«Wasted Talent» Ernests Gulbis spielt an Australian Open gross auf
Ernests Gulbis konnte sein riesiges Potenzial nie realisieren. Nun gelingt ihm aber an den Australian Open etwas, was es seit 15 Jahren nicht mehr gab.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem Letten Ernests Gulbis wurde eine grosse Karriere prophezeit – die er aber nie hatte.
- Mit 31 ist er die Weltnummer 256, steht aber in der 3. Runde der Australian Open.
- Das gab es seit 15 Jahren nicht mehr.
Plötzlich ist Ernests Gulbis wieder da. Das einstige lettische Wunderkind ist mittlerweile 31, die Weltnummer 256 und spielt auf dem Tenniszirkus längst keine Rolle mehr. Die grosse Karriere, die dem Partykönig einst vorausgesagt wurde, hatte er nicht annähernd. Statt Major-Erfolge zu sammeln, holte er lediglich sechs ATP-250-Titel, den letzten davon 2014.
Fünf Grand-Slam-Turniere ohne Matchgewinn
An den letzten fünf Grand-Slam-Turnieren konnte er kein Spiel gewinnen, auch nicht in der Qualifikation. Hin und wieder lässt er aber sein Können aufblitzen, wie zum Beispiel an den aktuell laufenden Australian Open. Fünf Erfolge in Serie feierte der Lette mit dem etwas eigenwilligen Stil bisher.
Dreimal siegte er in der Qualifikation; in Runde eins eliminierte er Felix Auger-Aliassime (ATP 22), in Runde zwei Aljaz Bedene (ATP 55). Dabei gab er bis jetzt in Melbourne nur zwei Sätze ab. Das als Weltnummer 256, wohlgemerkt.
last player not ranked in the atp top-250 (#gulbis, 256) to reach the #ausopen 3rd round was bobby reynolds (2005, 283)
— Luca Brancher (@LucaBeck) January 23, 2020
Historische Dimension
Sein Lauf an den Australian Open nimmt langsam historische Dimensionen an. Wie Statistik-Fans herausfanden, gab es das seit 15 Jahren nicht mehr, dass ein Spieler ausserhalb der Top 250 am 1. Grand Slam des Jahres die dritte Runde erreichte. Bobby Reynolds (ATP 283) gelang das Kunststück 2005; der Australier verlor dann allerdings gegen einen 18-Jährigen Rafael Nadal.
Mark Edmondson als Vorbild?
Vielleicht sollte sich Gulbis Mark Edmondson als Vorbild nehmen. Der Australier gewann 1976 als Weltnummer 212 die Australian Open. Er ist bis heute der schlechtest-klassierte Spieler, der je ein Grand Slam gewann. Allerdings war der bei seinem Coup ein aufstrebender 21-Jähriger, kein in die Jahre gekommenes «Wasted Talent» wie Ernests Gulbis.
Am Samstag trifft der Lette in der dritten Runde auf Wundertüte Gaël Monfils (ATP 10). Spektakel ist da vorprogrammiert. Und passieren kann gegen den unberechenbaren Franzosen einiges.