Erni Maissen: «Warum stellt der FCB Taulant Xhaka kalt?»
Nau.ch-Kolumnist Erni Maissen wünscht sich vom FCB vollen Fokus auf den Abstiegskampf. Dafür braucht es jetzt auch Taulant Xhaka – warum wird er übergangen?
Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Erni Maissen fordert einen anderen Umgang mit Taulant Xhaka.
- Die Identifikationsfigur hat einen Vertrag bis 2027 – spielt aktuell aber keine Rolle.
- Im Abstiegskampf braucht es jetzt aber Typen, die dorthin gehen, wo es wehtut, so Maissen.
- Erni Maissen schreibt alle zwei Wochen bei Nau.ch über den FC Basel.
«Xhaka ist in hitzigen Spielen ein Vulkan auf dem Platz. Meistens schadet er dem Team damit.» Diese Worte stammen aus meiner ersten Nau.ch-Kolumne Anfang Februar.
Ganz wichtig: meistens! Warum man Taulant Xhaka beim FCB aber jetzt übergeht, verstehe ich nicht. Basel ist mitten im Abstiegskampf – es braucht Spieler mit FCB-DNA.
Xhaka ist einer, der die Ärmel hochkrempelt, arbeitet und überall hingeht, wo es wehtut. Manchmal zu extrem. Doch Kacuris und Veigas werden Rotblau nicht retten.
Warum stellt der FCB Xhaka kalt?
Xhaka-Konkurrent Veiga hört auf zu verteidigen
Der 32-Jährige muss nicht jedes Spiel voll durchspielen. Aber mit seiner Art treibt er die Jungen an – das braucht es. Viele wissen nämlich noch immer nicht, worum es geht. Ohne die Liga-Aufstockung wäre der FCB auf einem Abstiegsplatz!
Auch gegen YB hätte es Xhaka gebraucht, da mache ich Trainer Celestini einen Vorwurf. Wenn ich Veiga vor dem Spiel mit dem Natel auf dem Platz herumspazieren sehe, geht bei mir das Messer auf.
Bei ihm fehlt die Einstellung, und das in einem Spiel, wo es um so viel geht. Veiga spielt aktuell nur noch Alibi, kurze Pässe, geht nie dorthin, wo es wehtut.
Als YB-Elia Gegentreffer Nummer vier ungestört vorbereitet, hört der Portugiese einfach auf zu verteidigen. So einer gehört nicht (mehr) in die Startelf.
Aktuell kostet Xhaka Geld für nichts
Hinzu kommt: Der FCB hat keine andere Wahl, als mit Xhaka weiterzumachen. Sein Vertrag läuft noch bis 2027. Lässt man ihn jetzt einfach auf der Bank, dann kostet das Geld für nichts.
Nach dem Debakel in Bern folgte das 1:1 gegen Winterthur. Für mich war auch das Remis ein schwacher Auftritt, wenn man bedenkt, um was es geht.
Beim FCB zirkuliert der Ball dort, wo nichts passiert. Offensiv hat der FCB weiter keinen Plan, es gibt keine Angriffsauslösung, alles ist auf Zufall aufgebaut. Einer hat den Ball und versucht etwas.
Bei Winterthur und sogar bei Lausanne sehe ich hingegen einen Plan.
Celestini verlängert beim FCB – leider kann er nicht zaubern
Mittlerweile ist klar, dass Fabio Celestini im Sommer FCB-Trainer bleibt. David Degen erzählte, dass eine der Celestini-Bedingungen war, dass er mit dem FCB Meister werden will. Möglich, dass es sich um ein Poker-Spiel handelte. Ich glaube nicht, dass Celestini so viele Angebote von anderen Vereinen hatte.
Leider kann aber auch Celestini nicht zaubern. Aus einem Ackergaul kannst du kein Rennpferd machen. Offensiv fehlt die Qualität, defensiv der Einsatz.
Ich hoffe, Degen und der ganze Vorstand machen sich bereits Gedanken für nächste Saison. Der Kader wird so nicht «verheben».
Ich wünsche mir, dass der FCB im Sommer sicher drei gestandene Spieler holt. In jeder Reihe einen. Ein Problem wird das Geld sein, weil – nicht wie letztes Jahr – keiner teuer verkauft werden kann.
Landet Patrick Rahmen bei YB?
Einen neuen Trainer braucht auch YB! Ein Name, der gehandelt wird: Patrick Rahmen. Beim FCB wurde er trotz starker Bilanz entlassen. Für ihn persönlich würde es mich freuen, wenn er den Job bekommt.
Was Rahmen aber auch weiss: YB ist – Stand heute – keine gefestigte Mannschaft mehr. Ähnlich wie beim FCB wurden wichtige Spieler verkauft, nicht alle konnten kompensiert werden.
In Bern hat man nicht mehr diese Qualität, dass man jedes Spiel irgendwie noch drehen kann. Nicht allen Spielern ist das bewusst. Ich setze aktuell nicht mehr auf YB als Meister.
****
Zur Person: Erni Maissen absolvierte 406 Spiele für den FCB, erzielte dabei 142 Tore. Damit liegt er an dritter Stelle, einzig Marco Streller und Seppe Hügi schossen noch mehr Tore. In Basel ist der 66-Jährige bis heute eine Legende.
Bereits als Spieler hat der ehemalige Stürmer seine Meinung immer klar und deutlich gesagt. Das wird sich auch in seiner Nau.ch-Kolumne nicht ändern. Versprochen!