Innsbruck im Winter: Das Beste aus zwei Welten

Travelcontent
Travelcontent

Österreich,

Die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck ist feiner Ausgangspunkt für Skifahrer und eine tolle Adresse für Kultur-Liebhaber.

Innsbruck Tirol Winter
Der Weg auf die Piste ist in Innsbruck kurz. - Innsbruck Tourismus/Christian Vorhofer

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck vereint Kultur und Wintersport perfekt.
  • Statt bei DJ Ötzi landet man nach dem Wintersport auch mal im Klassikkonzert.
  • Innsbruck ist in nur 3,5 Stunden ab Zürich mit dem Zug erreichbar.

Ein junger Mann stoppt vor der Innsbrucker Uni-Bibliothek. Er stellt sein Velo ab, an dem seitlich ein Paar Ski an einer ulkigen Konstruktion angebracht ist. Seine Bewegungen wirken ein bisschen wackelig, weil er Skischuhe trägt. Zwei Studenten mit Snowboard auf dem Rücken klatschen mit ihm ab, dann zieht das Trio weiter.

Die Uni war heute nur Treffpunkt, aber nicht Anlass für die Zusammenkunft. Die drei machen sich auf Richtung Nordkette, ein kleines Skigebiet, dass quasi in der 130‘000 Einwohner zählenden Stadt beginnt. Wo die Bahn startet, liegen Theater und Dom gleich ums Eck. Wenige Minuten, und die drei Männer sind auf der Piste.

So ist in aller Kürze umrissen, wofür Innsbruck steht. Kultur und Wintersport gehen Hand in Hand. Ein Dutzend Skigebiete sind ruckzuck erreicht. Rein in den Bus, raus aus der Stadt, ab auf die Piste.

Innsbruck Tirol Winter
Innsbruck zieht im Winter Sportler und Kunstaffine gleichermassen an. - Innsbruck Tourismus/Christof Lackner

Wer nach dem Skitag noch Energie hat und ausgeht, trifft nicht auf DJ Ötzi. Sondern auf den Rosenkavalier von Strauss oder die Ehrlich Brothers. Bei schlechtem Wetter wirft man einen Blick in die Museen und Galerien der Stadt. Innsbruck, das ist das Beste aus zwei Welten – Wintersport-Spass und Kultur-Erlebnis.

Als Urlauber hat man die Qual der Wahl. Das gilt aber auch für die Bewohner und Studenten. Eigentlich weiss man nicht, ob man Mitleid mit den Studenten haben soll, die Pädagogen, Tourismus-Manager, Wirtschafts- oder Bau-Ingenieur werden wollen. Denn es gehört eine ordentliche Portion Disziplin dazu, eine Vorlesung zu verfolgen, während direkt vor der Uni der Wintersport lockt.

Sicht auf Nordkette

Das Trio von vorhin ist mittlerweile nicht mehr zu sehen. Dafür kann man durch die grossen Fenster der Bibliothek nach drinnen blicken. Und wer drinnen sitzt, sieht natürlich die Winterwunderwelt draussen.

Die Tische in der ersten Reihe, direkt an der Glasfront, sind allesamt besetzt. 20 Plätze mit bester Sicht auf die Nordkette, einem malerischen Gebirgszug des Karwendel.

Nordkettenbahn Station Hungerburg
Die fotogene Nordkettenbahn bringt die Sportler von der Stadt ins Skigebiet. - Innsbruck Tourismus/Christian Vorhofer

Wie kann jemand lernen, wenn er vor so einem imposanten Gemälde der Natur sitzt? Stolz aufgereiht stehen dort die Hohe Warte, Frau Hitt, die Hafelekarspitze oder der Haller Zunterkopf. Knapp 30 Gipfel, fast alle über 2000 Meter, flauschig in Weiss gepackt. So nah an der Stadt, dass man kein Auto, ja nicht einmal ein Velo bräuchte, um eine Skitour zu starten.

Eingekeilt zwischen Gebirgszügen

Natürlich gibt es vergleichbare Orte in den Alpen und in der Schweiz, die Kultur und Wintersport in nächster Nähe bieten. Aber Innsbruck hat eine einzigartige geographische Lage, die den Unterschied macht. Die Menschen haben entlang des Inns gesiedelt, der von West nach Ost fliesst und die Alpen an dieser Stelle teilt.

Im Norden und Süden wachsen sofort die Berge aus dem Boden, es geht steil empor. Auf der einen Seite zum Brenner, wo Italien lockt, auf der anderen nach Deutschland. Eine Grossstadt, eingekeilt zwischen den Gebirgszügen, beschützt von mächtigen Gipfeln. Verwöhnt vom milden Klima des Inntals, in dem Landwirte auf Hunderten Hektar Obst anbauen.

