SVP-Huber: Auch mir wurde Handschlag verweigert

Der Nicht-Handschlag von Annalena Baerbock in Syrien sorgte für viel Aufsehen. Nun erzählt SVP-Politikerin Vivienne Huber: Sie habe das kürzlich auch erlebt.

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SVP-Politikerin Vivienne Huber spricht über den verweigerten Handshake. - YouTube / SVP Schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Vivienne Huber erzählt, ein Muslim habe ihr an einem Seminar den Handschlag verweigert.
  • Für die SVP-Jungpolitikerin ist klar: Der Handschlag wäre ein Zeichen des Respekts.
  • Islamwissenschaftler Reinhard Schulze ordnet den Fall ein.

Die Reise von Annalena Baerbock nach Syrien löste grosse Diskussionen aus. Sie wurde beispielsweise von einem Telegram-Kanal verpixelt. Zwar handelt es sich dabei nicht um einen offiziellen Regierungskanal – andere Kanäle verbreiteten unverpixelte Bilder. Dennoch war der Aufschrei gross.

Auch das Verhalten von Ahmed al-Scharaa, Anführer der neuen syrischen Regierung, geriet in den Fokus. Denn der Mann der Miliz Hayat Tahrir al-Scham (HTS) gab der deutschen Aussenministerin die Hand nicht. Im konservativen Islam ist die Berührung zwischen Mann und Frau verpönt.

Eine ähnliche Erfahrung wie Annalena Baerbock hat offenbar auch die SVP-Politikerin Vivienne Huber kürzlich gemacht.

Das erzählt die 23-Jährige im Podcast «Dütsch. Dütlich. Dettling!», wo sie jeweils mit dem SVP-Präsidenten Marcel Dettling diskutiert.

An einem Seminar in Freiburg habe sie nämlich einem Mann die Hand schütteln wollen. Dieser habe jedoch abgelehnt – weil er ein Muslim ist, wie sich später herausstellte.

Mitschüler reagiert «unhöflich» auf Begrüssung

Gegenüber Nau.ch führt Huber aus, sie habe an einem Anlass einen Mann bemerkt, den sie zuvor nicht gekannt habe. «Freundlich ging ich auf ihn zu, streckte ihm die Hand entgegen und stellte mich vor», so die SVPlerin.

«Zu meinem Erstaunen reagierte er unhöflich und erwiderte: ‹Ich gebe dir die Hand sicher nicht›», erzählt Huber weiter. Im Nachhinein habe sie dann erfahren, dass er Muslim sei.

Findest du die Begrüssung per Handschlag wichtig?

Laut Huber war der verweigerte Handschlag nicht das einzige Problem: «Der Muslim antwortete auch auf Fragen vom Moderator nicht und weigerte sich gar, mit Frauen zu arbeiten.»

Unabhängig überprüfen lassen sich diese Aussagen indes nicht.

Vivienne Huber: Handschlag ist Ausdruck von Respekt

Für die SVP-Politikerin ist klar: «Die Begrüssung per Handschlag spielt eine bedeutende Rolle in der Schweizer Kultur.» Sie sei «ein Ausdruck von Respekt, Höflichkeit und Gleichwertigkeit». Entsprechend erwartet sie auch, dass Zuwanderer dieses Zeichen respektieren.

Huber betont: «Die Mehrheit der Muslime, die ihren Glauben privat ausüben, stellen kein Problem dar.» Der radikale Islam sei allerdings «eine ernsthafte Bedrohung».

Islamwissenschafter: Viele Muslime praktizieren Handschlag

Gegenüber Nau.ch ordnet Islamwissenschaftler Reinhard Schulze von der Universität Bern das mutmassliche Verhalten des Muslims ein. Der Experte betont zunächst: «Das Nichtanbieten eines Handschlags ist nicht notwendig ein Zeichen fehlenden Respekts.»

Es gebe auch andere Möglichkeiten, eine Ehrerbietung zu zeigen. «Solange diese erfolgt, kann ein Nichtanbieten des Handschlags nicht als Respektlosigkeit gewertet werden», führt Schulze aus. Zum Fall der SVPlerin Huber sagt er deshalb: Sollte der Mann den Respekt nicht auf andere Weise gezeigt haben, sei er «schlicht unhöflich».

Reinhard Schulze
Reinhard Schulze: Emeritierter Professor für Islamwissenschaften an der Universität Bern. - keystone

Syriens Regierungschef Ahmed al-Scharaa habe Baerbock beispielsweise «mit einer leichten Verbeugung, einem Lächeln und einem Hand-aufs-Herz-Legen begrüsst». Unter anderem auch in der bürgerlichen Gesellschaft in Grossbritannien sei der Handschlag bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht zum Einsatz gekommen. Stattdessen habe man sich als Mann verbeugt und die Hand an den Rücken gelegt.

Dazu kommt, dass der Handschlag von den meisten Muslimen in der Schweiz praktiziert wird. «Der geschlechterübergreifende Handschlag ist in muslimischen Umwelten auch in der Schweiz weitaus häufiger anzutreffen als die leichte Verbeugung mit Lächeln et cetera.» Letztere wird laut Schulze oft als «antiquierte Sitte» oder als «Ausdruck einer sehr frommen Lebensführung» angesehen.

Nahost-Experte: Handschlag-Debatte bei Baerbock «befremdlich»

Nahost-Experte Carsten Wieland erklärte nach dem Baerbock-Eklat gegenüber Nau.ch: Die Debatte um den verweigerten Handshake in Syrien sei «befremdlich» bei allen Problemen, die Syrien habe.

Carsten Wieland
Der deutsche Nahostexperte Carsten Wieland. - carsten-wieland.de

Der nicht gegebene Handschlag sei in konservativen muslimischen Kreisen üblich. Und nicht nur dort: Auch bei orthodoxen Juden oder konservativen Christen sei die Berührung zwischen Mann und Frau ein dogmatisches Problem. Mit Islamismus oder Dschihadismus habe die Begrüssung ohne Händedruck aber nichts zu tun.

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