Vettel und Schumacher: Eine ganz besondere Freundschaft
Sebastian Vettel und Mick Schumacher sind an Formel-1-Wochenenden oft gemeinsam zu sehen. Elf Jahre Altersunterschied stören die besondere Verbindung ebenso wenig wie unterschiedliche Arbeitgeber.
Das Wichtigste in Kürze
- Für einen Rat für Mick Schumacher hat Sebastian Vettel immer Zeit.
«Wo immer ich helfen kann, helfe ich.
Er ist ein grossartiger Junge», sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister Vettel über den befreundeten Neuling: «Er weiss zwar selbst, was er tut, aber manchmal kann ich mit Kleinigkeiten vielleicht etwas unterstützen.» Und genau diese Einstellung kommt bei Schumacher gut an: «Er ist eine grosse Hilfe für mich, auf und abseits der Strecke. Ich bin froh, dass ich mich auf jemanden verlassen kann, der so viel Erfahrung hat.»
An diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky) treten die derzeit einzigen beiden deutschen Fahrer in der Formel 1 beim Grossen Preis der Steiermark erst zum achten Mal in einem Rennen gemeinsam an. Ihre in diesem Geschäft so seltene Freundschaft geht aber viel weiter zurück. Micks Vater und Rekordweltmeister Michael Schumacher war einst Vettels Kindheitsidol, später waren auch sie gut befreundet, ehe Vettel die Rolle als Ratgeber für Mick übernahm. «Ich bin immer froh und freue mich, Tipps zu geben, auch wenn sie vielleicht nicht immer die besten sind», sagte Vettel am Donnerstag mit einem Grinsen in Spielberg.
Erste gemeinsame Pressekonferenz
Erstmals sassen beide gemeinsam in der offiziellen Pressekonferenz und beantworteten die Fragen der Journalisten. Obwohl Vettel für Aston Martin und Schumacher für den Konkurrenz-Rennstall Haas fährt und sie eigentlich Gegner sind, sind sie oft gemeinsam im Fahrerlager zu sehen und tauschen sich gerne aus. Für Aufsehen sorgten beide in der Vorwoche in Frankreich, als Schumacher Vettel vor den Fernsehkameras einen seltenen Blick in sein Cockpit gewährte. Das ist in der Ellenbogengesellschaft Formel 1 ansonsten mehr als unüblich, denn die Kontrahenten sollen möglichst wenig über die anderen Autos wissen.
Doch Schumacher war mit seiner Sitzposition unzufrieden und wünschte sich einen Rat von Vettel. «Ich wollte mir das mal anschauen», sagte Vettel. In Österreich konzentriert er sich nun wieder mehr auf sich, will zum vierten Mal nacheinander in die Top Ten fahren und so erneut WM-Punkte holen. «Es gibt am Sonntag wohl Regen, das könnte eine nette Abwechslung werden», sagte der 53-malige Grand-Prix-Sieger Vettel und machte klar: «Wir wollen unseren Lauf fortsetzen.»
Vettel mit aufsteigender Form
Nach Anfangsschwierigkeiten gab es bei den vergangenen drei WM-Läufen mit den Plätzen fünf (Monaco), zwei (Baku) und neun (Le Castellet) einen Aufschwung. Noch sei Aston Martin zwar nicht da, wo er sich das nach zuvor sechs Jahren bei Ferrari gewünscht hätte, aber «es gibt den Willen, erfolgreicher zu sein», sagte der Hesse und ergänzte: «Die Dinge passieren nicht über Nacht, das wäre zwar schön, aber die meisten Sachen brauchen Zeit. Ich denke, die Zukunft sieht gut aus.»
Diese positive Zukunft wünscht sich auch Schumacher. Doch beim Rookie ist noch mehr Geduld gefragt. Nach sieben Rennen in diesem Jahr ist er weiter ohne Zählbares, dass sich das in Österreich ändert, gilt als sehr unwahrscheinlich. «Es liegt an uns, zu Williams aufzuschliessen und nicht den Kontakt zu verlieren», sagte der Formel-2-Meister des Vorjahres. Derzeit kann er auf der Strecke nur seinen Teamkollegen Nikita Masepin sicher bezwingen. Nächstes Ziel soll es sein, zum britischen Williams-Rennstall aufzuschliessen.
Dabei hat Schumacher nicht die besten Erinnerungen an den bergigen Kurs in der Steiermark, auf dem er nun zum ersten Mal in einem Formel-1-Wagen antritt. «Ich habe mir hier mal meinen Daumen gebrochen, das war mein erster Unfall in einem Einsitzer», sagte Schumacher. Trotzdem freue er sich genau wie Vettel auf den Grand Prix. «Ich hatte hier ein paar Podestplätze und wir hatten immer spannende Rennen», sagte Vettel: «Es sind viele schöne Erinnerungen.»