Wahlen 2023: In diesen Kantonen ist im Ständerat noch vieles offen
Noch liegen die Wahlen 2023 nicht ganz im Rückspiegel: In zehn Kantonen müssen zweite Wahlgänge über den Einzug in den Ständerat entscheiden. Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze
- In zehn Kantonen entscheiden zweite Wahlgänge über die Einzüge in den Ständerat.
- 15 Sitze sind noch offen. Die zweiten Wahlgänge finden am 12. und 19. November statt.
- Für die bürgerliche Mehrheit im Ständerat werden die zweiten Wahlgänge entscheidend.
Bei den Ständeratswahlen sind am Sonntag nur 31 der 46 Sitze vergeben worden. Für die 15 noch offenen Sitze sind in zehn Kantonen zweite Wahlgänge nötig. Diese finden am 12. und 19. November statt. Ein Überblick.
Kanton Freiburg
Im Kanton Freiburg wird es am 12. November zu einem zweiten Wahlgang für den Ständerat kommen. Keiner der Kandidatinnen und Kandidaten erreichte das absolute Mehr. An der Spitze lagen die Bisherigen Isabelle Chassot (Mitte) mit 34'838 Stimmen und Johanna Gapany (FDP) mit 27'989 Stimmen.
SVP-Kandidat Pierre-André Page (SVP) ist mit 27'280 Stimmen den beiden Politikerinnen dicht auf den Fersen. Die SP-Kandidatin Alizée Rey, wenig bekannt im Kanton, erreichte Platz vier mit 22'634 Stimmen, gefolgt vom Grünen Gerhard Andrey mit 21'150 Stimmen.
Kanton Genf
Im Kanton Genf haben die Bisherigen, Lisa Mazzone (Grüne), derzeit zweite Vizepräsidentin des Ständerates, und Carlo Sommaruga (SP), ihre Mandate noch nicht im Trockenen.
Mazzone und Sommaruga blieben in der ersten Runde hinter Mauro Poggia von der rechtsbürgerlichen Protestbewegung MCG (Mouvement citoyen genevois) zurück. Die Wahl schaffte aber auch Poggia nicht auf Anhieb.
Kanton Waadt
In der Waadt ist SP-Mann Pierre-Yves Maillard im ersten Wahlgang in den Ständerat gewählt worden. Der Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds erreichte als Einziger die absolute Mehrheit.
FDP-Kandidat Pascal Broulis muss in einen zweiten Wahlgang. Sein stärkster Widersacher in der zweiten Runde dürfte der Grüne Raphaël Mahaim werden.
Kanton Wallis
Im Wallis kommt es ebenfalls zu einem zweiten Wahlgang. Die beiden bisherigen Mitte-Ständeratsmitglieder Beat Rieder und Marianne Maret liegen vorne, verpassten das absolute Mehr jedoch. Die weiteren Kandidierenden wurden deutlich distanziert.
Die Nationalräte Philippe Nantermod (FDP) und Jean-Luc Addor (SVP) liegen relativ eng beieinander. Sie belegen mit 25'145 beziehungsweise 23'371 Stimmen den dritten respektive vierten Platz.
Kanton Aargau
Kanton Aargau: Ständerat Thierry Burkart (FDP) wurde wiedergewählt. Frei ist der bisherige SVP-Sitz. Benjamin Giezendanner (SVP) wird nach dem guten Ergebnis antreten. SP und Mitte reden miteinander: Es geht darum, ob Nationalrätin Gabriela Suter (SP) und/oder Nationalrätin Marianne Binder-Keller (Mitte) antreten.
Binder-Keller hat im bürgerlichen Kanton bessere Wahlchancen. Die SVP ist so oder so im Vorteil. Verzichten dürften Nationalrätin Irène Kälin (Grüne), Barbara Portmann (GLP) und die nicht wiedergewählte Nationalrätin Lilian Studer (EVP). Anmeldefrist bei der Staatskanzlei dauert bis Freitag um 12.00 Uhr.
