Formel 1: Warum die FIA im Crashgate-Fall 2008 so lange zögerte
Felipe Massa prüft rechtliche Schritte, um die WM-Entscheidung in der Formel 1 im Jahr 2008 anzufechten. Anlass sind neue Informationen von Bernie Ecclestone.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Crashgate-Skandal beim Singapur-GP 2008 könnte neu aufgerollt werden.
- Der absichtliche Unfall von Nelson Piquet Junior war mitentscheidend im WM-Kampf.
- Der damals unterlegene Felipe Massa will das Rennergebnis nun anfechten.
Angestiftet von einem Interview von Bernie Ecclestone Anfang März plant Felipe Massa nun rechtliche Schritte. Der Brasilianer hofft, den Crashgate-Skandal von 2008 neu aufrollen zu lassen. Ein Betrug des Renault-Teams hatte Massa in weiterer Folge den WM-Titel gekostet.
Ecclestone hatte zuletzt zugegeben, dass die Verantwortlichen der Formel 1 noch 2008 vom Betrug erfahren hatten. Das Verfahren wurde aber erst Mitte des folgenden Jahres in die Wege geleitet. An der WM-Wertung war damals nicht mehr zu rütteln.
Ein Bericht von «Motorsport.com» bestätigt, dass die Formel-1-Verantwortlichen schon beim Saisonfinal 2008 in Brasilien informiert worden waren. Von keinem anderen als Nelson Piquet Senior, der über die Behandlung seines Sohnes erzürnt war.
Formel 1 wusste schon 2008 von «Crashgate»
Der 2019 verstorbene Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting war von Piquet informiert worden. Das berichtete er in einem Interview für eine Doku über Ex-FIA-Präsident Max Mosley. Das Interview blieb unveröffentlicht, liegt «Motorsport.com» aber vor.
«Er kam zu mir in mein Büro, und wir unterhielten uns», berichtete Whiting. «Und dann schloss er plötzlich die Tür und hielt seinen Fuss dagegen, damit niemand hereinkommen konnte. Dann erzählte er mir, was in Singapur passiert war.»
«Im Grunde genommen war das, was er sagte, Folgendes: ‹Flavio hat meinen Sohn zum Unfall gezwungen.›» Whiting habe Piquet Senior dazu geraten, die Sache für sich zu behalten. Der Brasilianer stimmte zu, aus Angst, die Karriere seines Sohnes zu gefährden.
Beweislage für die FIA nicht ausreichend
Aber warum handelte die FIA trotz der Information von Piquet nicht? Der 2021 verstorbene Mosley bestätigte gegenüber den Filmemachern, dass die Beweislage zu dünn war. «Wir hatten ein unterschriebenes Statement, aber das war nicht annähernd genug.»
Erst mithilfe von Sonderermittlern erzwang die Formel 1 beim Belgien-GP 2009 die notwendigen Geständnisse. Danach nahm das Verfahren seinen Lauf, Teamchef Flavio Briatore wurde langfristig gesperrt. Für Massa kam das allerdings zu spät.
Angesichts der jüngsten Enthüllungen hofft der Brasilianer nun aber, den Fall neu aufrollen zu können. Das Ziel des Ex-Ferrari-Piloten: Der Singapur-GP 2008 soll nachträglich aus der WM-Wertung genommen werden. Dann wäre Massa nämlich Weltmeister geworden.