Stäfa ZH: Gemeindepräsident lehnt Köppel-Debatte über Gender-Tag ab
Nach dem Shitstorm um den «Gender-Tag» lehnt der Gemeindepräsident von Stäfa ZH die Einladung der SVP ab, eine öffentliche Debatte zum Thema abzuhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die geplante Durchführung eines «Gender-Tages» löste vergangene Woche einen Shitstorm aus.
- Der Stäfner Gemeindepräsident richtet scharfe Worte an die Adresse der SVP-Einpeitscher.
- Das Angebot der SVP, eine öffentliche Debatte mit Roger Köppel zu führen, lehnt er ab.
Vor knapp zwei Wochen hatte ein Brief in den sozialen Medien reichlich Aufsehen erregt: Die Sekundarschule der Zürcher Goldküsten-Gemeinde Stäfa erinnert ihre Schülerinnen und Schüler an den bevorstehenden «Gender-Tag». SVP-Nationalrat Andreas Glarner hatte das Schreiben über seinen Twitter-Account geteilt. Er verlangte die sofortige Entlassung der zuständigen Schulleitung. Aufreger waren dabei insbesondere die Gendersternchen im Text und das Transgender-Logo im Briefkopf.
Danach überschlagen sich die Ereignisse: Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile, über die Verantwortlichen bricht eine Flut von Beschimpfungen herein. Die zuständige Sozialarbeiterin, deren Name und Telefonnummer auf dem geteilten Einladungsschreiben steht, erhält hasserfüllte Nachrichten, widerwärtige Bilder und Morddrohungen. Die Schulpräsidentin spricht von einem «Stich ins Wespennest» – am nächsten Tag muss der Anlass wegen Sicherheitsbedenken abgesagt werden.
Angebot der SVP abgelehnt
Im «Blick»-Interview übt der freisinnige Gemeindepräsident scharfe Kritik an den Einpeitschern der Volkspartei und ihren Beifallklatschern: «Was hier abläuft, ist ein Skandal.» Ähnliche Töne stimmt die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner an, die Mitte-Politikerin spricht von einer «Hetzkampagne». Das Angebot, eine öffentliche Debatte zum abgesagten «Gender-Tag» mit SVP-Nationalrat Roger Köppel zu führen, lehnt Gemeindepräsident Christian Haltner ab.
«Leuten wie Andreas Glarner oder Roger Köppel geht es nicht um die Sache», erklärt Haltner. Es gehe ihnen einzig darum, die Schule und die Gemeinde für ihre Stimmungsmache zu missbrauchen. «Wir brauchen in Stäfa keine fremden Vögte!» Dass die Schülerinnen und Schüler am «Gender-Tag» indoktriniert würden, bezeichnet er als Schwachsinn: «Die sollen aufhören mit solchen Verschwörungstheorien.»
Gemeindepräsident räumt Fehler ein
Fest steht, dass der «Lehrplan 21» demokratisch legitimiert ist und Geschlechter und Gleichstellung als fachübergreifendes Thema und überfachliche Kompetenz verankert: Die Behandlung der Thematik mit Sekundarschülern scheint also legitim und sinnvoll.
Die Verantwortlichen müssen sich jedoch vorwerfen lassen, dass sie ungeschickt an die Thematik herangegangen sind. Mit neutraleren Formulierungen und schlüssigen Erklärungen, welche Inhalte am «Gender-Tag» behandelt werden, hätte sich die Schule viel Aufregung ersparen können. Trotzdem gilt es auch für die Kritiker, differenzierter an die gesamte Debatte heranzutreten: Zwischen einem «Gender-Tag» für Sekundarschüler und Drag-Lesungen für Kindergärtler scheinen einige Abstufungen zu liegen.
Gemeindepräsident Haltner räumt denn auch ein, dass die Form des Erinnerungsschreibens «unglücklich» gewesen sei. «Das Transgender-Logo und die Gendersternchen auf dem Brief entsprechen nicht der Sprachregelung unserer Gemeinde. Die Verantwortlichen werden ihre Lehren daraus ziehen», erklärt er. Gleichzeitig gibt Haltner zu bedenken: «Diese Fehler rechtfertigen noch lange keinen Shitstorm.»