Kanton Bern
Im Kanton Bern hat im ersten Wahlgang niemand das absolute Mehr erreicht. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen erzielte das beste Ergebnis mit 158'843 Stimmen. Der bisherige SVP-Ständerat Werner Salzmann kam auf Rang zwei mit 157'944 Stimmen. Das Duo hat die Konkurrenz klar abgehängt.
Damit stellt sich die Frage, ob es überhaupt zu einem zweiten Wahlgang kommt, oder ob sich alle verbleibenden Kandidierenden zugunsten von Wasserfallen und Salzmann zurückziehen. Erste Kandidaten haben bereits zum Rückzug geblasen. Entscheidend wird sein, wie sich die Grünen und die FDP verhalten.
Kanton Schaffhausen
Im Kanton Schaffhausen kommt es etwas überraschend zu einem zweiten Wahlgang. Der bisherige Ständerat Thomas Minder (parteilos) hatte im ersten Durchgang das absolute Mehr verpasst.
Er tritt im zweiten Durchgang gegen Simon Stocker (SP) und Nina Schärrer (FDP) an. Offen ist, wie sich die SVP verhalten wird. Sie will in den nächsten Tagen entscheiden. Deren Kandidat, der bisherige Hannes Germann, schaffte die Wiederwahl bereits im ersten Wahlgang.
Kanton Solothurn
Ständerat Pirmin Bischof (Mitte) wurde wiedergewählt. Frei ist der bisherige SP-Sitz. Nationalrätin Franziska Roth (SP) und Nationalrat Christian Imark (SVP) dürften nochmals antreten.
Die FDP wird Regierungsrat Remo Ankli wegen des schlechten Wahlresultats wohl zurückziehen und eine Kandidatin oder Kandidaten nominieren. Die Frist bei der Staatskanzlei läuft am Dienstag um 21.00 Uhr ab. Nationalrat Felix Wettstein (Grüne) und Dieter Künzli (GLP) sind ohne aktiven Rückzug automatisch bei der Stichwahl dabei.
Kanton Tessin
Favorit für den zweiten Tessiner Ständeratswahlgang ist SVP-Parteipräsident Marco Chiesa. Er lag nach dem ersten Wahlgang über 10'000 Stimmen vor dem Zweitplatzierten Fabio Regazzi (Mitte), der die Teilnahme am zweiten Wahlgang bestätigt hat.
Ebenfalls ins Rennen steigt der drittplatzierte Alex Farinelli von der FDP sowie Greta Gysin von den Grünen. Auch Amalia Mirante von «Avanti con Ticino & Lavoro» tritt zum zweiten Wahlgang an. Bruno Storni von der SP, der den vakanten Sitz von Marina Carobbio hätte verteidigen sollen, tritt nicht mehr an.
Kanton Zürich
Während Daniel Jositsch (SP, bisher) im Kanton Zürich seinen Ständeratssitz bereits im ersten Wahlgang sichern konnte, kommt es um den frei werdenden Sitz von Ruedi Noser (FDP) im zweiten Durchgang voraussichtlich zu einem Block-Wahlkampf.
Um diesen Sitz in bürgerlicher Hand zu halten, müssen sich SVP und FDP einigen, auf wen sie setzen – entweder auf Nationalrat Gregor Rutz (SVP), der am 22. Oktober deutlich mehr Stimmen erzielte, oder Nationalrätin Regine Sauter (FDP), die eventuell mehr Stimmen in der Mitte holen könnte.
Auch auf Seiten von Linken und Grünen dürfte es auf eine einzelne Kandidatur hinauslaufen; in der Poleposition steht Nationalrätin Tiana Moser (GLP), aber auch der Stadtzürcher Finanzvorstand Daniel Leupi (Grüne) ist für den zweiten Wahlgang bereit. Die Parteien führen Gespräche.