«Greenwashing» & «Woke»: Pol-Jungparteien boykottieren WEF
Die Schweizer Jungparteien wurden an das WEF eingeladen. Nur Mitte-Rechts ging hin: Links- und Rechtsaussen sind sich für einmal einig – ein bisschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die schweizerischen Jungparteien wurden dieses Jahr zu einem Tag des WEF eingeladen.
- JSVP, Juso und Junge Grüne folgten dieser nicht, aus verschiedenen Gründen.
- Die Jungfreisinnigen kritisieren diese «unheilige Allianz».
Das «World Economic Forum» 2023 ist diesen Freitagmittag zu Ende gegangen. Die heutige und zukünftige Elite besprach in Davos globale Probleme und Lösungsansätze.
Das WEF versucht auch immer, jüngere Personen in den Dialog einzubringen. Aktivisten, Wissenschafterinnen oder junge Unternehmer werden als Sprecher an Podiumsdiskussionen eingeladen. Das berühmteste Beispiel dafür ist Klimaaktivistin Greta Thunberg.
JSVP findet das WEF zu «woke»
Wie Nau.ch erfahren hat, wurden auch Schweizer Jungparteien an das WEF eingeladen. Hingegangen sind jedoch nur die Bürgerlichen – mit Ausnahme der Jungen SVP. Die rechtsnationale Jungpartei boykottiert das Forum, ähnlich wie die linken Jungpolitiker es tun.
Auf Twitter benennt JSVP-Präsident David Trachsel das WEF in «Woke Economic Forum» um. Es sei «zu einem bürgerfernen Woke-Club verkommen», «demokratiefeindlich» und «geprägt von Klimaplanwirtschaft». Trachsel fügt hinzu, der Event sei «damit gegen die schweizerische Freiheit und Selbstbestimmung».
Das WEF soll neu „Woke Economic Forum“ heissen. Das WEF ist zu einem demokratiefeindlichen und bürgerfernen Woke-Club verkommen.
— David Trachsel (@DavidTrachsel5) January 19, 2023
Das WEF ist geprägt von Klimaplanwirtschaft und gesellschaftlicher Umkrempelung und damit gegen die schweizerische Freiheit und Selbstbestimmung.
Darauf angefragt bestätigt Trachsel, dass die JSVP eine Einladung für das WEF erhalten hat. Es sei aber niemand hingegangen, unter anderem aus einem wichtigen Grund: «Die Kriegsrethorik am WEF ist eine Schande für die neutrale und diplomatische Schweiz.»
«Das WEF wird uns nicht retten»
Das Co-Präsidium der Jungen Grünen hat ebenfalls eine Einladung erhalten, sagt Julia Küng. Die Co-Präsidentin habe sich aber nicht «spezifisch als Jungpolitikerin angesprochen gefühlt»: «Die Einladung kam sehr generisch in Newsletter-Form.»
Die Jungen Grünen hätten auf eine Teilnahme verzichtet, um einen allfälligen Publicity-Missbrauch ihrer Präsenz durch das WEF zu vermeiden. Greenwashing sei schon lange ein Problem des Forums, so die Meinung der Politikerin: Würden die Teilnehmenden wirklich etwas gegen die Klimakrise oder Ungleichheit unternehmen, hätten sie dies längst schon machen können.
Auch die Jungen Grünen bezeichnen das WEF als undemokratisch, fügen aber das Adjektiv «intransparent» noch hinzu. Wandel könne erst kommen, so Küng, wenn die Macht solcher Spitzentreffen gebrochen werde.
Juso-Präsident Nicola Siegrist ist der Einladung ebenfalls nicht gefolgt. Er hat es aber zum WEF-Auftakt bis auf Davos geschafft, um zu protestieren.
Siegrist verweist auf seinen Gastbeitrag, den er bei Nau.ch veröffentlicht hat: «Ich organisierte lieber eine Kundgebung, als selbst teilzunehmen, da ich nicht glaube, dass uns das WEF retten wird.»
Wieder fällt das Wort «undemokratisch». Siegrist bemängelt, dass der Dialog angepriesen werde, aber «es sind nicht die besten Argumente, die sich durchsetzen». Der Klimaschutz habe am Forum einen schweren Stand, weil es den Konzernen vor Ort primär um Profit gehe. «Wir kritisieren das WEF deshalb von aussen und versuchen, die demokratischen internationalen Institutionen wie die UNO zu stärken», so Siegrist.
Jungfreisinnige finden Diskurs besser
Die Jungfreisinnigen haben die Einladung angenommen, wie Generalsekretär Swen Gaberthüel mitteilt. Er sei stellvertretend für Präsident Matthias Müller hingegangen; der Besuch sei eindrücklich gewesen, so Gaberthüel.
Den Boykott der anderen Jungparteien können die Jungfreisinnigen nicht nachvollziehen. «Wir sind der Meinung, dass der Dialog im Zentrum stehen muss», sagt Gaberthüel. Kritik dürfe und müsse im Idealfall direkt adressiert werden, aber «diese Chance» nützten die ferngebliebenen Jungpolitiker nicht. Er vermutet, dass die JSVP und linken Jungparteien die WEF-Kritik als Plattform für den Wahlkampf benutzen.