Formel 1: Mit der Andretti-Absage schadet man nur sich selbst
Die Formel 1 weist die Bewerbung von Andretti-Cadillac aus fadenscheinigen Gründen zurück. Es ist eine vermeidbare Blamage für die Königsklasse des Motorsports.
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Das Wichtigste in Kürze
- Andretti-Cadillac erhält 2025 und 2026 keinen Startplatz in der Formel 1.
- Die Königsklasse weist den US-Rennstall mit fadenscheinigen Ausreden ab.
- Damit vergibt man die Chance, einen Publikums-Liebling zu holen. Ein Kommentar.
Bis zuletzt hatten die Fans der Formel 1 zugleich gehofft und gebangt. Gehofft, dass die Verantwortlichen die vernünftige Entscheidung über die Bewerbung von Andretti und Cadillac treffen. Gebangt, dass sich die Formel 1 wie so oft in den letzten Jahren exakt entgegen der Fan-Wünsche bewegt.
Am Ende ist der zweite Fall eingetreten: Am Mittwoch wurde offiziell, dass die Königsklasse des Motorsports ihre Türen für Michael Andretti und General Motors verschliesst.
Stichhaltige Argumente gegen Andretti? Fehlanzeige!
Die Begründungen sind ebenso fadenscheinig wie lächerlich: Man zweifle daran, dass Andretti einen Mehrwert in die Formel 1 bringe. Man zweifle daran, dass die Team-Verantwortlichen wissen, worauf sie sich einlassen. Und man hätte sich gewünscht, dass General Motors seinen eigenen F1-Motor schon jetzt ins Rennen schickt.
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In der offiziellen Mitteilung sind die Gründe für die Andretti-Absage ausführlich aufgeschlüsselt. Nur: Sie machen allesamt keinen Sinn. Denn dass Andretti – ein veritabler Motorsport-Gigant, nicht nur in den USA – keinen Mehrwert bringe, ist lächerlich.
Kaum ein Motorsport-Unternehmen auf der Welt bringt ein grösseres Potenzial mit, auf Anhieb konkurrenzfähig zu sein. Andretti ist in der IndyCar-Serie Jahr um Jahr ein Titelkandidat und stellt den aktuellen Formel-E-Weltmeister.
Andretti wäre in der Formel 1 zweifellos konkurrenzfähig
Was genau hat ein Team wie Haas bislang erreicht? Richtig – nichts. Der vor mittlerweile fast zehn Jahren zum Starterfeld gestossene US-Rennstall wartet noch auf seinen ersten Podestplatz. Die letzten Jahre schloss man konsequent am hinteren Ende des Feldes ab.
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Andretti wäre, so viel darf man vermuten, wohl auf Anhieb zumindest mit Haas und Sauber – pardon, Stake – konkurrenzfähig. Dass der Rennstall auch noch einen der grössten Auto-Hersteller der Welt im Schlepptau hätte, wird geflissentlich unter den Teppich gekehrt.
Die Formel 1 beharrt darauf, dass sie sich um den US-Markt bemüht, mit einem neuen Nordamerika-GP nach dem anderen. Nach Austin, Miami und Las Vegas dürfte demnächst auch Chicago hinzukommen.
Die Formel 1 macht sich zum Gespött
Nur ein handfestes, erprobtes und hochgradig beliebtes US-Team mit einem beachtlichen Palmares hat keinen Platz. Verzeihung, liebe Freunde von Liberty Media und Formula One Management: Diesen Mist schlucken die Fans nicht.
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Die Formel 1 hatte eine Jahrhundert-Chance, dem US-Markt einen echten Publikums-Liebling zu schenken. Stattdessen macht sich die Königsklasse einmal mehr zum Gespött.
Wenn sich das mal nicht rächt.