineswegs behauptet werden könne.
Was beide Parteien verbinde, sei die «rechtspopulistische Kommunikation, die radikal anti-etatistisch und freiheitsorientiert» sei: «Die Kritik an der liberalen Demokratie einigt viele Mitglieder beider Parteien.» Überdies hätten beide Parteien rechtsextrem ausgerichtete Mitglieder, so Longchamp.
Bewunderung als Einbahnstrasse?
Trotzdem gibt der Experte zu bedenken, dass diese Bewunderung gewissermassen als Einbahnstrasse zu verstehen sei: «Offiziell ist die AfD für die SVP weder Inspiration noch Vorbild.» So habe sich beispielsweise Christoph Blocher immer deutlich von Rechtsextremismus distanziert. «Die SVP sei gemäss dem SVP-Doyen eine typisch schweizerische Partei auf dem Boden der direkten Demokratie und liberalkonservativen Werten verpflichtet.»
Jüngere Exponenten der SVP sähen dies hingegen meist anders: «Sie pflegen gemeinsame Beziehungen.» Daneben versuche primär die «Weltwoche» als «offiziöses Parteiblatt» regelmässig, diese Kontakte zu intensivieren.
Mit Blick auf eine allfällige Rufschädigung, die aus der scheinbaren Nähe zur AfD erwachsen könnte, erklärt der Politologe: «Bis jetzt hat das keine grossen Spuren hinterlassen. Intern sieht man eher Gemeinsamkeiten, extern polarisieren beiden Parteien in etwa die gleichen Leute.» Was sich aber verändert habe, sei die Medienaufmerksamkeit – diese sei deutlich gewachsen und kritischer geworden.