Formel 1: Jules Bianchi - «In unseren Herzen für immer ein Champion»
Heute jährt sich der Tod des F1-Piloten Jules Bianchi zum fünften Mal. Beim GP am Wochenende in Ungarn gedenkt ihm die ganze Formel 1.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute vor fünf Jahren verstarb der erst 25-jährige F1-Pilot Jules Bianchi.
- Nach einem tragischen Unfall im Oktober 2014, lag er mehr als neun Monate im Koma.
- Beim GP in Ungarn dieses Wochenende gedenken ihm die F1-Piloten.
Heute jährt sich der Tod des Formel-1-Piloten Jules Bianchi zum fünften Mal. In Ungarn beim GP wird nicht nur sein guter Freund Charles Leclerc an den Franzosen denken.
25 Jahre, älter wurde Jules Bianchi nicht. Ein Rennfahrer, ein Formel-1-Pilot, dem nicht wenige eine vielversprechende Karriere prophezeit hatten. Einer aus der Ferrari-Schmiede.
Wenige Tage bevor das Schicksal eine grauenvolle Wendung nahm, beantwortete er Fragen nach einer möglichen Zukunft bei der Scuderia. «Natürlich», sagte er damals selbstbewusst, aber keineswegs überheblich: «Es wäre doch ein logischer Schritt für mich.»
Es kam anders. Der Unfall in Suzuka wenige Tage nach diesen Aussagen am 5. Oktober 2014. Koma, Kampf gegen den Tod.
Bianchi verlor ihn. Am 17. Juli 2015 starb er in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Nizza. Die Erinnerung bleibt.
Bianchi wäre jetzt in einem Top-Team in der Formel 1. Und ein Rennsieger, schrieb jüngst Daniel Ricciardo in einem längeren Beitrag auf Twitter. Der australische Formel-1-Pilot kannte Bianchi. Sie fuhren als Teenager zusammen Kart und wurden Freunde.
So wie Bianchi nicht nur Patenonkel des aktuellen Ferrari-Jungstars Charles Leclerc war, sondern auch ein enger, guter Freund.
Ricciardo: «Als wäre Charles die verspätete Version von Jules»
«Irgendwie ist es so, als würde Charles nun machen, was Jules gemacht hätte. Es ist so, als wäre Charles die verspätete Version von Jules», meinte Ricciardo.
Wahrscheinlich hätte Bianchi ein Cockpit bei Ferrari noch mehr verdient gehabt, als er, meinte Leclerc neulich. «Ziemlich sicher» sei er, dass Bianchi noch mehr in der Formel 1 gezeigt hätte als er selbst.
Bianchi wurde 2009 nach Testfahrten in die «Driver Academy» von Ferrari aufgenommen. Nach einem Engagement als Ersatzfahrer bei Force India 2012 wurde der Südfranzose Stammpilot in der Formel 1. Marussia, ein russisches Team mit Antrieben von Ferrari. Dennoch ein Hinterbänkler.
Eine kleine Sensation in der Formel 1 gelang Bianchi aber mit dem gnadenlos unterlegen Auto. Als er Ende Mai 2014 beim Klassiker in Monte Carlo bis auf Rang neun vorfuhr. Damit ergatterte er sich zwei Punkte. «Es war einfach wunderbar», sagte Bianchi damals.
Bianchis tragischer Unfall
Gut vier Monate später wurde er auf schlimmste Weise aus seiner wunderbaren Welt gerissen. Es war ein grauer Tag. Regen, so stark, dass das Rennen im japanischen Suzuka hinter dem Safety Car gestartet werden musste.
In der 41. Runde kam der damalige Formel-1-Pilot Adrian Sutil von der Strecke ab. Als der Wagen des Gräfelfingers an einem Bergungskran hing, kam Bianchi ebenfalls vor Kurve sieben von der Strecke ab. Er raste unter den Kran.
Die Wucht des Aufpralls mit 126 Stundenkilometern war fast unvorstellbar: Wie aus einem FIA-Zwischenbericht hervorging, krachte Bianchi mit dem 254-fachen Gewicht des Kopfes mit Helm gegen den Bergungskran. «Es ist so, als hätte man das Auto aus 48 Meter Höhe auf den Boden fallen lassen. Ohne Knautschzone», hatte damals FIA-Sicherheitsexperte Andy Mellor dem Fachmagazin «auto motor und sport» gesagt.
Mit jedem Moment im Fahrerlager wurden das Entsetzen, der Schock und die Angst um das Leben des Piloten spürbarer. Dass es Bianchi traf, war umso tragischer, als dass die Familie erneut mit dem Grauen des Motorsports konfrontiert wurde.
Schicksale der Familie Bianchi
Bianchis Grossvater Mauro verunglückte 1968 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans in der Formel 1 und erlitt schwere Brandverletzungen. Dessen Bruder Lucien gewann damals den Klassiker, starb aber ein Jahr danach bei Testfahrten in Le Mans. Das alles hatte Jules Bianchi, geboren am 3. August 1989, nicht von einer Karriere in der Formel 1 abhalten können.
«Er war ein sehr bodenständiger, herzlicher junger Mensch. Ich glaube, er hatte noch einen grossen Weg vor sich», erinnerte sich einmal Sebastian Vettel an den Franzosen.
Formel 1 trauert
Vettel, Lewis Hamilton, Nico Rosberg und noch viele weitere Piloten kamen damals im Juli 2015 zur Beerdigung ihres ehemaligen Kollegen. Dass die Autos mit dem Cockpitschutz Halo ausgerüstet sind, war eine der Konsequenzen des Unfalls. Bianchis Startnummer 17 wird zudem nicht mehr vergeben.
«Er wird in unseren Herzen für immer ein Champion bleiben». Dies sagte der damalige Ferrari-Testfahrer Jean-Éric Vergne bei der Trauerfeier in der Cathédrale Sainte-Réparate in Bianchis Geburtsort. Auf dem Sarg lag Bianchis Helm.
«Der Tod von Jules ist zutiefst ungerecht», sagte der Priester und beendete die Zeremonie mit einem emotionalen Aufruf: «Jules konnte nie auf ein Formel-1-Podium steigen, also bitte ich Sie jetzt darum, ihm zu applaudieren.»