Die besten Übernamen für Diktatoren und Staatschefinnen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Haiti,

Wenigstens die Namen sind amüsant: Diverse politische Führer haben eher ungewöhnliche Übernamen erhalten – oder sich gleich selbst gegeben.

Arnold Schwarzenegger Governator
Dieses Wortspiel lag ja auf der Hand: Nach seiner Wahl zum Gouverneur von Kalifornien war Arnold Schwarzenegger der «Governator». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mächtige Menschen erhalten oft kuriose Übernamen wie «Barbecue».
  • Manchmal wollen Staatsoberhäupter aber auch selbst für sich neue Namen lancieren.
  • Das geht nicht immer gut – und einige Übernamen sind eigentlich gar keine.

Manchmal kann man sich seine Übernamen nicht aussuchen: Sie werden einem verliehen, was natürlich insbesondere dann heikel ist, wenn man selbst im Rampenlicht steht. So wie Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow, der seit Frühling 2022 auch «TikTok-Krieger» genannt wird. Der Hintergrund ist wenig schmeichelhaft: Kadyrow behauptete, seine seine Kadyrowzy-Truppen in der Ukraine zu besuchen und betete zu diesem Zweck auf TikTok neben einer Tankstelle. Die sich aber in Russland befindet.

Übernamen: von lustig bis tragisch

Nicht immer ist ganz klar, woher die Übernamen von Anführerinnen und Anführern kommen. So wird der aktuell mächtigste Bandenführer in Haiti, Jimmy Chérizier, auch «Barbecue» genannt. Man ahnt, dass dieser «Köbi Chriesibaum-Brätlete» durchaus einen brutalen Hintergrund haben könnte. Er selbst behauptet zwar, das habe nichts damit zu tun, dass er seine Gegner gerne in Brand setze. Sondern mit seiner Vorliebe für Grillhähnchen am Verkaufsstand seiner Mutter.

Babx Doc Chérizier Barbecue
Der haitianische ex-Diktator Jean-Claude «Baby Doc» Duvalier (links) in einer Aufnahme von 2011 und der haitianische Rebellenführer Jimmy Chérizier alias «Barbecue». - keystone

In Haiti scheint man generell ein Faible für Übernamen zu haben. So wurde der von 1971 bis 1986 regierende Diktator Jean-Claude Duvalier auch «Baby Doc» genannt. Welcher Diktator nennt schon «Baby»? Ein Duvalier eben – denn Jean-Claude folgte seinem Vater François Duvalier schon als 19-Jähriger im Amt des Staatsoberhaupts. Und François nannte man, als ausgebildeten Arzt, «Papa Doc».

Giorgia Meloni Justin Trudeau
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau (rechts), der auf chinesisch auch «kleine Kartoffel» genannt wird, beim Treffen mit der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, die auf chinesisch genau gleich heisst. - keystone

Ähnlich, aber noch weniger schmeichelhaft, entstand der chinesische Übername für Kanadas Premierminister Justin Trudeau. Dessen Vater Pierre Trudeau war ebenfalls schon Premierminister. Als Junior-Ausgabe des schon einmal dagewesenen heisst Justin in Mandarin nun «Xiao tudou», wörtlich «kleine Kartoffel».

Mutti, Papi, Tanti und noch mehr Baby

Familientitel für Landesväter und -mütter sind natürlich naheliegend. Auch hier gilt: Nicht immer erreichen sie das ursprünglich bezweckte Ziel. So fand man in der CDU Gefallen an der Bezeichnung «Angela ‹Mutti› Merkel», obwohl sie ursprünglich abwertend-spöttisch gedacht war.

Angela Merkel Xi Jinping
Chinas Präsident Xi Jinping (rechts) trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Grossen Halle des Volkes in Beijing, am 24. Mai 2018. - keystone

Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping wollte dagegen gerne als «Xi dada» bezeichnet werden, was offenbar so viel wie «Grosser Vater Xi» bedeutet. Irgendwann Mitte der 10er-Jahre muss man in der Kommunistischen Partei Chinas erkannt haben, dass solcherlei Personenkult nach hinten losgehen könnte: Es könnte der Eindruck entstehen, dass Xi vor allem ein grosser Diktator sei.

Jacinda Ardern Auntie Cindy
Die Landestante: Neuseelands ex-Premierministerin Jacinda Ardern bei ihrer Abschiedsrede im neuseeländischen Parlament, am 5. April 2023. - keystone

Familiär zu und her geht es auch in Neuseeland: Die ehemalige Premierministerin Jacinda Ardern wurde während ihrer Amtszeit vom Volk gerne als «Aunty Cindy» bezeichnet – also «Tantchen Cindy». Das empfinde sie keineswegs als beleidigend, sondern als gutes Zeichen, sagte sie einst live am Telefon in einer Radio-Show. Es sei auch «totally okay», dass der Radiomoderator sie vor der Sendung noch mit «hey Babe» begrüsst habe.

