Formel 1: Honda will MotoGP-Projekt mit F1-Erfahrung retten
Das Wichtigste in Kürze
- In der MotoGP sieht Honda aktuell kein Land gegen Ducati, Aprilia und KTM.
- Nun greift HRC hinter den Kulissen auf Formel-1-Expertise zurück.
- Die Vierrad-Abteilung soll dem MotoGP-Projekt auf die Sprünge helfen.
Unterschiedlicher könnte es für die Motorsport-Abteilungen von Honda aktuell nicht laufen: In der Formel 1 feiern die Japaner als Motoren-Lieferant von Red Bull derzeit einen Grand-Prix-Sieg nach dem anderen. In der MotoGP hingegen ist das einstmals stolze Honda-Team aktuell chancenlos gegen die Ducati-Übermacht.
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Erst einen Rennsieg hat Honda geholt – und das durch LCR-Kundenpilot Alex Rins, der am Saisonende zu Yamaha wechselt. Kurioserweise ist ausgerechnet der japanische Kontrahent der einzige Hersteller, der aktuell noch schlechter platziert ist. Beim Grossbritannien-GP holten Honda und Yamaha zuletzt insgesamt nur drei WM-Punkte.
Das Repsol-Werksteam hat 2023 überhaupt erst einmal Punkte geholt – durch Joan Mir beim Saisonauftakt. Davon abgesehen kam nur bei einem weiteren Grand Prix ein Repsol-Pilot ins Ziel, nämlich Ersatzfahrer Iker Lecuona in Spanien. Von Siegen oder Podestplätzen können die Stammfahrer Marc Marquez und Mir aktuell nur träumen.
Know-How aus der Formel 1 soll helfen
Um die Misere schnellstmöglich zu beenden, werden bei Honda nun alle Register gezogen: Laut HRC-Präsident Koji Watanabe wird nun die Vierrad-Abteilung, die unter anderem für die Formel 1 zuständig ist, beigezogen. Mit dem Know-How aus der erfolgreichen Red-Bull-Partnerschaft soll das gestrandete MotoGP-Projekt wieder flottgemacht werden.
«Innerhalb von Honda sind die Kulturen von Zweirad und Vierrad recht unterschiedlich», so Watanabe zu «Motorsport.com». Das erwies sich bei der im Vorjahr begonnenen Integration der beiden Abteilungen als Herausforderung. «Es dauerte das ganze erste Jahr, bis die Integration abgeschlossen war – alles war anders: Betrieb, Struktur, Einkaufssysteme.»
Honda-Krise bedroht auch Marquez-Zukunft
Die Stagnation in der MotoGP sei «ein grosses Problem für Honda und HRC», gesteht Watanabe. «Wir wollen unsere Stärke wiedererlangen. Deshalb ist das Vierrad-Team nun in die MotoGP-Entwicklung involviert. Man bemüht sich darum, so schnell wie möglich greifbare Ergebnisse zu erzielen.»
Diese müssen allerdings schon sehr bald erkennbar werden – andernfalls droht ein weiterer herber Rückschlag: Superstar Marc Marquez befasst sich mit einem vorzeitigen Abschied trotz laufenden Vertrages. KTM – Zweiter der Konstrukteurs-WM – bemüht sich um zwei zusätzliche MotoGP-Startplätze, um dem Spanier ein Werksmotorrad anbieten zu können.