Camille Lothe (SVP) tritt aus Schulbehörde zurück
Die Kreisschulbehörde Letzi hat SVP-Shootingstar Camille Lothe vor ein Ultimatum gestellt. Nachdem Nau.ch darüber berichtete, ist sie offenbar zurückgetreten.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Jungpolitikerin Camille Lothe tritt von ihrem Amt aus der Kreisschulbehörde zurück.
- Sie hatte ein Jahr lang keine Termine wahrgenommen und war telefonisch nicht erreichbar.
- Zwei Tage nachdem Nau.ch diese Umstände publik gemacht hatte, zog Lothe die Konsequenzen.
Ein Jahr lang hat SVP-Shootingstar Camille Lothe an jeder Sitzung der Kreisschulbehörde Letzi gefehlt. Auch kontaktiert werden konnte sie von der Behörde nicht. Nachdem Nau.ch über einen Brief der KSB-Präsidentin berichtete, hat Camille Lothe offenbar die Konsequenzen gezogen: Sie ist vom Amt zurückgetreten.
«Habe viel geweint»
Gegenüber dem «Tagesanzeiger» sagt die zwischenzeitlich abgetauchte Lothe jetzt: «In einer Woche wie dieser wünsche ich mir, keine Politikerin zu sein. Ich habe viel geweint.» Zwei Tage nach dem Nau.ch-Artikel habe sie den Rücktritt eingereicht.
Die Worte der Präsidentin der Kreisschulbehörde, Barbara Grisch, scheinen sie getroffen zu haben. Diese hatte zwar Verständnis für die vielbeschäftigte 26-Jährige geäussert. Aber auch klargestellt, dass es nicht angehe, den Pflichten als Behördenmitglied nicht nachzukommen.
Camille Lothe räumt Fehler ein
Gegenüber der Zeitung räumt Lothe ein, es sei ein Fehler gewesen, nicht an den Sitzungen teilzunehmen. Indirekt gibt sie Barbara Grisch sogar recht: Es sei unentschuldbar und verantwortungslos. Als Erklärung und betontermassen nicht als Rechtfertigung gibt Camille Lothe jetzt ihre vielen Verpflichtungen an. Wirtschaftsstudium an der Uni Zürich, Präsidium der JSVP Kanton Zürich, politische Basisarbeit, 60-Prozent-Abendjob als Lehrerin am KV.
Mit der gleichen Problematik hatte Lothe schon im Dezember ihre Mitstreiter verärgert. Damals war sie aus dem Vorstand der SVP-Kreispartei geworfen worden, weil sie an Sitzungen nicht aktiv mitarbeitete. Lothe führte an, dass sie abends eben am KV arbeite.
Kaum andere Wahl als Rücktritt
Etwas anderes als der Rücktritt vom Amt in der Kreisschulbehörde Letzi wäre für Lothe indes kaum möglich gewesen. KSB-Präsidentin Barbara Grisch hatte in ihrem Brief zwei Optionen skizziert. Entweder ein klärendes Gespräch und sofortige Teilnahme an den Sitzungen. Oder der Rücktritt zugunsten eines anderen SVP-Mitglieds, «das die Aufgaben der Behörde mitträgt».
Theoretisch hätte sich Lothe wohl weigern können. Das hätte die Kreispartei 9 in Verlegenheit gebracht und wohl auch ihr selbst kaum Lorbeeren eingetragen. Rätselhaft bleibt, warum Lothe das Amt überhaupt angestrebt beziehungsweise nicht schon früher zur Verfügung gestellt hat. Die Episode überschattet dadurch jetzt ihre Kandidatur für das Präsidium der Jungen SVP Schweiz.