Red Bull implodiert: Das sind die Gründe für die Eskalation
Das Formel-1-Weltmeisterteam Red Bull zerstört sich von innen selbst. Superstar Max Verstappen droht öffentlich seinen Abschied an. Was passiert gerade?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Situation beim Formel-1-Weltmeisterteam Red Bull eskaliert zunehmend.
- Motorsport-Berater Helmut Marko steht offenbar vor der Suspendierung.
- Weltmeister Max Verstappen droht sogar öffentlich mit einem Abschied.
Auf der Strecke fliegt Red Bull schon früh in der Saison in einer eigenen Dimension: Formel-1-Weltmeister Max Verstappen steht auch in Saudi-Arabien auf der Pole-Position. Der Titelverteidiger ist beim zweiten Saisonrennen erneut der klare Favorit auf den Sieg.
Doch hinter den Kulissen brodelt es beim Weltmeister-Rennstall: Die jüngste Eskalation im Machtkampf bei Red Bull Racing könnte das Team endgültig zerreissen. Und eine solche Implosion ist offenbar bereits in den nächsten Tagen möglich.
Was ist in Saudi-Arabien passiert?
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko hat im österreichischen Fernsehen angedeutet, dass sein Job wackelt. Offenbar droht dem Förderer von Max Verstappen die Suspendierung – er soll offenbar hinter den geleakten Beweisen gegen Horner stecken. Das wäre wenig überraschend das Ende seiner Karriere bei Red Bull Racing.
Weltmeister Verstappen hat sich aber öffentlich hinter Marko gestellt: Nach seiner Pole-Position stellte der Holländer klar, dass es ohne den Österreicher «ein Problem im Team» geben werde. Dass er den Weltmeister-Rennstall in einem solchen Fall sogar verlassen könnte, dementierte der Dreifach-Champion nicht.
Was hat die Eskalation ausgelöst?
Der «Anfang vom Ende» waren die Anschuldigungen einer Red-Bull-Mitarbeiterin gegen Horner. Sie hatte dem 50-jährigen Teamchef sexuell unangebrachtes Verhalten – bis hin zu sexueller Belästigung – vorgeworfen. Das löste eine fast zwei Monate andauernde interne Ermittlung gegen den Briten aus.
An deren Ende wurde Horner einen Tag vor dem ersten Rennwochenende in Bahrain von den Vorwürfen freigesprochen. In der Folge wurden die mutmasslichen Beweismittel geleakt – angeblich von Helmut Marko. Das war der Auftakt für die öffentliche Eskalation des internen Machtkampfs bei Red Bull.
Warum gibt es bei Red Bull einen Machtkampf?
Der Tod von Firmen-Zampano Dietrich Mateschitz (†78) im Oktober 2022 hat bei Red Bull ein Macht-Vakuum hinterlassen. Der Österreicher hatte im Rahmen eines Sondervertrages mit den thailändischen Mehrheitseigentümern, der Yoovidhya-Familie, praktisch die Alleinherrschaft. Mit seinem Tod ist dieser Vertrag aber erloschen.
Jetzt bemüht sich die thailändische Familie, die 51 Prozent am Energy-Drink-Hersteller hält, um die Vormachtstellung. Die europäischen Minderheitseigentümer um Mateschitz-Erbe Mark Mateschitz und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff stemmen sich dagegen. Das Formel-1-Team ist lediglich zum «Kriegsschauplatz» geworden.
Warum betrifft der Machtkampf das Formel-1-Team?
Innerhalb des Weltmeister-Rennstalls gibt es zwei Lager, die mit den treibenden Kräften im Konzern selbst korrelieren. Auf der einen Seite steht Christian Horner mit Rückendeckung durch die Yoovidhya-Familie. Zugleich ist Aerodynamik-Papst Adrian Newey ein enger Freund von Horner und im Zweifelsfall wohl auf dessen Seite.
Dem entgegen steht das Verstappen-Lager rund um Helmut Marko, Max Verstappen und dessen Vater Jos. Marko war als Motorsport-Berater stets der «Abgesandte» des Energy-Drink-Konzerns zum Formel-1-Team. Entsprechend steht die europäische Konzern-Seite hinter dem Österreicher – und damit gegen Horner.
Was passiert bei Red Bull Racing als Nächstes?
Angeblich, so die Spekulationen aus Saudi-Arabien, droht Helmut Marko bereits am Montag die Suspendierung. Das wäre die nächste Eskalationsstufe und hätte potenziell weitreichende Folgen für das Formel-1-Team. Selbst ein sofortiger Abschied von Max Verstappen ist dann nicht auszuschliessen!
Zugleich ist denkbar, dass es vor einer solchen Eskalation noch eine Last-Minute-Einigung zwischen den beiden Streitparteien gibt. Dass die Yoovidhya-Familie gewillt ist, Verstappen ziehen zu lassen, ist zumindest fraglich. Allerdings sind die Fronten verhärtet – wer wo nachzugeben bereit wäre, ist schwer einzuschätzen.