Formel 1: Warum der Vegas-Grand-Prix die Fans nicht begeistern kann
Am Wochenende gastiert die Formel 1 erstmals seit 1982 wieder in Las Vegas. Die Fans verspüren den gewünschten Hype aber nicht. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 fährt am Wochenende erstmals über den berühmten Strip von Las Vegas.
- Sowohl bei den Fans als auch den Einheimischen hält sich die Vorfreude in Grenzen.
- Für den fehlenden Vegas-Hype gibt es eine Reihe von Gründen. Ein Kommentar.
Eigentlich ist alles angerichtet für ein Formel-1-Festival in der Grössenordnung des Monaco-Grand-Prix: Teams und Fahrer übertreffen sich für die Las-Vegas-Premiere am Wochenende gegenseitig mit Speziallackierungen und neuen Helm-Designs. Sogar die Randsteine kommen im Casino-Look mit Spielkarten-Ästhetik daher.
Und trotzdem hält sich die Begeisterung bei den Fans vor dem Grand-Prix-Gastspiel auf dem berühmten Strip in engen Grenzen. Die Ticket-Verkäufe gehen nur schleppend voran, die Preise sind in den Keller gerasselt.
Aber warum kommt kein Vegas-Hype auf, wenn doch scheinbar alles für ein Spektakel angerichtet ist? Ganz einfach: Las Vegas ist für die Formel 1 nichts Besonderes.
Das nächste seelenlose Strassenrennen im F1-Kalender
Das fängt schon bei der Strecke selbst an: Der Grand-Prix-Kurs in Las Vegas ist der fünfte reine Strassenkurs auf dem Kalender. Dehnt man die Definition etwas aus, sind es sogar sieben. Alleinstellungsmerkmal? Fehlanzeige.
Auch der Status als Nachtrennen ist in der Formel 1 nichts Bemerkenswertes mehr. Vegas ist das fünfte Rennen in diesem Jahr unter Flutlicht! Mit dem Saisonfinal in Abu Dhabi kommt sogar noch ein sechstes hinzu. Auch das reicht also nicht.
Ganz abgesehen davon wirkt das Strecken-Layout schlicht und ergreifend uninspiriert: Einen Grossteil der Runde fahren die Piloten mit Vollgas und praktisch geradeaus. Anspruchsvolles Strecken-Design sieht anders aus.
Selbst das Argument mit dem Wachstumsmarkt Nordamerika greift in Vegas nicht: Das Gastspiel auf dem Strip ist das dritte US-Rennen der Saison, das vierte in Nordamerika. Schon der Zustrom zum Miami-GP hielt sich in Grenzen.
Las Vegas ist für die Formel 1 nur ein Prestige-Projekt
Und dann ist da noch die Preisfrage, die vor allem vielen US-Fans endgültig die Lust vergehen lässt. Selbst nach dem Preis-Einbruch – zum Teil um mehr als die Hälfte – kosten Renntickets noch mehr als 1000 US-Dollar.
Zu guter Letzt hilft natürlich auch der katastrophal verlaufene Spannungsbogen der Saison nicht: Die Weltmeisterschafts-Entscheidungen sind gefallen, gegen einen weiteren Red-Bull-Sieg wetten nur waschechte Optimisten. Spannung fehlt in Vegas also auch sportlich.
Die Formel 1 lässt sich von alldem nicht beirren – Las Vegas ist ein Prestige-Projekt für die US-Eigentümer Liberty Media. Erstmals richten die Formel-1-Besitzer selbst ein Rennen aus. Für das eigene Ego ist Las Vegas der perfekte Ort. Sonst aber für nichts.