Beat Feuz: «Streif perfekter Abschied» – «Höllenritt zu gefährlich»
Beat Feuz beendet seine Karriere in Kitzbühel. Ski-Legende Eberharter ist überrascht. Zum Abschluss wäre ihm das zu gefährlich gewesen. Das sagt Nau.ch dazu.
Das Wichtigste in Kürze
- Schluss, aus, vorbei: Beat Feuz kündet sein Karriereende an.
- Letztmals an den Start geht er in Kitzbühel – auf der gefährlichsten Abfahrt der Welt.
- Ski-Legende Eberharter ist überrascht – auf der Nau.ch-Sportredaktion ist man gespalten.
Mit 35 Jahren und vier gewonnen Abfahrtskugeln hat Beat Feuz genug: Der Emmentaler tritt nach dem Klassiker in Kitzbühel zurück.
Ski-Legende Stephan Eberharter ist vom Rücktritt nicht überrascht. Von Feuz' Auswahl des letzten Rennens hingegen schon: «Mit dem Wissen, dass die Karriere danach eh vorbei ist, wäre ich persönlich nicht in der Lage gewesen, in Bormio, Wengen und Kitzbühel Rennen zu bestreiten», so der Österreicher.
Der Grund: «Wenn du dich auf einer Abfahrt wie der ‹Streif› in Kitzbühel nicht zu 100 Prozent fokussieren kannst, wird es richtig gefährlich. Und ich hätte mich mit dem Rücktritt im Hinterkopf nicht mehr voll konzentrieren können.»
Die Meinungen auf der Nau.ch-Sportredaktion gehen auseinander.
Mathias Kainz, Sport-Redaktor
«Gibt es für Beat Feuz einen besseren Ort, um einen Schlussstrich unter seine grosse Karriere zu ziehen, als Kitzbühel? Die Streif ist und bleibt die Königin unter den Abfahrten. Einen passenderen Abschied kann sich der Kugelblitz gar nicht wünschen.
Es unterstreicht die bemerkenswerte Mentalität des Olympiasiegers. Feuz hätte sich zurücklehnen können, die Feiertage schon als Ski-Rentner geniessen können. Stattdessen will er es noch einmal wissen, noch einmal den Hahnenkamm hinunter.
Natürlich weiss Feuz um das Risiko, das so ein Abschied mit sich bringt. 90 oder 95 Prozent auf der Streif – das kann nur schiefgehen. Aber der Kugelblitz wird zum Abschluss noch einmal alles geben, 105 Prozent raushauen. Und dann zufrieden die Ski in die Ecke stellen.
Beweisen muss der 35-Jährige nichts mehr, genau deshalb ist der Zeitpunkt perfekt. Bormio, Wengen, Kitzbühel – ein Crescendo grosser Abfahrten zum Abschluss einer tollen Karriere. Da wünscht ihm sogar ein Österreicher noch einen vierten Kitzbühel-Erfolg.»
Andrea Schüpbach, Sport-Redaktor
«Beat Feuz will seine Karriere mit dem Höllenritt Streif beenden. Die gefährlichste, brutalste und anspruchsvollste Abfahrt der Welt gehört zu den Lieblingspisten des Schangnauers. Er lebt in Österreich, geniesst auch in Kitzbühel grosse Beliebtheit. Der 16-fache Weltcup-Sieger hat sich den Applaus vor der Ski-Rente mehr als verdient.
Trotzdem ist es der falsche Ort für eine Abschiedsvorstellung. Am 21. Januar werde ich mir bei der Fahrt von Beat Feuz die Augen zuhalten.
Mit dem Rücktritt im Hinterkopf scheint es unmöglich, sich zu 100 Prozent auf das Rennen zu konzentrieren. Genau diesen Fokus braucht es aber auf der 3312 Meter langen Tortur. Winzigste Fehler haben auf der komplett mit Kunstschnee verdichteten und vereisten Piste fatale Folgen.
Für meine Nerven hätte ich mir gewünscht, dass es Feuz wie Didier Cuche gemacht hätte. 2012 verabschiedete er sich in Schladming nach 368 WeltcupRennen im Retro-Look.
Unter tosendem Applaus rutschte er auf den Holz-Laden die Planai hinunter. Cuche kommt mit rund vier Minuten Rückstand, aber heil zum letzten Mal ins Ziel. ‹Danke Didier› wird gesungen. Die Bilder bleiben für die Ewigkeit.»