Europas Beste: FC Bayern vor «traumhaftem» Jahresende
Vier Monate nach dem Triumph von Lissabon sind die Bayern wieder die Besten in der Champions League. Hansi Flick wertet das 2:0 als perfekten Abschluss eines «herausragenden Jahres». Der Trainer lobt eine symbolische Geste - und freut sich über eine Torpremiere.
Das Wichtigste in Kürze
- Hansi Flick herzte seine Torschützen.
Niklas Süle mit seinem Premierentreffer und der mit einer Anti-Rassismus-Geste auftretende Eric Maxim Choupo-Moting.
Beide sorgten beim perfekten Jahresabschluss in der Königsklasse dafür, dass die Münchner etwas mehr als 100 Tage nach dem Titelgewinn schon wieder die Nummer 1 in Europa sind. «2020 war ein herausragendes Champions-League-Jahr. Wir wollten es mit einem Sieg abschliessen - und das haben wir geschafft», sagte Flick nach dem 2:0 gegen Lokomotive Moskau.
Mit 16 Punkten und 18:5 Toren sicherten sich die seit 17 Spielen in der europäischen Fussball-Elite unbesiegten Bayern als bestes Vorrundenteam das Ticket fürs Achtelfinale, das am Montag in Nyon ausgelost wird. In der K.o.-Runde im Februar und März winkt dem deutschen Meister ein rasches Wiedersehen mit dem zuletzt im Viertelfinale 8:2 gedemütigten FC Barcelona und Lionel Messi. Der FC Porto, Atalanta Bergamo, der FC Sevilla oder Lazio Rom sind auch als Gegner möglich. «Wir freuen uns und warten ab, was auf uns zukommt», sagte Flick.
Süle fröstelte es in seinen roten Badeschlappen, in denen er nach dem Spiel ohne Stutzen durch die eisige Arena schlurfte. «Ich dachte, ich lasse mal ein bisschen frische Luft an meine Füsse, das war vielleicht doch die falsche Entscheidung», scherzte der Nationalspieler, der nach starkem Auftritt und Kopfballtor bester Laune war.
Im 25. Spiel traf Süle erstmals in der Champions League, sein letztes Pflichtspieltor hatte der lange verletzte Innenverteidiger im April 2019 erzielt. «Ich bin einfach sehr glücklich, dass wir die Gruppe mit einem Sieg beendet haben, weil wir 2020 einfach unglaublich stark in diesem Wettbewerb waren», sagte der 25-Jährige.
Lewandowski-Vertreter Choupo-Moting macht dann alles klar. Beim Torjubel ging er wie einst der US-Footballspieler Colin Kaepernick auf ein Knie, reckte eine Faust in die Luft - im Weltsport die allgemeingültige Geste gegen Rassismus. «Man muss ein Zeichen setzen», sagte der 31 Jahre alte Bayern-Stürmer am Mittwochabend.
Der langjährige Nationalspieler Kameruns reagierte damit auf die Rassismusaufregung rund um die Königsklassen-Partie zwischen Paris Saint-Germain und Basaksehir Istanbul, wo es am Dienstag nach einer angeblichen Beleidigung des Vierten Offiziellen gegen den Istanbuler Co-Trainer Pierre Webo zum Spielabbruch gekommen war. «Wir haben eine Vorbildfunktion. Das ist genau die richtige Geste», sagte Flick zum Choupo-Moting-Auftritt.
Flick freute sich, dass der Backup für Lewandowski, der ebenso wie David Alaba geschont wurde, sein drittes Pflichtspieltor für die Münchner erzielte. Noch mehr dürfte ihn aber der Formanstieg von Süle gefreut haben. Nach einem Kreuzbandriss ist der Verteidiger schon länger wieder zurück, doch der enge Spielplan macht ihm besonders zu schaffen. «Ich war zehn Monate verletzt. Jetzt sind wir alle drei Tage unterwegs. Es ist echt brutal, jeder geht auf dem Zahnfleisch», berichtete Süle.
Flick hatte den Abwehrhünen zuletzt wiederholt nicht für den Kader nominiert, damit dieser Fitnessdefizite aufarbeiten konnte. Mit Erfolg. Süle zählte im letzten Gruppenspiel zu den besten Bayern. «Uns alle freut, dass Niki uns mit dem 1:0 durch eine Standardsituation auf die Siegerstrasse gebracht hat», sagte Flick. «Wir haben defensiv gut gestanden, da hat Niki auch zu beigetragen.»
Ein Zu-Null-Spiel glückte zuletzt beim 5:0 am 24. Oktober in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt, als sich der am Mittwoch gegen Moskau zurückgekehrte Alphonso Davies verletzte. Das Comeback von Phonzy mache alle «happy», sagte Flick, der einen klaren Auftrag für die drei in diesem Jahr noch ausstehenden Spiele gegen Union Berlin, Wolfsburg und Leverkusen erteilte: «Wenn wir die drei Spiele erfolgreich bestreiten, ist es ein absolut traumhaftes Jahr.»