Politisch motiviert? Walliser SPler kassiert Prügel an Fasnacht
An der Fasnacht in Turtmann VS wird der Co-Vizepräsident der Oberwalliser SP tätlich attackiert: «Du bist doch dieser SPler», soll der Täter gerufen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Sebastian Werlen ist Co-Vizepräsident der Oberwalliser Sozialdemokraten und Posaunist.
- Ende Januar wird er Opfer einer mutmasslich politisch motivierten körperlichen Attacke.
- Der Täter habe ihm vor dem Angriff zugerufen: «Du bist doch dieser Linke, dieser SPler!»
Wie der «Walliser Bote» berichtet, wird der Oberwalliser SP-Co-Vizepräsident Sebastian Werlen am 27. Januar Opfer eines mutmasslich politisch motivierten Angriffes. Es wäre die erste politisch motivierte körperliche Attacke auf einen Amtsträger im Alpenkanton.
Sebastian Werlen spielt Posaune bei den «Schattuschlickär» aus der Gemeinde Agarn im Bezirk Leuk. An jenem Abend spielen sie am Gottesdienst in der Gemeinde. Danach geht Werlen mit einigen Kollegen an die Fasnachtseröffnung in Turtmann – dort ereignet sich die mutmasslich politisch motivierte Attacke.
«Du bist doch dieser Linke, dieser SPler!»
Wie die Zeitung weiter berichtet, wird Werlen in Turtmann trotz Kostüm als SP-Politiker erkannt: Vor dem Restaurant Wasserfall ruft ihm ein Mann zu, er sehe aus «wie ausgestopft» – Werlen ignoriert die Beleidigung. Als Präsidiumsmitglied der Oberwalliser SP sei er sich einiges gewohnt und habe «ein dickes Fell».
Doch der Mann belässt es nicht bei der anfänglichen Beleidigung: «Du bist doch dieser Linke, dieser SPler!» Danach sei der Unbekannte zunehmend aggressiver geworden, erinnert sich Werlen.
Ohrfeige, Handgemenge, Sturz und «mehrere Schläge»
Der SPler kassiert eine Ohrfeige, ein Handgemenge bricht aus: Werlen stürzt und verletzt sich am Ellenbogen – seine Brille geht zu Bruch. In einem Selbstverteidigungskurs der Juso habe er gelernt, wie man in solchen Situationen reagieren solle: «Auf den Bauch drehen und Kopf und Nacken schützen.»
Danach spürt der Walliser mehrere Schläge – wer ihn geschlagen hat, oder wie er geschlagen wurde, könne er nicht sagen. Kurze Zeit später eilen Werlens Guggenmusik-Kollegen zur Hilfe. Der SPler steht auf und will die Polizei verständigen, wie er dem «Walliser Boten» schildert.
Danach ruft ihm der Täter noch einmal zu: «Wenn ich dich noch einmal in der Zeitung oder im Fernsehen sehe, kriegst du noch mehr.» Aufgrund dieser Aussagen habe Werlen keinerlei Zweifel daran, dass es sich um einen politisch motivierten Angriff handelte.
Werlen schockiert über Gewalt
Bald trifft die Regionalpolizei am Tatort ein, danach Beamte der Kantonspolizei. Sie befragen Opfer und mutmassliche Täter und führen Alkoholkontrollen durch. Der Täter habe einen alkoholisierten Eindruck gemacht, erklärt der Politiker: «Das dürfte beim Angriff mitgespielt haben.» Im Anschluss erstattet er Anzeige bei der Polizei.
Werlen ist seit rund zehn Jahren politisch aktiv – «es gibt immer wieder dumme Sprüche und hitzige Diskussionen», erklärt er. Normalerweise würden dieselben aber anständig und gewaltfrei bleiben. Drohungen und Gewalt habe er noch nie erlebt. «Ich war richtiggehend schockiert», erklärt er im «Walliser Bote».
Auch für die Oberwalliser SP-Präsidentin Claudia Alpiger stellt die Gewalt ein schockierendes Novum dar: Verbale Angriffe seien schon einige vorgekommen – vor allem in den sozialen Medien, wo die Hürden hierfür weitaus tiefer seien.
Dass ein Mitglied der SP Oberwallis tätlich angegriffen werde, sei hingegen mindestens seit längerer Zeit das erste Mal: «Ich bedauere sehr, dass in unserer Demokratie zu solchen Mitteln gegriffen wird, um einen politischen Gegner anzugreifen.»
SPler will Angelegenheit aussergerichtlich regeln
Mit Blick auf den Vorfall betont Werlen gegenüber dem «Walliser Boten», dass es auch hätte schlimmer kommen können. Überdies habe er weit über die Parteigrenzen hinaus viel Unterstützung erfahren.
Zwischenzeitlich habe er mit einem der mutmasslichen Täter telefoniert – auf dessen Wunsch hin, wie der «Walliser Bote» weiter schreibt. Werlen sei gerne bereit, die ganze Angelegenheit aussergerichtlich zu regeln: «Ich wünsche mir eine Entschuldigung und hätte gerne den Schaden an meiner Brille ersetzt.»