Im Sommer steigt das Thermometer in Innsbruck auch mal auf 40 Grad Celsius. Im Winter gibt's zwar keine Schneegarantie in der Stadt, aber dank des öffentlichen Nahverkehrs geht's im Handumdrehen auf die Piste.

In einer Dreiviertelstunde gelangt der Skifahrer von Innsbruck, das auf 575 Metern liegt, zum Beispiel in die Axamer Lizum. Die befindet sich 1000 Meter höher und war bereits zwei Mal Austragungsort für Olympische Winterspiele.

Ski und Schlitten

Freilich sind Kilometersammler besser in einem der Tiroler Mega-Skigebiete aufgehoben. Aber neun Lifte und 40 Kilometer reichen schon für einen Tag auf den Brettern. Und morgen kann man ja wieder in Innsbruck in den Bus steigen und ins Kühtai fahren oder ins Stubaital.

Wir haben uns das Rangger Köpfl rausgepickt, um dort einen Winter-Duathlon zu absolvieren. Erst Ski, dann Schlitten. Der Familien-Faktor ist gross, viele Mamis und Papis pflügen vor ihren Kindern über die Abfahrt.

Innsbruck Tirol Schlitteln
Am Rangger Köpfl kann man einen Winter-Duathlon absolvieren. Erst Ski, dann Schlitten. - Innsbruck Tourismus/Christian Vorhofer

Aber es sind auch junge Leute und Studenten-Gruppen da, die sich einen lockeren Tag machen wollen. Unter ihnen ist Anna-Marie Rasshofer, die in der Tiroler Landeshauptstadt Tourismus studiert. «Bei so einem Wetter muss man raus. Ich warte auf Regen, dann lerne ich», sagt sie lachend.

Sie haut Sätze raus, die wie Liebeserklärungen klingen: «Du gehst nach Innsbruck, um das Leben zu geniessen.» Sich selbst sieht sich nicht als Bummelstudentin. Aber sie hat Freunde, die zu oft den Versuchungen erliegen und lieber auf den Berg als in den Hörsaal gehen.

Einer ihrer Kumpels sei jetzt im zehnten Semester Psychologie. «Keiner weiss, wann er fertig wird.» Nach dem Gespräch setzt sie sich den Helm auf, sitzt auf den Schlitten und rodelt mitten hinein ins weisse Glück.

Glasbläser statt Profisportler

Mario Karner hat in Innsbruck ebenfalls sein Glück gefunden. Er kam erst nach dem Studium und krempelte sein Leben um. «Eigentlich wollte ich Sportler werden, wie alle hier.» Jetzt ist er aber Glasbläser und hat Hochkonjunktur im Winter.

Er fertigt Geschenke für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In seiner chaotischen Werkstatt stapeln sich Bestellzettel und Glückwunschkarten. Weihnachtskugeln warten darauf, dass sie jemand in Kartons packt und zum Christkind bringt.

Mario ist der Typ Daniel Düsentrieb, der leicht schusselige Erfinder aus den Disney-Comics. Die schwarzen Haare fallen ihm wirr ins Gesicht, er pustet sie immer wieder weg, wenn er seinen Bunsenbrenner anmacht.

Mario Karner Klaszeit
Workshops bei Mario Karner haben hohen Unterhaltungswert, weil das Glas bei ihm stets halb voll ist. - Raphaela Steixner

Workshops bei Mario haben hohen Unterhaltungswert, weil das Glas bei ihm stets halb voll ist. «Jetzt anritzen und brechen, wie einen Salzstengerl», erklärt er, als er den Stiel für ein Schnapsglas kappt.

Bei ihm darf man aber nicht nur zuschauen, sondern selbst ins Glasröhrchen pusten, um eine Kugel zu formen. «Ich wollte die Firma mal Blowjob nennen. Aber Freunde haben mir dann doch abgeraten.»

Am Ende geht man mit Weihnachtsbaum-Schmuck und einem seligen Lächeln aus seiner Werkstatt. Und man ist mindestens so glücklich wie die drei Studenten, die sich heute an der Nordkette ausgetobt haben.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Skipiste Berg zwei Personen Aussicht Berglandschaft
6 Interaktionen
Reisemagazin
Mann fährt Ski
1 Interaktionen
Reisemagazin
Schloss Park Stadt Wald Panorama
Nau.ch Reiselust
Symbolbild
5 Interaktionen
Was tun?

MEHR IN LIFESTYLE

BYD
China-Attacke
mann frau bett frust smartphone
1 Interaktionen
Sex-Drive
Weiterbildung
2 Interaktionen
In der Schweiz
businessfrau mit grauen haaren
3 Interaktionen
Mutig sein

MEHR AUS ÖSTERREICH

René Benko
3 Interaktionen
In Österreich
Der Bergdoktor Staffel 18
2 Interaktionen
«Der Bergdoktor»
Pfadfinder
7 Interaktionen
Vom Hals abwärts
a
7 Interaktionen
Swiss-Ski-Boss