So oft fliegt Magdalena Martullo-Blocher mit Heli-Taxi an Session
Exklusive Bilder und Auswertungen zeigen, wie rege SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher aus Bundesbern per Helikopter heimpressieren muss.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher pendelt auch per Helikopter.
- Das sei bisweilen nötig, wegen ihren Terminen als Politikerin und CEO der Ems-Gruppe.
- Nau.ch-Recherchen zeigen: «Bisweilen» ist bisweilen ziemlich oft.
Letzten Sommer wurde bekannt, dass Ems-Chefin und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher sich per Flug-Taxi chauffieren lässt.
Denn als CEO eines börsenkotierten Unternehmens mit 26 Produktionsstandorten in 16 Ländern müsse es manchmal schnell gehen.
Tatsächlich spart die Managerin mit Flug statt Zug mehr als die Hälfte der Zeit von Bundesbern bis in die Ems-Zentrale.
Nau.ch konnte die Heli-Landung in Meilen ZH filmen und öffentlich verfügbare Flugdaten auswerten.
Nicht immer – aber doch sehr oft
Was die Wirtschaftskapitänin an Zeit spart, kostet umgekehrt eine Stange Geld – mehr, als sich Durchschnittsstimmbürgerinnen und -stimmbürger jemals leisten könnten.
Schätzungen gehen von mehreren Tausend Franken aus – pro Flug.
Entsprechend spielt die Ems-Gruppe die Fliegerei der Chefin herunter. «Frau Martullo reist mit einem Helikopter, wenn es die rechtzeitige Wahrnehmung von geschäftlichen und politischen Terminen an verschiedenen Orten erforderlich macht», heisst es darum auf die Frage nach der Häufigkeit solcher Flüge.
Ob es hinkomme, dass während der Sessionen des Nationalrats im Schnitt zwei Flüge stattfänden, weist man zurück. «Übers Jahr dürften es weniger Flüge als von Ihnen erwähnt sein.» Jein – zeigt jetzt die Auswertung von Flügen, die einen Zwischenstopp auf der angemieteten Wiese neben einem Meilemer Bauernhof einlegen. Es sind in den beiden letzten Jahren doch immerhin fast 40 Flüge pro Jahr, wobei ja längst nicht jede Woche Session ist.
Was die Auswertung zeigt – und was nicht
Für die Auswertung gezählt haben wir Flüge, die vom Feld-Wald-und-Wiesen-Landeplatz in Meilen nach Bern oder umgekehrt gingen.
Im Ausnahmefall zählten auch andere Destinationen als Bern, zum Beispiel wenn aufgrund der Daten klar war, dass es an eine Delegiertenversammlung der SVP in der Romandie ging. Nicht mitgezählt wurden aber Flüge, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht direkt mit dem Nationalrats-Amt zusammenhingen – ins Prättigau, ins Wallis oder an den Genfersee.
Einige wenige Flüge gingen tatsächlich auch in Richtung Domat/Ems – immerhin ist Magdalena Martullo-Blocher ja Bündner Nationalrätin. Da sie ab Bern-Belp erfolgten, ist zu vermuten, dass tatsächlich auch die Ems-Chefin im Helikopter sass. Mit Bestimmtheit sagen lässt sich dies natürlich nicht.
Genauso wenig sicher sein können wir aber, dass wir wirklich alle Flüge «gesehen» haben. Denn die Transponder-Daten sind unvollständig und nicht immer wurde der gleiche Helikopter benutzt. Diese Unsicherheiten dürften sich über die Zeit aber in etwa ausgleichen.
Alles in allem zeigt sich: In Wochen mit Session oder Sitzungen wird in der Mehrheit auch geflogen – bis zu viermal pro Woche.
Weil der Heli der Firma Valair AG erst aus dem liechtensteinischen Balzers herfliegen muss, dürfte ein typischer Dreiecksflug 2000 Franken und mehr kosten. Ein Entscheid, den wohl auch eine Milliardärin nicht leichtfertig fällt. Neo-Parlamentarier seien also gewarnt: Es könnte stressig werden.
Auch teuer: CO2-Bilanz von Magdalena Martullo-Blocher
Wobei der Stress eventuell noch dadurch verstärkt wird, als dieser im Falle von Helikoptern planbar sein muss. Spontan den Heli herzubestellen, weil eine Sitzung nicht enden wollte, liegt kaum drin.
Denn dann müssten Gerät und Pilot auf Dauer-Standby sein. Also wird der Heli im Voraus bestellt – aber dann muss auch speditiv gearbeitet werden in den Sitzungen. Zumindest diesbezüglich ist Magdalena Martullo-Blocher dem Vernehmen nach ja ein Vorbild vieler.
Gestresst wird von der luftigen Pendlerei aber auch die Umwelt. Gemäss Nutzerdaten des von Martullo-Blocher am häufigsten verwendeten Helikoptertyps «Robinson R-44 Raven», fallen pro Flugstunde etwa 0,17 Tonnen CO2 an. Was nach nicht sehr viel tönt, läppert sich übers Jahr zusammen.
Bei 40 Zweistundenflügen pro Jahr kommt so das CO2-Äquvalent von vier Flügen nach New York zusammen. Business Class und mit Rückflug, versteht sich. One-Way und Economy wären es über ein Dutzend.
Immerhin kostet die Kompensation dieser Menge CO2 lediglich ein paar Hundert Franken – was sich Nationalrätin Martullo-Blocher wohl grad noch leisten kann.