Kommentar: Djokovic gewinnt vor Gericht - es gibt aber nur Verlierer
Nein, über diesen Sieg von Novak Djokovic sollte niemand jubeln. Der Richter-Spruch aus Melbourne hinterlässt nur Verlierer. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Djokovic-Fans jubeln auf den Strassen von Australien über den Teilerfolg vor Gericht.
- Papa Srdjan sagt: «Es ist Novaks grösster Sieg, grösser als ein Grand Slam.»
- Heute gibt es aber nur Verlierer, findet Nau.ch-Sportredaktor Andrea Schüpbach.
Novak Djokovic wollte eigentlich nur Tennis spielen.
Der Serbe reist mit einer Ausnahme-Genehmigung nach Australien, die ihm erlauben soll, an den Australian Open teilzunehmen.
Doch statt sich auf das Grand-Slam-Turnier vorzubereiten, sitzt die Weltnummer 1 vier Tage in einem Migranten-Hotel fest. Nole wird am Flughafen abgefangen, ihm droht, dass er wieder heimreisen muss.
Heute dann der grosse Sieg vor Gericht. Djokovic bezwingt Australien in einem Fünf-Sätzer. Richter Anthony Kelly gibt dem Einspruch der Djoker-Anwälte statt. Novak darf bleiben.
Über diesen «Sieg» sollte aber niemand jubeln. Es gibt heute nur Verlierer.
1. Die australische Bevölkerung
Kein anderer Ort der Welt hatte einen längeren Lockdown als Melbourne. Australier, die hier wohnen, durften nicht ins Land zurück, wenn sie gerade im Ausland waren. Dann kommt plötzlich ein Serbe mit seinen Super-Anwälten und wird reingewunken.
Die Wut bei den Australiern ist gross, wie auch Nau.ch-Korrespondent Simon Binz aus Brisbane erzählt.
2. Der Rechtstaat von Australien
Einerseits gilt das Land als bestens organisiert. Mit harten Einwanderungs-Regeln – was man gut oder schlecht finden kann, aber Tatsache ist.
Dann kommt ein Tennis-Weltstar – und plötzlich herrscht Chaos. Statt direkt mit Novak zu sprechen, ist die Einwanderungs-Behörde nur mit dem Tennis-Verband in Kontakt.
Zudem führt ein Formfehler am Flughafen erst dazu, dass die Djoker-Einreise zum Krimi wird, der weltweit übertragen wird.
3. Novak Djokovic
Die «Rod Laver Arena» soll fast gefüllt werden. Rund 14'000 Fans werden ihrer Wut gegenüber der ungeimpften Weltnummer 1 mit Sonderbehandlung freien Lauf lassen.
Journalisten aus Australien rufen derzeit dazu auf, den Serben auszubuhen! Das sei eine patriotische Pflicht aller Australier.
Der Djoker hat seinen Kredit verspielt. Ausgerechnet in Melbourne. Dort genoss er bislang noch die meisten Sympathien aller vier Grand-Slam-Standorte.
4. Serbische Fans und australische Polizei
Und da wären ja auch noch die serbischen Fans, die zwar jubeln, sich aber gerade alles andere als beliebt machen. Es wird auf parkierten Autos getanzt.
Die australische Polizei setzt Pfefferspray ein. Bilder zeigen am Boden liegende Journalisten, die bei den Scharmützeln zwischen Djokovic-Mob und Ordnungs-Hütern verletzt wurden.
Heute gibt es keinen Grund zum Jubeln. Nicht einen.