Hongkong: Erneute Zusammenstösse zwischen Polizei und Demonstranten
In Hongkong kam es am Wochenende erneut zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen der Polizei und den Demonstranten.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag gingen in Hongkong erneut zehntausende Demonstranten auf die Strasse.
- Die Proteste richten sich seit Wochen gegen ein geplantes Auslieferungsgesetz.
- Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein.
Die Polizei setzte am Sonntag bei einer Demonstration gegen das inzwischen auf Eis gelegte Auslieferungsgesetz Pfefferspray und Schlagstöcke ein.
In dem Stadtteil Shatin gingen am Sonntag zehntausende Demonstranten auf die Strasse. Am Rande der Massendemonstration übernahmen einige kleinere Protestgruppen eine Strasse.
Die Polizei versuchte, den Protest mit Pfefferspray und Schlagstöcken aufzulösen. Maskierte Demonstranten bauten daraufhin Barrikaden aus Metallgittern auf. In der Folge kam es zu Zusammenstössen.
In Hongkong gibt es seit Wochen Proteste, die sich zunächst vor allem gegen ein geplantes Auslieferungsgesetz richteten. Das Gesetzesvorhaben hätte erstmals Auslieferungen an das Festland-China ermöglicht.
Meisten der Kundgebungen in Hongkong waren friedlich
Die meisten der Kundgebungen verliefen friedlich. In den vergangenen Wochen gab es aber auch gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten.
Am Samstag war es zu Zusammenstössen gekommen: Demonstranten protestierten gegen chinesische Händler im Hongkonger Vorort Sheng Shui. Diese kaufen in Hongkong Kosmetik- und Pharmaprodukte günstig ein und verkaufen sie auf der chinesischen Seite weiter.
Zum 22. Jahrestag der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China am 1. Juli hatten überwiegend junge und maskierte Demonstranten in einer beispiellosen Aktion das Parlamentsgebäude gestürmt.
Trotz der Zusage von Hongkongs in Bedrängnis geratener Regierungschefin Carrie Lam finden weiter Proteste statt. Sie hatte gesagt das umstrittene Gesetz dauerhaft auf Eis zu legen.
Demonstrant: «Regierung hört immer noch nicht zu»
«Wir haben so oft demonstriert, aber die Regierung hört immer noch nicht zu. Das zwingt alle weiter auf die Strasse», sagte der 24-jährige Demonstrant Tony Wong der Nachrichtenagentur AFP in Hongkong. Für viele Teilnehmer sind die Demonstrationen auch Ausdruck ihres generellen Grolls gegenüber der Zentralregierung in Peking.
China hatte London bei der Übergabe Hongkongs im Jahr 1997 zugesichert: Dass in der ehemals britischen Kolonie Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit für mindestens 50 Jahre gewahrt blieben. Hongkongs wiedererstarkte Oppositionsbewegung wirft der pekingtreuen Regierung vor, diese als «Ein Land, zwei Systeme» bekannte Regelung zunehmend zu unterlaufen.