Olympia 2021: Biles verzichtet auch auf Mehrkampf-Final
Druck und «Dämonen» haben Simone Biles zu einem aussergewöhnlichen Schritt bewogen. Der US-Turnstar zieht sich bei Olympia 2021 vom Final zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Simone Biles spricht bei Olympia 2021 offen über mentale Probleme.
- Nach dem Team-Final lässt die Amerikanerin auch die Entscheidung im Mehrkampf aus.
- Die 19-fache Weltmeisterin erhält für ihre Offenheit viel Zuspruch.
In einem denkwürdigen Final bei Olympia 2021 hat Simone Biles die «Last der Welt» abgeworfen. Und einen Tag später sogar ihren Start im Einzel-Mehrkampf abgesagt.
Ein mutiger und aussergewöhnlicher Schritt im Spitzensport, in dem Athletinnen und Athleten gewöhnlich funktionieren (müssen). Nur selten offenbaren sie Schwächen oder mentale Schwierigkeiten.
Öffentlich über psychische Probleme oder Krankheiten wie Depressionen reden die wenigsten. Auch Tennisstar Naomi Osaka hatte Ende Mai für Aufsehen gesorgt und Debatten ausgelöst. Die Japanerin zog sich bei den French Open zurück und sprach über längere Depressionsphasen.
Zuspruch von allen Seiten
US-Superstar Simone Biles setzte in dem Moment, als die Leichtigkeit des Turnens abhanden kam, ein Zeichen.
Aus Selbstschutz folgte die 24-Jährige der Vernunft: Die viermalige Olympiasiegerin von Rio de Janeiro 2016 zog sich am Dienstag in Tokio aus dem Mannschaft-Final zurück. Für ihren mutigen Schritt bekam sie Zuspruch von allen Seiten.
Simone Biles anschliessend mit schonungsloser Offenheit über ihre psychischen Probleme und die Gründe ihrer Aufgabe. «Ich sage, die mentale Gesundheit steht an erster Stelle. Daher ist es manchmal in Ordnung, die grossen Wettbewerbe sogar auszusitzen, um sich auf sich selbst zu konzentrieren.»
Und weiter: «Es zeigt, wie stark du als Wettkämpfer und Person wirklich bist, anstatt sich einfach durchzukämpfen». Dies sagte Biles und sprach vom «Kampf gegen Dämonen» vor dem Wettkampf.
«Biles verdient Dankbarkeit und Unterstützung»
Am Mittwoch zog sie die nächste Konsequenz und sagte ihren Start im Einzel-Mehrkampf am Donnerstag ab. Für den Final bei Olympia 2021 hatte sich Biles trotz zahlreicher Schnitzer mit 57,731 Punkten als Beste qualifiziert.
Die Entscheidung nach einer medizinischen Bewertung gefallen, um den Fokus auf ihre mentale Gesundheit zu richten. Dies teilte der US-Turnverband.
Für ihre Offenheit erntete die 19-malige Weltmeisterin Respekt, Anerkennung und eine Welle der Sympathie bis hin zum Weissen Haus.
«Dankbarkeit und Unterstützung sind das, was Simone Biles verdient», twitterte Sprecherin Jen Psaki. Biles sei immer noch die Grösste, «und wir alle haben das Glück, sie in Aktion sehen zu können».