Formel 1: Steckt Bernie Ecclestone hinter Felipe Massas Titel-Klage?
Felipe Massa will den WM-Titel in der Formel 1 nach 15 Jahren vor Gericht erstreiten. Auslöser war Bernie Ecclestone – und das womöglich sogar mit Absicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Hat Bernie Ecclestone die Neubearbeitung des Crashgate-Skandals beabsichtigt?
- Mit einer Interview-Aussage brachte der Ex-Formel-1-Boss den Fall erneut ins Rampenlicht.
- Womöglich hatte er das vor – als Teil seiner Fehde mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton.
Mit einer scheinbar unbedachten Aussage in einem Interview im Vorjahr löste Bernie Ecclestone einen bemerkenswerten Prozess aus: Der langjährige Machthaber der Formel 1 gab nebenbei zu, dass er und die FIA schon 2008 vom Crashgate-Skandal erfahren hatten. Allerdings habe man diesen damals unter Verschluss gehalten.
Diese Aussagen des heute 93-Jährigen veranlassten den damaligen Vizeweltmeister Felipe Massa zu einer juristischen Attacke. Die Argumentation des Brasilianers: Die Verantwortlichen wussten vom Betrug beim Singapur-GP und hätten das Ergebnis für nichtig erklären müssen. Dann wäre Massa heute Weltmeister – nicht Lewis Hamilton.
Der Brasilianer bringt diese Klage gegen die Formel 1 und die FIA nun vor das Londoner High Court. Dort will der Ex-Ferrari-Pilot die nachträgliche Streichung des Singapur-Resultats erreichen. Das würde Lewis Hamilton seinen ersten WM-Titel kosten – mehr als 15 Jahre, nachdem er die Trophäe erhalten hat.
Wollte Ecclestone den Prozess bewusst lostreten?
Aber hat Ecclestone diese Interview-Anschuldigung womöglich gar nicht so unbewusst getätigt? In seiner Bemerkung erwähnte Ecclestone den damaligen Rennsieger Fernando Alonso, der einen seiner 32 Grand-Prix-Siege verlieren würde, mit keinem Wort. Stattdessen konzentrierte er sich auf Massa und Hamilton.
«Wir hatten rechtzeitig genug Informationen, um die Angelegenheit zu untersuchen. Nach den Statuten hätten wir das Rennen in Singapur wahrscheinlich annullieren müssen», so Ecclestone. «Das heisst, es hätte für die WM-Wertung nie stattgefunden. Dann wäre Felipe Massa Weltmeister geworden und nicht Lewis Hamilton.»
Londoner Gericht entscheidet über WM-Titel 2008
War die Bemerkung des Briten also vielleicht eine gezielte Attacke auf Rekordweltmeister Hamilton? Die besten Freunde sind Hamilton und Ecclestone schon lange nicht mehr. Der Mercedes-Star kritisierte die rückwärtsgewandten Ansichten des Ex-Formel-1-Chefs wiederholt. Zudem habe Ecclestone zu wenig gegen Rassismus unternommen.
Nicht auszuschliessen, dass Ecclestone sich genau diese Reaktion von Felipe Massa erhofft hat. Mit einem Titel weniger wäre Hamilton «nur» die Nummer zwei im ewigen Ranking der Formel 1 hinter Michael Schumacher. Allerdings ist noch völlig offen, ob sich das Londoner Gericht der Ansicht von Massas Anwälten anschliesst oder nicht.