Donald Trump: Experten sehen bei US-Wahlen Anfang von seinem Ende
Bei den Wahlen in den USA haben die Republikaner – insbesondere Wunschkandidaten von Donald Trump – schlechter abgeschnitten als erwartet: Experten ordnen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA haben gewählt: Die Demokraten schneiden wahrscheinlich besser ab, als erwartet.
- Trotzdem wurden in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mehr als 160 «Wahlleugner» gewählt.
- Politik-Experten und -Expertinnen ordnen die Resultate ein.
Die Wahllokale in den Vereinigten Staaten sind geschlossen – überall werden eifrig Stimmen gezählt. Obwohl die Resultate noch nicht definitiv feststehen, gibt es bereits jetzt einige Punkte, die aufhorchen lassen: Gemäss einer Aufstellung der «Washington Post» steht schon fest, dass 164 sogenannte «Wahlleugner» ihre Rennen gewinnen konnten.
Trotzdem ist die von Meinungsforschern prognostizierte «rote Welle» deutlich kleiner ausgefallen, als erwartet. James W. Davis verbucht die gestrige Wahl deshalb als «gute Nacht für die Demokraten und ihren umkämpften Präsidenten Joe Biden.» Davis ist Direktor des Instituts für Politikwissenschaften an der HSG.
«MAGA-Republikaner» als Gefahr für die Demokratie?
Aber: Von den gewählten Wahlleugnern geht eine potenzielle Gefahr aus, warnt Thomas Greven. Er ist Privatdozent für Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Er vertritt die Ansicht, dass viele «MAGA-Republikaner» («Make America Great Again») ihre Ämter in Zukunft auch zum Wahlbetrug missbrauchen könnten.
Es sei aber nicht jeder automatisch kriminell, erklärt US-Konservatismus-Expertin Claudia Franziska Brühwiler von der HSG. Sie rät zur differenzierten Betrachtungsweise. Es dürfe keine Vorverurteilung stattfinden: «Wer die Niederlage Trumps nicht akzeptiert, entfaltet nicht zwingend die kriminelle Energie, 2024 eine Wahl zu manipulieren.»
Der Anfang vom Ende von Donald Trump?
Gemäss neusten Hochrechnungen haben ausserdem viele der hochkarätigen Wunschkandidaten von Donald Trump ihre Wahlkämpfe verloren: Die ehemalige Fernsehmoderatorin und frenetische Trump-Anhängerin Kari Lake kommt im Gouverneurs-Rennen in Arizona nicht über 46 Prozent der Stimmen. Auch Trump-Eiferer Doug Mastriano dürfte in Pennsylvania nicht über die 43-Prozent-Marke hinaus kommen.
Für Brühwiler weisen diese Resultate darauf hin, dass «Trumpismus nicht immer und überall funktioniert». Davis betont: «Donald Trump geht schwächer aus dieser Wahl hervor.» Der ehemalige Präsident habe viel in diese hochkarätigen Kandidaturen investiert – insbesondere in Arizona und Pennsylvania.
Überdies streichen die Experten die Bedeutung des überwältigenden Wahlresultats in Florida hervor. Der amtierende Gouverneur, Ron DeSantis, konnte sich im Südstaat mit fast 60 Prozent der Stimmen im Amt behaupten. Davis betont: «Dies könnte der Anfang vom Ende von Trumps Herrschaft über die Republikanische Partei sein.»
Polarisierung in den USA bleibt gross
Greven bestätigt diese Tendenz: Er ist ebenfalls der Meinung, dass die Qualitäten von Donald Trump als «Königsmacher» an ihre Grenzen stossen. Gleichzeitig warnt er vor der massiven Polarisierung in den Vereinigten Staaten.
Donald Trump selbst hat bereits angekündigt, sich in Kürze zu einer Präsidentschaftskandidatur zu äussern. Für Brühwiler steht denn auch fest, dass er sich kaum als «Verlierer auf ganzer Linie» sehen wird. Mit dem Triumph von Hochkarätern wie JD Vance in Ohio habe der ehemalige Präsident auch erfolgreiche Kandidaten auf «seiner» Rechnung.