Politik zum Covid-Zertifikat: Spaltet es die Gesellschaft?
Das Covid-Zertifikat kommt schon im Juni und bringt Vorzüge. Aber was ist mit Personen, die kein Zertifikat wollen? Entsteht eine Zweiklassengesellschaft?
Das Wichtigste in Kürze
- Das Covid-Zertifikat soll schon nächsten Monat ausgestellt werden.
- Personen, welche eines besitzen, werden einige Privilegien erhalten.
- Für Jürg Grossen (GLP) ist das kein Problem, Yvonne Feri (SP) ist kritischer.
Gestern stellte der Bundesrat seine Entscheide zum Covid-Zertifikat vor. In zwei verschiedenen Bereichen muss es beziehungsweise könnte es angewendet werden: orange und rot. Der grüne Bereich bleibt zertifikatfrei.
Faktisch heisst das: Nur wer geimpft, getestet oder genesen ist und ein solches Zertifikat besitzt, darf in Zukunft orange und rote Bereiche besuchen. Dazu gehören zum Beispiel internationale Flüge oder Grossveranstaltungen.
Entsteht also durch das Zertifikat eine Zweiklassengesellschaft? Nau.ch hat bei Nationalratsmitgliedern nachgefragt. Das Parlament hatte im Covid-19-Gesetz den Bundesrat damit beauftragt, ein Covid-Zertifikat zu erstellen.
«Für jeden freiwillig»
Jürg Grossen (GLP/BE) verneint: «Alle Leute haben grundsätzlich die Möglichkeit, ein Zertifikat zu bekommen. Das würde ich nicht als Spaltung der Gesellschaft betrachten, es ist für jeden freiwillig und zugänglich.» Auch wenn man sich nicht impfen lassen wolle, ein Covid-Test sei zumutbar, so der GLP-Präsident.
Grossen unterstützt das Prinzip des Zertifikats vehement: «Es ist ein Riesengewinn von Freiheit.» Einen Nachweis von Immunität oder Negativität, für Reisen oder Grossevents, sei zudem absolut sinnvoll.
«Unterscheidung macht keinen Sinn»
Yvonne Feri (SP/AG) hingegen ist weniger begeistert. «Persönlich war ich immer gegen ein Zertifikat, ausser in Bezug auf die Reisetätigkeit», sagt sie. Eine Unterscheidung zwischen Geimpften, Genesenen und Getesteten und anderen Personen «macht nur während der Pandemie Sinn». Also käme der Bundesrat zu spät mit dieser Lösung, so Feri.
«Nach der Durchimpfung muss beziehungsweise soll das Virus wie andere Viren behandelt werden, welche übertragbar sind», begründet die Aargauerin.