Arnold (FDP ZG): «Missverhältnis von Angebot und Nachfrage»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Region Zug,

Dem Zuger Kantonsrat liegt eine Motion zur herrschenden Wohnungsnot im Kanton vor. Michel Arnold (FDP) fordert effizientere Baubewilligungsverfahren.

Zug Leerwohnungsziffer Wohnungen
Der Kanton Zug weist schweizweit mit Genf zusammen die tiefste Leerwohnungsziffer auf. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dem Kantonsrat von Zug liegt eine Motion zur herrschenden Wohnungsnot vor.
  • Voraussichtlich wird das Anliegen am 11. April an den Regierungsrat überwiesen.
  • Effizientere Baubewilligungsverfahren wären wichtig, sagt Michel Arnold (FDP).

Die herrschende Wohnungsnot ist im Kanton Zug besonders prekär. Schweizweit weist der Kanton zusammen mit Genf die tiefste Leerwohnungsziffer (0,42) auf. Am 11. April 2024 wird der Kantonsrat voraussichtlich eine Motion zum Thema zur Prüfung an den Regierungsrat überweisen.

Nau.ch hat beim FDP-Fraktionschef Michel Arnold nachgefragt. Im Interview sagt er, dass für ihn ein erster Schritt zur Besserung effizientere Baubewilligungsverfahren wären.

Nau.ch: Der Kanton Zug weist zusammen mit Genf die niedrigste Leerwohnungsziffer schweizweit auf. Wie dringend sehen Sie Handlungsbedarf?

Michel Arnold: Die tiefe Leerwohnungsziffer ist eine Folge eines Missverhältnisses von Angebot und Nachfrage. Die Wohnungsnot und die Überhitzung des Wohnungsmarktes sind real und können nicht wegdiskutiert werden. Entscheidend ist nun, wie man darauf reagiert.

Michel Arnold FDP
Michel Arnold ist Fraktionschef der FDP im Kantonsrat von Zug. - zVg

Das Beispiel Genf zeigt aber, dass harte staatliche Eingriffe, wie Vorkaufsrechte für die öffentliche Hand, oder zu starke staatliche Aktivität im Wohnungsmarkt ebenfalls nicht funktionieren, sodass ich solche Ideen ablehne.

«Einsprachen sind zur fünften Landessprache geworden»

Nau.ch: Welche konkreten Massnahmen schlagen Sie vor?

Arnold: Ohne Erhöhung des Angebotes kann dies nicht entschärft werden. Vorab müssen die Baubewilligungsverfahren effizienter und weniger zeitintensiv werden. Einsprachen sind zur fünften Landessprache geworden und behindern und verzögern die Bewilligungsverfahren massiv. Darum wurde aus unserer Fraktion eine kleine Anfrage eingereicht.

Beschleunigung Baubewilligungsverfahren Zug
Laut Arnold brauche es zur Lösung des Problems effizientere Baubewilligungsverfahren. (Archivbild) - keystone

Zudem erkennt man nun, dass das Zauberwort Verdichtung nach innen nicht funktioniert. Darum dürfen Neueinzonungen für die Zukunft nicht weiter ein Fremdwort sein. Verdichtung nach aussen soll angestrebt werden. Bereits erschlossenen Landflächen an Stadtgrenzen sollten bebaut werden können, mit maximaler oder gar erhöhter Ausnützung.

Zudem sind bereits verschiedene Wohnbaugenossenschaften aktiv und bieten bezahlbaren Wohnraum an. Dies ist weiter zu fördern, was auch gemacht wird.

«Wichtig ist, dass die Bedürftigen und damit die Berechtigten diesen Wohnraum auch bewohnen»

Nau.ch: Befürworten Sie Massnahmen gegen hohe Mietpreise, damit Menschen mit mittlerem bis geringem Einkommen auch eine Chance auf frei stehende Wohnungen haben?

Arnold: Wie erwähnt, ist die Überhitzung des Wohnungsmarktes Fakt. Einiges passiert diesbezüglich bereits. Erst kürzlich wurde der Rahmenkredit für die Förderung von preisgünstigem Wohnraum mit 40 Millionen Franken wieder geäufnet vom Kantonsrat.

Wie bereits erwähnt, sind verschiedene Wohnbaugenossenschaften aktiv im Zuger Wohnungsmarkt, ebenfalls unterstützt von der öffentlichen Hand, welche entsprechenden Wohnraum bei Bebauungsplänen aushandelt und den Genossenschaften abgibt. Wichtig ist aber, dass auch die Bedürftigen und damit die Berechtigten diesen Wohnraum auch bewohnen. Dies soll nicht nur bei der Abgabe der Wohnung überprüft werden, sondern laufend, sodass stets die berechtigten Personen den Anspruch haben.

Bereitet Ihnen die herrschende Wohnungsnot sorgen?

Aber das Gros der Bevölkerung, welche keine Krankenkassenvergünstigungen bekommt, keine Betreuungsgutscheine erhält und eben keinen Anspruch auf eine Genossenschaftswohnung erhält, darf in dieser Thematik nicht vergessen werden. Darum kommen wir um die Bewilligungs- und Einzonungsthematik nicht herum, wenn wir das Problem wirklich anpacken wollen.

Nau.ch: Bis wann erwarten Sie eine Entspannung der aktuellen Wohnungssituation in Zug bei entsprechenden Massnahmen?

Arnold: Kurzfristig wird es schwierig sein, dies zu entschärfen. Mittelfristig, mit den richtigen Massnahmen, sollte es möglich sein.

Zur Person: Michel Arnold (37) ist Fraktionschef der FDP im Zuger Kantonsrat. Er ist Wirtschaftsprüfer und wohnt in Baar.

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Kommentare

User #5774 (nicht angemeldet)

Bravo Michi, Auch das Baugesetz muss geändert werden. Ausnützungsziffer zuerst.

User #3610 (nicht angemeldet)

Der Kanton Zug ist schlichtweg zu attraktiv. Mehr Wohnungen wird den Druck nicht reduzieren. Wenn wir nicht in 20 Jahren einen völlig zugebauten und überfüllten Kanton wollen (Monaco lässt grüssen), dann muss man sich halt irgendwann die Frage stellen, wieso man nicht die Steuern anhebt um weniger attraktiv zu sein.

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