Olympia 2024 – Nach Gold: «Männliche Boxerin» reicht Klage ein

Die 25-jährige Imane Khelif setzte sich im Weltergewicht gegen die chinesische Weltmeisterin Yang Liu nach Punkten durch und holte Gold. «So Gott will, wird diese Krise in einer Goldmedaille gipfeln. Das wäre die beste Antwort», hatte Khelif zuletzt gesagt.

Auch im Final auf dem Court Philippe Chatrier in Roland Garros wurde sie von rund 15'000 Zuschauern frenetisch angefeuert. Nach der Urteilsverkündung führte Khelif in der Ringmitte wieder ihren Jubeltanz um die eigene Achse auf. Sie wurde anschliessend unter dem Jubel der Fans von einem Betreuer auf den Schultern getragen.

Nach der Zeit des Sports folge nun die Zeit vor Gericht, schreibt Nabil Boudi, gemäss «L'Équipe» Khelifs Anwalt, auf X. Strafrechtliche Ermittlungen sollen nun klären, wer die «frauenfeindliche, rassistische und sexistische Kampagne» initiiert und angeheizt habe. Diese «Hetze» werde ««der grösste Makel dieser Olympischen Spiele bleiben».

Khelif und die Taiwanesin Lin Yu-Ting stehen im Zentrum einer Geschlechter-Kontroverse. Der vom IOC suspendierte Box-Weltverband IBA hatte beide im Vorjahr an der WM ausgeschlossen. Sie hätten bei Geschlechts-Tests, zu denen die IBA keine näheren Angaben macht, Auffälligkeiten gezeigt.

Das IOC kritisierte die Ausschlüsse als «willkürlichen Entscheid ohne ordnungsgemässes Verfahren». Die IBA ist wegen ihrer Verbindungen zum russischen Staatsapparat und wegen Korruptionsverdacht vom IOC ausgeschlossen. Deshalb legt das IOC, anders als in anderen Disziplinen, bei Olympia 2024 selbst die Startbedingungen fest.

Nach der Medaillenzeremonie stellte sich Khelif den Fragen der Presse und wurde dabei deutlich: «Ich bin eine starke Frau mit besonderen Kräften. Vom Ring aus habe ich eine Botschaft an diejenigen gesendet, die gegen mich waren.»

Sie sei einer heftigen Kampagne ausgesetzt gewesen – und das sei die schönste Antwort, die sie haben geben können. «Ich habe die volle Berechtigung zur Teilnahme. Ich bin eine Frau wie jede andere auch. Ich wurde als Frau geboren, ich habe als Frau gelebt und ich bin als Frau angetreten.»

Allerdings war Khelifs Olympiasieg auch von antisemitischen Äusserungen des algerischen Olympia-Direktors überschattet. Yassine Arab hatte behauptet, die «zionistische Lobby» wolle den Geist der Boxerin brechen.