Hertha braucht Cunhas gute Fussball-Laune

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Deutschland,

Einen besseren Fussballer haben sie derzeit nicht bei Hertha BSC. Umso misslicher ist in der grossen Krise die anhaltende Torflaute von Matheus Cunha beim Hauptstadt-Club. Trainer Pal Dardai stellt sich bewusst vor den jungen Brasilianer und neigt dabei zur Übertreibung.

Hertha BSC hofft auf einen Formanstieg bei Matheus Cunha. Foto: Annegret Hilse/Reuters/POOL/dpa
Hertha BSC hofft auf einen Formanstieg bei Matheus Cunha. Foto: Annegret Hilse/Reuters/POOL/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei so viel Zuneigung fehlte für Matheus Cunha nur noch die Einladung zur Apfelschorle.

Erfrischungen dieser Art hält Trainer Pal Dardai für junge Spieler bei Hertha BSC in seinem eigenen Garten vor den Toren der Hauptstadt schon mal parat.

Dem Brasilianer mussten vor dem Duell der Berliner in der Fussball-Bundesliga gegen seinen Ex-Club RB Leipzig am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) aber verbale Aufmunterungen reichen. Krise? Distanz? Disharmonie? Alles Unsinn, meinte Dardai. «Ich bin hochzufrieden mit ihm. Er ist der beste Spieler», sagte der Trainer über den 21-Jährigen und fügte mit der für ihn typisch unnachahmlichen Übertreibung an: «Ich liebe diesen Jungen.»

Da Dardai dies ungefragt sagte und dann noch Bezug auf kritische Medienberichte über die Form-Flaute nahm, entstand der Eindruck, dass der Trainer im immer brenzliger werdenden Abstiegskampf bewusst die Bande zum mal genialen, mal bequemen Brasilianer enger knüpfen will. Fest steht: Matheus Cunha hat seit seinem Doppelpack im November beim 2:5 gegen Borussia Dortmund kein Tor mehr erzielt. Der Minutenzähler der Torlosigkeit bewegt sich gnadenlos auf die 900er-Marke zu.

Das Problem für die Hertha dabei ist: Dardai hat Recht. Matheus Cunha ist auch nach den Verpflichtungen von Mattéo Guendouzi und Sami Khedira der wohl mit Abstand beste Fussballer im Team. Trotz elf Spielen ohne Tor ist er mit sechs Saisontreffern und fünf Vorlagen immer noch der Top-Angreifer. Die Hertha braucht einen Matheus Cunha in positiver Grundstimmung und Fussball-Laune jetzt mehr denn je.

Dardais Vorgänger Bruno Labbadia verzweifelte gelegentlich am Temperament des Super-Dribblers. Gegen alle eigenen Prinzipien pflaumte er ihn auch öffentlich an, als dieser beim 1:4 in Freiburg kurz vor Weihnachten seine Lustlosigkeit demonstrativ zur Schau stellte. Auch nach dem verbalen Anpfiff sorgte der junge Vater aber regelmässig weiter für Diskussionsstoff auf und abseits des Platzes.

Ein Trip in die Schweiz trotz Corona-Auflagen, der durch eigene Instagram-Posts aufflog, wurde nachträglich vom Verein aus therapeutischen Gründen für die geplagte Leiste als genehmigt erklärt. Für neue Tattoos wurde hingegen eine Geldstrafe fällig. Bei den Niederlagen gegen Hoffenheim (0:3) und den FC Bayern (0:1) vergab er beste Torchancen zu kritischen Zeitpunkten, gegen Bremen (1:4) versemmelte er einen Elfmeter.

Rund um die erste Berufung in die brasilianische Nationalmannschaft war der Hang zum Pathos des Kreativspielers schon deutlich geworden. «Ich war im Hotel nach dem Essen und wollte mich ausruhen, als der Anruf kam. Als mir gesagt wurde, dass ich nominiert worden bin, habe ich vor Freude geweint. Danach habe ich meiner Familie Bescheid gesagt. Da haben wir gemeinsam geweint», berichtete er im Herbst. Im folgenden Heimspiel gegen Frankfurt (1:3) lief er nur nebenher.

Matheus Cunha in den Fokus der Hertha-Krise zu stellen, wäre aber vermessen. Vergleiche mit dessen Landsmann Marcelinho, der Anfang des Jahrtausends die Hertha verzückte, findet Dardai auch unfair. Seit seinem Wechsel für 18 Millionen Euro aus Leipzig nach Berlin lasten die Erwartungen schwer auf dem jungen Mann aus João Pessoa am Nordwest-Zipfel der brasilianischen Atlantikküste.

Ein jüngst von ihm auf Instagram veröffentlichter Zusammenschnitt seiner schönsten Hertha-Tore im ersten Berliner Jahr zeigt das verlockende Potenzial. «Er ist ein sehr guter Spieler mit den meisten Dribblings der Liga. Wir sollten ihn nicht allein stehen lassen», warnte RB-Trainer Julian Nagelsmann.

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