Herauf- und herabwürdigend

Weniger höflich zu und her geht es dann, wenn Öffentlichkeit und Medien (vermeintlich) kreativ werden. So wird der französische Premier Emmanuel Macron auch «Jupiter» genannt, weil er wie die römische Gottheit von oben herab regiere. Der ehemalige Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, wurde von Kritikern «Juncker the Drunker» genannt, wegen seiner Vorliebe für alkoholische Getränke. Ungarns Ministerpräsident und Enfant terrible der EU-Staatschefs, Viktor Orbán, hat sich den Titel «Viktator» erarbeitet.

Konsequenterweise begrüsste ihn eins ein – warum auch immer – sichtlich gut gelaunter Jean-Claude Juncker bei einem EU-Treffen mit «Hallo Diktator». Ein anderer «-ator»-Titel ist dagegen so naheliegend, dass sich daran kaum jemand gestört haben dürfte. Als ex-«Terminator» Arnold Schwarzenegger zum Gouverneur von Kalifornien gewählt wurde, war er natürlich der «Governator».

Ein Mantel des Schweigens legt sich über die angebliche Bezeichnung von Russlands Präsident, als dieser noch KGB-Agent in Ostdeutschland war. «Blasse Motte» soll der schmächtige und bleiche Wladimir Wladimirowitsch Putin genannt worden sein. Ob es stimmt, weiss man genau so wenig, wie ob die Motte 170 cm gross ist oder doch nur 163 cm. Neuerdings fungiert er wegen seiner glatten Haut aber eh unter dem Namen «Botox».

«Echte» Übernamen

Nicht immer handelt es sich bei vermeintlich lustigen Staatschef-Übernamen aber tatsächlich auch um solche. So ist beim philippinischen Präsidenten Ferdinand «Bongbong» Marcos Jr. das «Bongbong» für Filipino-Ohren erstens nichts Ungewöhnliches und zweitens eher ein Ruf- als ein Übername. Präsident Bongbong nennt man schlicht so, um ihn von seinem Vater, dem ehemaligen Diktator Ferdinand Marcos, unterscheiden zu können.

Ferdinand «Bongbong» Marcos Jr.
Unterstützer des philippinischen Präsidenten Ferdinand «Bongbong» Marcos Jr. Fahren mit einem Bus zum Parlamentsgebäude in Quezon City, am 25. Juli 2022. - keystone

Auch der indonesische ex-Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und die indonesische ex-Präsidentin Megawati Sukarnoputri heissen tatsächlich so. «Megawati» hat auch nichts mit Megawatt zu tun, sondern stammt aus dem Sanskrit. Übersetzt heisst die Dame «Wolkenmädchen, Tochter von Sukarno».

Übernamen: Selbst ist der Mann

Unterhaltsam sind aber doch eher die Bezeichnungen, die sich Staatsmänner eigenhändig geben. So bestand der ugandische Diktator Idi Amin darauf, dass er der ungekrönte König von Schottland sei. Und ausserdem «Seine Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall Haddsch Doktor Idi Amin Dada, VC, DSO, MC, Herr aller Tiere der Erde und aller Fische der Meere und Bezwinger des Britischen Weltreichs in Afrika im Allgemeinen und in Uganda im Besonderen».

Donald Trump
So unfair: Ex-Präsident Donald Trump ist grosser Fan, aber auch grosses Opfer von Übernamen. - keystone

Oder der Möchtegern-Diktator für einen Tag, Donald Trump, der ausnahmsweise einen Übernamen für sich selbst statt für andere gefunden hat. Und zwar in Anlehnung an seinen legendären Präsidenten-Vorgänger Abraham Lincoln, der schon vor seiner Wahl ins Amt «Honest Abe» genannt wurde. Deshalb musste Trump nun «Honest Don» heissen, der «ehrliche Donald». Amüsant, nicht?

Kommentare

User #5007 (nicht angemeldet)

Mir gefallen die Übernahmen von deutschen Politiker besser wie der grüne "Panzer-Toni" oder "Strack-Rheinmetall".

User #3467 (nicht angemeldet)

Trump ist kein möchtegern Diktator, er ist der beste Präsident den die USA je hatte. Nix da Diktator. Der Typ ist ein Ehrenmann und wird hoffentlich nochmals Präsident

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