SVP: Hans-Ueli Vogt im Interview zur Bundesrats-Kandidatur
Nach langer Suche hat die Zürcher SVP doch noch einen Bundesrats-Kandidaten gefunden. Hans-Ueli Vogt fordert Albert Rösti, Werner Salzmann und Co. heraus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP Zürich will mit Hans-Ueli Vogt den Bundesratssitz von Ueli Maurer verteidigen.
- Damit gibt es nun fünf offizielle SVP-Anwärterinnen und -Anwärter auf die Landesregierung.
Über Wochen steht die Zürcher SVP in der Kritik, weil diese keinen Nachfolger für ihren abtretenden Bundesrat Ueli Maurer präsentieren konnte.
Nun zaubert sie mit Hans-Ueli Vogt in letzter Minute einen Kandidaten aus dem Hut. Der Rechtsprofessor sass von 2015 bis 2021 im Nationalrat, bevor er aus diesem zurücktrat. Seinen Rücktritt begründete er damit, dass er sich auf seine Tätigkeit als Jurist und Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht konzentrieren wolle.
Für ihn ist klar: «Das Amt des Bundesrats ist mit einer ungemeinen Verantwortung verbunden.» Er bewerbe sich als Miliz-Politiker. «Meinen geliebten Job an der Uni zu verlassen, wäre nicht einfach», sagt er im Nau.ch-Interview.
Vogt wäre der erste schwule Bundesrat
Überrascht zeigte sich Vogt, dass seine sexuelle Orientierung aufs Tapet kam. Der Rechtsprofessor ist schwul und machte nie ein Geheimnis daraus. Vogt sagt: «In meinem Empfinden als Mensch, Politiker und Kandidat spielt meine sexuelle Orientierung keine Rolle.» In der Schweiz sei in Bezug auf die Rechte der Homosexuellen vieles erreicht.
Vogt sagt aber im Interview: «Wenn ein homosexueller Mann Bundesrat werden kann, wäre das ein starkes Zeichen – ganz egal, was ich mache. Das fände ich schon gut.» Der Einsatz für die Schwulen-Community sei indes «nicht an der Spitze meiner politischen Agenda».
«Überzeugungen der SVP sind meine Überzeugungen»
Vogt gilt auch in Bundesbern als zugänglicher und kompromissbereiter Politiker. Er hält aber fest: «Die Überzeugungen der SVP sind meine Überzeugungen. Ich bin überzeugt, dass Freiheit fundamental wichtig ist. Und die Schweiz muss unabhängig bleiben.»
Er verweist auf seine Erfahrung im Bundeshaus und seine Arbeit in verschiedenen Teams. «Ich bin ein analytischer Mensch, ich kann auf Argumente eingehen und zuhören», so Vogt. Das seien auch im Bundesrat wichtige Eigenschaften.
Seine Chancen schätzt Vogt als intakt ein. Es sei aber toll, verfüge die SVP über mehrere Kandidaten. Und er verspricht der Zürcher Sektion: «Ich werde alles daran setzen, gewählt zu werden.»
Nun fünf Kandidaturen – Rösti bleibt Favorit
Zuvor hatten viele potentielle Zürcher Anwärterinnen und Anwärter abgesagt. Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli will im Frühling die Wiederwahl in die Kantonsregierung schaffen. Regierungsrat Ernst Stocker sagte genauso ab wie Nationalrat Gregor Rutz. Ebenfalls ein Nein kam von Banker Thomas Matter.
Damit erweitert sich das Feld der offiziellen Kandidaten auf fünf. Als Favorit gilt nach wie vor der intern und parteiübergreifend geschätzte Berner Albert Rösti. Aus dem selben Kanton ist auch Ständerat Werner Salzmann im Rennen.
Für die Innerschweiz warf der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler den Hut in den Ring. Ebenfalls ihre Bundesrats-Ambitionen kommuniziert hat am Montag die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchlinger. Ihre Kandidatur erhielt einen schweren Schlag durch eine Posse um ihre doppelte Staatsbürgerschaft.