Andrzej Duda kritisiert Einmischung des EuGH
Polens Staatschef Andrzej Duda fügt sich dem Beschluss des Europäischen Gerichtshofs, ist aber alles andere als zufrieden.
Das Wichtigste in Kürze
- Polens Präsident Andrzej Duda findet, «das Tribunal ist zu weit gegangen».
- Das EuGH habe angeordnet, das Renteneintrittsalter nicht zu senken.
Im polnischen Justizstreit wirft Präsident Andrzej Duda dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) Einmischung vor. Das Gericht breite seine Ellenbogen aus, eigne sich immer grössere Kompetenzen an, durch die es sich immer stärker in innenpolitische Angelegenheiten der EU-Mitgliedstaaten einmische, zitierte heute Donnerstag das Nachrichtenportal «WP.pl» den polnischen Präsidenten. Es ging um die Aufhebung umstrittener Zwangspensionierungen von Richtern an Warschaus Oberstem Gericht, mit der sich Polens Parlament bereits Ende November einer EuGH-Anordnung gefügt hatte.
Zum Wochenbeginn, also erst drei Wochen später, unterschrieb auch Duda das Gesetz, das umstrittene Richterpensionierungen wieder rückgängig machte. Allerdings mit Widerwillen, wie er betonte. «Ich hatte keinen Grund zur Zufriedenheit», sagte das Staatsoberhaupt, dessen Ansicht nach Justizreformen Sache der Mitgliedstaaten und nicht der EU sind.
«Das Tribunal ist zu weit gegangen»
Polens Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatte im Juli das Renteneintrittsalter oberster Richter von 70 auf 65 Jahre gesenkt. Kritiker monierten, die PiS entledige sich so missliebiger Richter. Die EU-Kommission sah die Unabhängigkeit der polnischen Justiz bedroht und klagte vor dem EuGH.
Polen habe sich gefügt, weil es EU-Mitglied sei und die Beschlüsse des Tribunals in Luxemburg anerkenne, sagte Duda. «Aber wir können natürlich auch unsere Meinung sagen.» Er hob hervor: «Das Tribunal ist zu weit gegangen.» Kritik äusserte er auch an den zwischenzeitlich etwa 20 zwangspensionierten Richtern, die bereits nach der EuGH-Anordnung im Oktober ans Gericht zurückgekehrt waren. Dies sei Anarchie, sagte Duda.