Nun begründet Bundesrat Alain Berset die Pflicht zur Organspende
Der Bundesrat sagt Nein zur Initiative für die Widerspruchslösung bei der Organspende. Der Gegenvorschlag setzt auf eine«erweiterte Widerspruchslösung».
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat präsentiert den Gegenvorschlag zur Organspende-Initiative.
- Er spricht sich ebenfalls für die Widerspruchs-Lösung aus, erweitert diese aber.
- Wie bis anhin sollen nach dem Willen des Bundesrats die Angehörigen einbezogen werden.
Die Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten» will in der Schweiz die sogenannte Widerspruchs-Lösung einführen. Das heisst: Wer zu Lebzeiten nicht explizit deklariert, seine Organe nicht spenden zu wollen, bleibt automatisch Organspender.
Der Bundesrat lehnt die Initiative zwar ab, spricht sich aber ebenfalls für die Widerspruchs-Lösung aus. Mit einem indirekten Gegenvorschlag auf Gesetzesebene will er der Initiative den Wind aus den Segeln nehmen.
Organmangel in der Schweiz
Die Zahl der Organtransplantationen ist in der Schweiz in den letzten Monaten stark zurückgegangen. Mit einem Systemwechsel könne das Spender-Potenzial in der Schweiz besser ausgeschöpft werden, findet der Bundesrat. Gesundheitsminister Alain Berset präsentiert die Eckpunkte des Gegenvorschlags an der Medienkonferenz in Bern.
Der Bundesrat setze auf eine «erweiterte Widerspruchslösung». Diese orientiert sich an Modellen im europäischen Ausland. Wer nach seinem Tod seine Organe nicht spenden will, muss dies explizit festhalten.
Der Bundesrat will sicherstellen, dass die Angehörigen einbezogen werden. Findet sich kein dokumentierter Wille, werden wie bisher die Angehörigen befragt.
Heikles Thema Organspende
Der Bundesrat sei sich bewusst: «Organspende ist ein persönlicher Entscheid, der sehr tiefgreifende ethische und moralische Fragen aufwirft», sagt Berset. Gleichzeitig gelte aber auch festzuhalten: «Es gibt keinen richtigen oder falschen Entscheid.»
Auf die Frage, was denn eigentlich die grosse Neuerung der Bundesrats-Variante sei, gesteht Berset ein, es sei keine Revolution. «In der Tat: Es ist keine grosse Veränderung», so Berset.
Gleichzeitig sei es dem Bundesrat wichtig, dass eine Debatte über dieses wichtige, aber etwas vernachlässigte Thema geführt werde. «Das Thema wurde noch nie breit diskutiert. Jetzt besteht die Möglichkeit dazu.»