Kommentar: Bei Olympia 2022 in China fährt Angst um Odermatt mit!
Das Wichtigste in Kürze
- Heute in einer Woche beginnen in Peking die Olympischen Winterspiele.
- Die tägliche Testerei und das Coronavirus werden zum Dauer-Thema.
- Ein Kommentar von Nau.ch-Chefredaktor Micha Zbinden.
Als junger, 27-jähriger Sportjournalist durfte ich 2006 für das SRF an die Winterspiele in Turin reisen. Ich kannte damals zwar alle Fussballstadien, an einem Skirennen war ich noch nie.
Wenig später stand ich mit offenem Mund an der Skisprungschanze, sah die Skiakrobaten durch die Luft fliegen und zuckte ob der Schüsse und Zuschauer beim Biathlon zusammen.
Als persönliche Erinnerung erhielt ich eine IOC-Verwarnung, weil ich von den Snowboard-Gebrüdern Schoch auf dem Weg zu Doppelgold in der verbotenen Zone noch ein letztes Quote holen wollte. «Willst Du die Goldene holen oder soll ich?», fragten sie sich. Der damalige SRG-Delegationsleiter legte ein gutes Wort für mich ein, ich durfte bleiben.
Nach 24 Tagen arbeiten am Stück war ich mitten in einem Arbeitsflash und fiel anschliessend – wie so viele Athleten oder eben auch Journalisten – in ein kleines Loch. Voll infiziert vom Olympischen Geist und der Faszination der Spiele.
Höher, schneller, weiter. Und am Abend treffen sich AthletInnen, BetreuerInnen und Fans im «House of Switzerland» und feiern gemeinsam die Medaillen. Schön!
Das alles wird es in einer Woche an den Spielen in Peking nicht geben. Die Sportler befinden sich in einer Blase, wegen der Omikron-Variante gibt es keine Zuschauer-Tickets im freien Verkauf.
Hinzu kommt: Die Null-Covid-Strategie der Chinesen macht die Athleten mehr als nervös. Täglich müssen sie zum Corona-Test antraben.
Und aufgepasst: In China werden die Werte strenger gemessen. Es kann durchaus sein, dass ein Athlet bei Abflug negativ ist – und es dann bei der Ankunft eine böse, positive Überraschung gibt. Nicht weniger als die Arbeit von vier Jahren und der Karriere-Höhepunkt stehen auf dem Spiel!
Freuen Sie sich auf die Olympischen Winterspiele in Peking?
In Deutschland fürchten einige Athleten zudem, dass ihnen positive Tests untergeschoben werden. Um sie so aus dem Wettkampf zu nehmen.
Bis unsere Ski-Stars Marco Odermatt, Beat Feuz und Lara Gut-Behrami in Yanqing endlich am Start stehen, fährt die Angst mit.
Unter diesen Bedingungen sollen wir also die Spiele geniessen und uns anschliessend in den Armen liegen, wenn es Medaillen gibt? Schwierig.
So sind Olympische Winterspiele unattraktiv wie eine Klassenzusammenkunft in einer Mehrzweckhalle.
Und nicht vergessen. Über die fehlenden Menschenrechte in China haben wir noch gar nicht gesprochen.