Abstieg aus der Bundesliga: Wie es für Schalke weitergeht
Dem direkten Wiederaufstieg folgte für den FC Schalke 04 der direkte Wiederabstieg. Die Aufholjagd war aber nicht ganz vergeblich. Sie gibt dem Verein Kraft für den Neuaufbau.
Das Wichtigste in Kürze
- Sie haben leidenschaftlich gekämpft, haben sich mit unbändiger Moral eine Chance bis zum letzten Spieltag erhalten - aber am Ende ist der FC Schalke 04 trotzdem zum fünften Mal in die 2. Fussball-Bundesliga abgestiegen.
Der Verein liegt aber längst nicht so am Boden wie beim Absturz vor zwei Jahren. Fragen und Antworten zum Schalker Abstieg:
Wieso ist Schalke direkt wieder abgestiegen?
Wegen der schwachen Hinrunde. Und wegen zweier grundsätzlicher Fehlentscheidungen vor der Saison. Zum einen war Frank Kramer mindestens der falsche Trainer für diese Situation und diese Mannschaft. Zum anderen war es sicher ein strategischer Fehler, die Aufstiegs-Mannschaft im Sommer im Gegensatz zu Mitaufsteiger Bremen derart auseinanderzureissen. Zudem war die Mannschaft in letzter Konsequenz auch nicht gut genug, und musste in der Rückrunde ständig über ihre Verhältnisse spielen, um noch einmal heranzukommen.
Welche Folgen hat der Abstieg in finanzieller Hinsicht?
Schalke geht es weiterhin nicht gut. Aber dieser Abstieg ist vorerst nicht so existenzbedrohend wie der vor zwei Jahren. Zum einen war damals zur Hochphase von Corona alles mit grösseren Fragezeichen versehen. Zum anderen stieg damals eine sehr teure Mannschaft ab. In den vergangenen beiden Jahren hat Schalke vernünftiger hausgehalten – und den Abstieg damit sogar als Risiko eingepreist. «Wir haben von Anfang an gesagt: Es wird eine enge Kiste, aber wir geben nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen», sagte Sportvorstand Peter Knäbel: «Von daher ist das passiert, was passieren kann. Es kann auch mal schiefgehen.» Die Frage ist eher, wie viele Jahre 2. Liga Schalke sich leisten kann.
Ist Trainer Thomas Reis verbrannt oder der Hoffnungsträger für die 2. Liga?
Eindeutig Letzteres. Es ist nicht immer gut gelaufen unter Reis. Der Coach startete mit fünf Niederlagen in sechs Spielen, stand bei Pleiten wie dem 1:6 gegen Leipzig, dem 0:4 in Freiburg oder dem 0:6 bei den Bayern an der Linie. Dennoch wird Reis auf Schalke ausschliesslich positiv gesehen. Weil er aus einer mittelmässigen und am Boden liegenden Mannschaft eine funktionierende Truppe geformt hat, die mit Leidenschaft gegen viele Widerstände ankämpfte und viel Moral zeigte. Deshalb hatte sich Knäbel früh festgelegt, dass Reis auch im Falle des Abstiegs bleiben soll.
Welche Spieler werden bleiben?
Angesichts von allein acht Leihspielern – darunter Leistungsträger wie Alex Král, Tom Krauss oder Moritz Jenz – wird schon ein Umbruch erfolgen. Die Entscheidung, dass Torjäger Simon Terodde nicht bleibt, ist früh gefallen. In der 2. Liga wäre er sicher eine Verstärkung gewesen. Sturmpartner Sebastian Polter hat sein Bleiben am Samstag schon unter Tränen angekündigt. Spieler wie Marius Bülter, so etwas wie der Vorkämpfer in der Rückrunde, könnten entweder als Leitplanke dienen oder angesichts laufender Verträge zumindest eine gute Ablöse einbringen. Knäbel sieht den Verein jedenfalls gut gerüstet. Man habe «jetzt schon aus dem Vertragsbestand heraus eine Mannschaft, die sich absolut sehen lassen kann. Wir werden versuchen, die weiter zu optimieren.»
Kann Schalke direkt wieder aufsteigen?
Dies erscheint aktuell wahrscheinlicher, als es vor zwei Jahren erschien. «Es ist eine gänzlich andere Situation», sagte Knäbel. Damals waren die Profis in Schreckensszenen um die Arena gejagt worden. Nun «wurden wir gefeiert, obwohl wir abgestiegen sind. Das ist ein komisches Gefühl», sagte Teammanager Gerald Asamoah. Aufgrund dessen versicherte Knäbel, er schaue «sehr optimistisch in die Zukunft». Einziges mentales Problem: Die emotionale Aufholjagd hat den ganzen Verein viel Kraft gekostet. «Und wenn du Achter in der Rückrunden-Tabelle bist, empfindest du es als wahnsinnig ungerecht, dass du abgestiegen bist», sagte Knäbel. Doch daraus müssen er, Reis und die verbleibenden und kommenden Spieler in einer Trotzreaktion Kraft ziehen.