Rösti wirbt für Autobahn-Ausbau

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Bern,

Das überlastete Schweizer Autobahnnetz soll für 4,9 Milliarden Franken erweitert werden, um Städte und Dörfer vom Ausweichverkehr zu entlasten.

Autobahnausbau
Das Parlament genehmigte den Nationalstrassen-Ausbauschritt 2023 mit Kosten von 4,9 Milliarden Franken. (Archivbild) - keystone

Das an neuralgischen Stellen chronisch überlastete Schweizer Autobahnnetz soll für 4,9 Milliarden Franken erweitert – und Städte und Dörfer sollen so vom Ausweichverkehr wegen Staus befreit werden. Das sind Argumente des Bundesrates für ein Ja zum Autobahn-Ausbau.

Darüber abgestimmt wird am 24. November. Es geht um sechs Projekte – fünf in der Deutschschweiz und eines am Genfersee. Bevölkerung und Wirtschaft seien auf eine leistungsfähige und moderne Verkehrsinfrastruktur angewiesen, auf Strasse und Schiene, sagte Verkehrsminister Albert Rösti am Donnerstag in Bern vor den Medien.

Kapazitätsgrenzen vielerorts überschritten

Es gehe darum, für die Volkswirtschaft teure Staus möglichst zu verhindern, so Rösti. Ausweichverkehr solle vermieden, und die Strassen in Dörfern und Agglomerationen sollten damit sicherer werden. «Das Einkaufen von Brot und Milch auf der anderen Strassenseite soll nicht mehr gefährlich und keine Geduldsprobe mehr sein», sagte der Verkehrsminister.

Das heutige Nationalstrassennetz stammt aus den Sechzigerjahren und ist auf eine Schweiz mit sechs Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zugeschnitten. Heute leben rund neun Millionen Menschen im Land, und der Verkehr dürfte weiter zunehmen. Die Kapazitätsgrenzen der Nationalstrasse seien vielerorts überschritten.

Rösti: Autobahnengpässe beseitigen

Autobahnen seien «Schlagadern» des Verkehrssystems, sagte Rösti, und das, obwohl sie nur drei Prozent des Strassennetzes ausmachten. Doch 41 Prozent des privaten Verkehrs und 70 Prozent des Güterverkehrs seien auf Autobahnen unterwegs. «Dass es da zu Staus kommt, ist nicht überraschend», so Rösti.

Bei Stau lenkten die Navigationsgeräte die Autofahrer weg von der Autobahn, in Städte und Dörfer. «Dann sind dort die Strassen verstopft», sagte der Verkehrsminister. Die Folgen seien mehr Lärm, mehr Emissionen und Probleme mit der Sicherheit. Engpässe auf Autobahnen zu beseitigen, sei deshalb auch im Interesse der Städte und Dörfer.

Es werde nicht auf Vorrat gebaut, sondern es würden Engpässe erweitert, betonte Rösti. Und Hand angelegt werde nur dort, wo andere Massnahmen gegen Staus – etwa Verkehrsmanagement mit Tempodrosselungen oder Benutzung des Pannenstreifens – nicht genügten. Mit den Ausbauten sind auch die Kantone einverstanden.

Walensee noch als «Qualensee» in Erinnerung

Dass neue Strassen eine neue Nachfrage generierten, sei zwar so, griff Rösti ein Argument der Gegnerschaft auf. «Aber hier geht es nicht um neue Strassen, sondern um den Ausbau von bestehenden.» Älteren sei der Walensee noch als «Qualensee» in Erinnerung, sagte Rösti. Seit die Autobahn dort gebaut sei, gebe es keine Staus mehr.

Auch das Argument, dass der zusätzliche Verkehr mehr CO2 ausstosse, wies der Verkehrsminister zurück. Denn bis die zur Diskussion stehenden sechs Nationalstrassen-Abschnitte Ende der 2030er-Jahre fertiggestellt seien, seien voraussichtlich viel mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb unterwegs als heute.

Kosten: 4,9 Milliarden Franken

Das Parlament verabschiedete den Nationalstrassen-Ausbauschritt 2023 vor gut einem Jahr. Kosten sollen Planung und Bau der sechs Vorhaben 4,9 Milliarden Franken. Diese Kosten werden aus dem zweckgebundenen Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) beglichen und nicht aus der allgemeinen Bundeskasse.

Die Strassenbenutzerinnen und -benutzer bezahlten die Ausbauten damit selbst, sagte Rösti. Die sechs Bauprojekte würden damit auch nicht auf Kosten des öffentlichen Verkehrs realisiert. Eine vom Verkehrs-Club der Schweiz und der Organisation Umverkehr angeführte Allianz bekämpft die Vorlage mit dem Referendum. Mobilität brauche Infrastruktur auf der Strasse und auf der Schiene, hält die Befürworterseite dagegen.

Kommentare

User #5628 (nicht angemeldet)

Selbst wenn das Netz überall für jede Spitzenbelastung ausgebaut wäre, es gäbe erneut Stau. Das Strassenangebot kann erhöht werden, bleibt aber prinzipiell endlich. Die maximale Kapazität liegt bei 80 bis 85 km/h. Deswegen sehe ich einen Vorteil in Strassengebühren: Sie würden allen die Notwendigkeit signalisieren, das Verhalten zu ändern. Ein Gegenmittel wäre Mobility Pricing, doch der Widerstand dagegen ist massiv. Selbst mögliche Pilotprojekte werden von bürgerlicher Seite vehement bekämpft. Offenbar baut man lieber für Milliarden die Autobahnen aus, auch wenn der Nutzen nach einer gewissen Zeit verpufft. Für die Nutzung der Nationalstrassen bezahlen wir mit der Autobahnvignette einen eher symbolischen Preis (eine Erhöhung auf 100 Franken wurde vor einigen Jahren abgelehnt). Er tut nicht weh. Einzig Lastwagen werden mit der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) zur Kasse gebeten. Ziel ist die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Ohne LSVA wären die Staus noch prekärer, nicht zuletzt vor dem Gotthard, wo der zweispurige Tunnel als «Nadelöhr» wirkt und es Druck auf eine vollständige Öffnung der 2. Röhre gibt. Diese Kosten wären für eine ausreichend grosse Anzahl Menschen ein Anreiz, etwas zu ändern.

User #1613 (nicht angemeldet)

wir haben kein Geld!!!!

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