Formel 1: Was bedeutet der Honda-Rückzug für die Königsklasse?
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag gibt Honda überraschend seinen Rückzug aus der Formel 1 bekannt.
- Der japanische Hersteller steigt Ende 2021 nach sieben Jahren aus der Königsklasse aus.
- Das hat weitreichende Folgen – nicht nur für die Kundenteams Red Bull und AlphaTauri.
Es ist der sprichwörtliche Paukenschlag, der am Freitag das Formel-1-Fahrerlager erzittern lässt. Honda zieht sich am Ende der Saison 2021 als Motorenhersteller aus der Königsklasse des Motorsports zurück. Gerechnet hat damit niemand – lief es doch für Honda so gut wie lange nicht.
Die Gründe für den Rückzug gehen aus dem üblichen Marketing-Kauderwelsch, in das so eine Mitteilung gehüllt ist, nicht hervor. Kein Zweifel, die Corona-Pandemie und die finanziellen Folgen werden eine Rolle gespielt haben. Und die Neuausrichtung zu mehr grüner Technologie ebenfalls.
Honda-Rückzug trifft die Formel 1 hart
Ungeachtet der Hintergründe wird der Ausstieg von Honda am Ende der kommenden Saison weitreichende Folgen haben. Betroffen sind vor allem die beiden Kundenteams Red Bull und AlphaTauri. Zwei der drei Siegerteams der laufenden Saison stehen plötzlich ohne Triebwerke da.
Das bedeutet nicht, dass Red Bull und AlphaTauri beim Saisonauftakt 2022 wirklich ohne Motoren übrig bleiben. Das Reglement der Formel 1 hat für so einen Fall vorgesorgt – Renault müsste als Lieferant einspringen. Und darf für die Motoren auch nicht mehr verlangen als den marktüblichen Preis.
Aber der Ausstieg eines der weltweit grössten Fahrzeughersteller ist für die Formel 1 trotzdem ein herber Verlust. Honda war der einzige Motorenhersteller, der durch das sündhaft teure Hybrid-Reglement angelockt wurde. Nach gerade einmal sieben Jahren endet dieses Engagement wieder.
Das unterstreicht eines der grössten Probleme, mit denen sich die Königsklasse derzeit konfrontiert sieht. Das gegenwärtige Reglement mit 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybrid-Motoren ist viel zu komplex – und viel zu teuer. Neue Hersteller schreckt das eher ab, als sie anzuziehen.
Ein überarbeitetes Motoren-Regelwerk ist erst für 2026 geplant. Und angesichts der Lage, in der sich die Automobilbranche befindet, ist fraglich, welcher der Motorenhersteller so lange durchhält.
Nur Ferrari ist wirklich gesichert
Ein Fragezeichen steht etwa hinter dem Engagement von Mercedes. Allen Beteuerungen aus dem Daimler-Vorstand zum Trotz macht der Formel-1-Einsatz kaum noch Sinn. Im Strassenverkehr entwickelt Mercedes nicht einmal mehr Verbrennungsmotoren. Die Zukunft heisst Elektromobilität – und damit wohl Formel E.
Und auch Renault – das ab der kommenden Saison durch die hauseigene Performance-Marke Alpine ersetzt wird – wackelt. Die spärlichen Erfolge, die man in der Formel 1 seit der werksseitigen Rückkehr holte, rechtfertigen die Kosten kaum. Schon gar nicht, wenn man sie ab 2021 unter anderem Namen holt.
Der einzige Hersteller, auf den die Formel 1 wohl langfristig bauen kann, ist Ferrari. Die aktuellen Motoren bereiten der Scuderia zwar Kopfzerbrechen, wegzudenken ist das F1-Engagement trotzdem nicht. Der Mythos Ferrari lebt von der Formel 1, ein Ausstieg ist – ungeachtet der vielen Drohungen – kein Thema.
Ausgerechnet zu ihrer Revolutionssaison mit dem neuen Aerodynamik-Reglement steht die Formel 1 nun vor der Krise. Der Verlust eines seiner nur vier Motorenlieferanten stellt das bisherige Motor-Konzept infrage. Und ein Ersatz wird – vor allem in der Corona-Krise – kaum zu finden sein.