Von der Leyen muss weiter um baldigen Amtsantritt kämpfen
Das Wichtigste in Kürze
- Die neue EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen kämpft weiterhin mit Schwierigkeiten.
- Sozialdemokraten und Grüne kritisieren sie wegen fehlender Geschlechterparität.
Die Ersatzkandidaten für die gescheiterten Kommissarsanwärter aus Frankreich, Ungarn und Rumänien standen am Mittwoch fest. Jedoch kam von den Sozialdemokraten und den Grünen Kritik wegen fehlender Geschlechterparität. Inmitten der Unsicherheit rund um den Brexit steht zudem die Frage nach einem britischen EU-Kommissar weiterhin unbeantwortet im Raum.
Von der Leyen hatte sich «50 Prozent Frauen» als Ziel für ihre Kommission gesetzt. Zunächst hatte sie diese Quote zunächst auch nahezu erreicht. Ihr ursprüngliches Team bestand schliesslich aus 13 Frauen und 14 Männern.
Dann scheiterten die Bewerber aus Frankreich, Ungarn und Rumänien am Widerstand im Parlament. Das Startdatum der neuen Kommission wurde daraufhin vom 1. November auf den 1. Dezember verschoben.
Thierry Breton als Industriekommissar vorgeschlagen
Als Ersatz für die Französin Sylvie Goulard schlug Paris den früheren Wirtschaftsminister Thierry Breton als Industriekommissar vor. Ungarns Bewerber für das Erweiterungsdossier war ebenfalls vom Parlament abgelehnt worden. Das Land nominierte mit dem Diplomaten Oliver Varhelyi erneut einen Mann.
Der Ersatzkandidat aus Rumänien liess auf sich warten, weil die sozialdemokratisch geführte Regierung durch ein Misstrauensvotum gestürzt wurde. Die seit dieser Woche regierenden Liberal-Konservativen schickten am Mittwoch einen Mann und eine Frau ins Rennen.
Von der Leyen entschied sich nach Angaben aus ihrem Umfeld umgehend dazu, der EU-Abgeordneten Adina Valean den Vorzug vor ihrem Kollegen Siegfried Muresan zu geben. Sie soll Verkehrskommissarin werden.
Frauenanteil bei 44 Prozent
Selbst dann würde die neue Kommission allerdings nur aus 12 Frauen und 15 Männer bestehen. Der Frauenanteil liegt also nur bei gut 44 Prozent. Kritik daran kam von Sozialdemokraten und Grünen im EU-Parlament.
Die drei neuen Kandidaten müssen noch in den zuständigen Parlamentsausschüssen angehört werden. Anschliessend stimmt das Plenum der EU-Volksvertretung über die Kommission als Ganzes ab.
Weiterhin offen ist die Frage nach einem britischen EU-Kommissar. Grossbritannien hatte ursprünglich zum 1. November aus der EU austreten sollen.
Aus Angst vor einem ungeregelten Ausscheiden der Briten war der Brexit aber erneut auf Ende Januar 2020 verschoben worden. Ist Grossbritannien zu diesem Zeitpunkt noch Teil der Gemeinschaft, muss es den EU-Verträgen zufolge einen Kommissar stellen.
Einer Kommissionssprecherin zufolge forderte von der Leyen am Mittwoch den britischen Premierminister Boris Johnson auf, «so schnell wie möglich» ebenfalls einen EU-Kommissar zu nominieren – und zwar am besten eine Frau.